Wahlplakate: Blickfänger, Aufreger oder Polit-Müll?

Wahlplakate behalten in Zeiten von Social Media ihre Bedeutung

In Wahlkampfzeiten wird unser öffentlicher Raum mit allerlei Weisheiten und Behauptungen ‚bereichert‘, die uns per kleinen und großen Wahlplakaten nähergebracht werden sollen. Da will Robert Habeck „Zuversicht“ verbreiten, obwohl er als grüner Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz maßgeblich zu einer desolaten Wirtschaftsentwicklung beigetragen hat. „Mit Sicherheit mehr Wachstum“ verspricht der Sozialdemokrat Olaf Scholz, doch warum hat er sich – bitte schön – nicht bereits in seinen drei Amtsjahren als Bundeskanzler engagierter um die innere und äußere Sicherheit oder das wirtschaftliche Wachstum gekümmert? So richtig gewuchert sind nur die Bürokratie und das Bundeskanzleramt. Der Spitzenkandidat von CDU und CSU schaut kleinformatig so in sich gekehrt auf die Passanten herab, dass ich mich wirklich frage, welcher Wahlkampfmanager dieses Motiv ausgewählt hat. Auf das Horrorkabinett, das Angela Merkel als CDU-Bundeskanzlerin in ihrer letzten Amtsperiode um sich geschart hatte, und die Laienspielgruppe von Olaf Scholz muss jetzt eine Regierung folgen, die endlich Probleme löst und nicht nur über sie debattiert. Darum hätte ich mir auf dem Wahlplakat von Friedrich Merz mehr Dynamik gewünscht. Nun denn, Politik ist kein Wunschkonzert, doch während des Wahlkampfs wird viel versprochen und leider hinterher meist wenig davon realisiert. „Schönreden ist keine Wirtschaftsleistung“ verkündet Christian Lindner als FDP-Vorsitzender, und da hat er natürlich recht, doch seine Einsicht lockt immer weniger Wählerinnen und Wähler zu den Liberalen, die sich weit entfernt haben von ihrem Bundespräsidenten Theodor Heuss oder Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Die ungelösten Probleme bei der Steuerung der Migration bringen BSW und AfD Zulauf, wobei letztere hinter der ‚Brandmauer‘ dank der desolaten Politik der Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP ihre Wählerschaft verdoppeln konnte. Für den einen sind Wahlplakate ein Blickfang, für den nächsten ein Aufreger oder gar Polit-Müll, und dies nicht erst, wenn sie zerfetzt am Boden liegen. Studien zeigen, dass Plakate gerade auch bei politisch weniger interessierten Bürgern ein Weg sind, diese auf die jeweilige Wahl anzusprechen.

CDU-Wahlplakat in bläulicher Grundfarbe. Text weiße Buchstaben in schwarzer Fläche: "Fleiß muss sich wieder lohnen". Darunter etwas kleiner "Beide Stimmen für die CDU".
Leider wird im politischen Diskurs unablässig übersehen: Ohne Fleiß kein Preis! Ohne Fleiß geht es mit der Wirtschaft und dann auch der Gesellschaft bergab. Unser Steuersystem muss so umgestaltet werden, dass der engagierte Arbeitnehmer deutlich bessergestellt ist als derjenige, der es sich – obwohl er arbeiten könnte – in der sozialen Hängematte bequem gemacht hat. (Bild: Ulsamer)

Wahlplakate sprechen breite Schichten an

Wahlplakate scheinen in Zeiten von Social Media zwar etwas aus der Zeit gefallen zu sein, doch verschiedene Studien belegen deren Bedeutung. In einer Analyse stellten das Meinungsforschungsinstitut ‚Forsa‘ und die Uni Hohenheim zur Bundestagswahl 2021 fest, dass 62 % der knapp 15 000 Befragten Wahlplakate am häufigsten nannten, über die sie von den Parteien angesprochen wurden. Wahlspots im Fernsehen brachten es auf 50 %, Aktivitäten von Parteien und Abgeordneten über soziale Medien auf 28 %. Professor Frank Brettschneider u.a. betonen: „Wahlplakate werden von Menschen mit geringem politischem Interesse überdurchschnittlich oft wahrgenommen. Internetseiten der Parteien/Kandidierenden sowie Informationen über Parteien und Kandidierende werden überdurchschnittlich oft von Menschen wahrgenommen, die sich sehr stark für Politik interessieren.“ Bei den Wahlplakaten geht es insbesondere darum, die Kandidaten, die Partei und deren Grundaussagen bekannt zu machen. Wortspielereien mögen manchem Parteipolitiker gefallen, doch sie sind wenig geeignet, denn Wahlplakate werden gerade auch im Verkehrsgeschehen oft nur für Sekunden wahrgenommen. Bilder sind eingängiger als Texte, die ohnehin nur holzschnittartig sein können. „Wahlplakate haben eine große Bedeutung in der Wählermobilisierung, aber auch in der Bekanntmachung und Wiedererkennung von Personen”, betonte der Karlsruher Psychologe Dominic Hennig gegenüber dem SWR.

Robert Habeck mit dunkler Oberbekleidung schaut direkt zum Betrachter. Der Hintergrund des Plakats ist grün. Der Text lautet "Zuversicht" in großen Buchstaben und darunter in kleinerer Schrift "Ein Mensch Ein Wort".
„Zuversicht“ und Robert Habeck auf einem Plakat, da musste ich dann doch lachen. Ein Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, der nicht nur das vielzitierte ‚Heizungsgesetz‘ vergeigt hat, mit geplatzten Großansiedlungen wie Northvolt und Intel brillieren wollte und eine stagnierende Wirtschaft zurücklässt, vermittelt für mich keine Zuversicht. Das benutzte Foto zeigt im Grunde eher einen mutlosen Robert! (Bild: Ulsamer)

„Wahlplakate sind keine Bücher. Der Inhalt muss innerhalb von drei bis fünf Sekunden erfassbar sein“, so Professor Brettschneider in einem SWR-Beitrag. Das haben sich die Grünen mit dem Slogan „Zuversicht“ wohl zu Herzen genommen. In der Kürze mag die Würze liegen, doch wie ausgerechnet Robert Habeck zu „Zuversicht“ passt, das erschließt sich vermutlich nur eingefleischten Anhängern von Bündnis90/Die Grünen. Die deutsche Wirtschaft rangiert mit ihrem Nicht-Wachstum am Ende der EURO- bzw. der G7-Staaten, da weiß ich nicht, wo ich aus den Aktivitäten von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck „Zuversicht“ schöpfen soll. Das Heizungsgesetz, um allein dieses Beispiel zu nennen, hat gewiss nicht zu mehr Zuversicht in deutschen Landen geführt. Die plakatierte „Zuversicht“ lösen Bündnis90/Die Grünen mit ihrem Spitzenkandidaten bei mir nicht aus, und das liegt mit daran, dass diese Partei ihre grüne Seele verloren zu haben scheint, denn wo agieren sie augenblicklich stringent im Sinne von Natur-, Umwelt-, Klima- oder Tierschutz? Was ist eigentlich an den Grünen derzeit grün? Als beim letzten Atomkraftwerk in Deutschland der Stecker gezogen wurde, ging den Grünen endgültig die Luft aus. Mit Verboten lässt sich keine Mehrheit für den Klimaschutz gewinnen, und die Solidarität zerbröselt, wenn die zentralen Anliegen breiter Bevölkerungsschichten, so z. B. eine deutliche Reduzierung der irregulären Migration, zerredet werden. Mehr zu diesem Thema finden Sie in meinem Beitrag ‚Bündnis90/Die Grünen: Die grüne Seele bei Natur- und Umweltschutz ist verwelkt‘.

Sahra Wagenknecht auf einem Plakat ihres Bündnissses Sahra Wagenknecht mit dem Text: "Unser Land wünscht sich weniger Migration".
Sahra Wagenknecht, die Gallionsfigur des nach ihr benannten Bündnisses BSW, hat ganz links und weit rechts Programmpunkte zusammengeklaubt, die sie nun für ein Parteiprogramm hält. Erschreckend ist es, wenn sie sich darum herumdrückt, Wladimir Putin als Verursacher des russischen Angriffskriegs zu bezeichnen. Weitere Infos finden Sie in meinem Beitrag: ‚Wladimir Putin: Imperialist und Kriegsverbrecher. Ist der Angriff auf die Ukraine erst der Anfang?‘ Wagenknecht nutzt – wie die AfD – die offene Flanke, die SPD, Grüne und FDP in Sachen Migration entblößt haben. Die Parteien der Mitte müssen die irreguläre Migration weitestgehend eindämmen, nur dann werden zahlreiche Wähler von BSW und AfD in die politische Mitte zurückkehren. (Bild: Ulsamer)

Ungelöste Migrationsprobleme stärken politische Ränder

Neben der wirtschaftlichen Misere steht in vielen Diskussionen und auch auf Wahlplakaten das Thema Migration im Mittelpunkt. Während Robert Habeck mit einem 10-Punkte-Plan seine Partei in Sachen Migration in der politischen Mitte verorten möchte, will die Grüne Jugend die Zuwanderung sogar erleichtern. „Alle Menschen sollten das Recht haben, auf ihrem Fluchtweg keinen Gefahren durch Schlepper, Grenzstaaten oder dem Mittelmeer ausgesetzt zu sein“, unterstrich die Jugendorganisation von Bündnis90/Die Grünen am 5. Februar 2025. „Dafür müssen die Personalkapazitäten der deutschen Auslandsvertretungen dringend ausgeweitet werden“. Das soziale Anliegen teile ich, doch inzwischen sollte auch den Grünen aufgefallen sein, dass Deutschland mit dem Zustrom an Migranten überfordert ist. Es fehlt an Lehrern, Sozialarbeitern und Wohnungen, um allein diese Bereiche anzuführen. Der Wahlparteitag von Bündnis90/Die Grünen setzte sich dafür ein, das Nachholen von Familienangehörigen zu erleichtern. Wer sich weiterhin der Realität verschließt, der besorgt das Geschäft der AfD und des BSW. Selbstverständlich benötigen wir den Zuzug qualifizierter Mitarbeiter und ihrer Familien, aber die irreguläre Migration muss eingedämmt werden. Im September 2015 hatte Bundespräsident Joachim Gauck in einer bis heute lesenswerten Rede unterstrichen: „Inzwischen trauen wir uns, und wenn nicht, dann sollten wir uns trauen, das fundamentale Dilemma dieser Tage offen auszusprechen: Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten, sie sind endlich.“

Wahlplakat der SPD mit einem Bild von Olaf Scholz und dem Text: "Kanzler für mehr Sicherheit" und etwas kleiner "Für innere, äußere und soziale Sicherheit: mehrfürdich.spd.de".
Irgendwie wirkt das SPD-Plakat mit Olaf Scholz etwas weltfremd. Ausgerechnet der Bundeskanzler wirbt mit „Sicherheit“, die er weder im wirtschaftlichen Bereich noch beim Sicherheitsempfinden der Bürger oder der Eindämmung irregulärer Migration vermitteln konnte. Olaf Scholz, den seine Partei überdies nicht mal als Parteivorsitzenden wollte, hat in seiner Amtszeit rapide an Ansehen verloren, und dazu trug auch seine Überheblichkeit bei. Nicht von ungefähr widmete ihm ‚Der Spiegel‘ eine Coverstory mit dem zutreffenden Titel „Absturz eines Besserwissers“. Mehr zur zerfallenen Regierung von Olaf Scholz lesen Sie in meinem Beitrag ‚Laienspielgruppe gastiert als Ampelregierung. Bundesregierung unter Olaf Scholz stürzt in der Wählergunst ab‘. (Bild: Ulsamer)

Haben Sie das sogenannte „TV-Duell“ gesehen, bei dem Bundeskanzler Olaf Scholz und sein Herausforderer Friedrich Merz in ARD und ZDF aufeinandertrafen? Scholz zeigte sich in ungewohnter Weise kämpferisch und wie immer überzeugt, im Grunde alles richtig gemacht zu haben – auch bei der Eindämmung der Migration. Als Zuschauer musste man den Eindruck gewinnen, man habe etwas verpasst, denn das selbstgefällige ‚Ich‘ aus dem Bundeskanzleramt zeichnete eine Realität, die nicht mit den eigenen Eindrücken übereinstimmte. Gegenteilige Aussagen von Friedrich Merz erschienen Scholz „lächerlich“ oder „doof“. Nun gut, Einbildung ist ja auch was, aber sie bringt unser Land nicht voran, besonders dann nicht, wenn sie sich im aufgeblähten Kanzleramt niedergelassen hat. “Ich bin der Politiker, der in Deutschland am meisten für harte Sanktionen beim Bürgergeld und auch bei der früheren Grundsicherung steht, weil ich glaube: Wer arbeiten kann, soll es auch tun“, so Scholz zum Bürgergeld. Merz entgegnet: “Aufgefallen ist mir das noch nicht, aber vielleicht habe ich etwas übersehen.” So geht es nicht nur Friedrich Merz, sondern Millionen von Wahlbürgern gleichermaßen, denn ansonsten würde die SPD bei der Sonntagsfrage nicht bei 15 % landen. Was würden wohl große Sozialdemokraten wie der erste Reichspräsident der Weimarer Republik, Friedrich Ebert, über die desolate Lage der SPD sagen? Nun gut, abgerechnet wird am Schluss, wenn wir Wähler unsere beiden Kreuzchen gemacht haben. Eines dürfte klar sein: Kann die nächste Bundesregierung die Migration nicht besser steuern und für mehr Sicherheit sorgen, dann wird sich die AfD freuen.

Großplakat der CDU in bläulicher Farbe mit dem Text: "Recht und Ordnung wieder durchsetzen".
Begriffe wie Recht oder Ordnung wirkten auf manche Zeitgenossen lange altbacken, doch die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland zeigt überdeutlich, was geschieht, wenn Recht und Ordnung nicht gewährleistet sind. Bereits 2019 sagte die damalige Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Bündnis90/Die Grünen) laut ‚Tagesspiegel‘: „Ich gehe in Berlin durch gar keine Parks, ich weiß ja nicht, wie Sie das handhaben, aber das ist mir als Frau zu gefährlich“. Und als Grüne-Bundesvorsitzende meinte Ricarda Lang auf die Frage, ob sie nachts durch den Görlitzer Park in Berlin laufen würde: „Im Moment nicht.“ Anschläge im Monatsrhythmus durch Asylanten mit Toten und Verletzten erschüttern das Sicherheitsfühl. Freiheit und Demokratie lassen sich nur sichern, wenn Recht und Ordnung zu den Fundamenten gehören. (Bild: Ulsamer)

Ordnung und Fleiß sind unerlässlich

„Recht und Ordnung wieder durchsetzen“, so plakatiert die Union, und dies beziehe ich nicht nur auf die irreguläre Migration, sondern auch auf die innere Sicherheit insgesamt. Dabei geht es um nichts anderes, als mörderische Anschläge wie in Mannheim, Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg oder München zu verhindern, und um die Eindämmung der Gewalt im öffentlichen Raum ganz allgemein. Da wird es nicht reichen, am Wochenende ein Messerverbot für bestimmte städtische Areale zu erlassen, sondern es muss härter und konsequenter gegen Straftäter – woher sie auch stammen – vorgegangen werden. Das zunehmende Gefühl der Unsicherheit lässt sich nicht durch Beileidsbekundungen und politische Sonntagsreden nach jedem weiteren Mordanschlag ins Gegenteil verkehren, sondern lediglich durch eine Stärkung der Polizei, schnellere Gerichtsverfahren und die Ausweisung straffälliger Migranten ohne deutschen Pass in einem möglichst frühen Stadium. Das Gegenteil ist zumeist der Fall: Ein erschreckendes Beispiel griff die ‚Stuttgarter Zeitung‘ am 12. Februar 2025, also über vier Jahre nach der Tat in Freiburg auf. „Eine 18-jährige Frau war im Gebüsch neben einem Freiburger Techno-Club von zehn vor allem syrischstämmigen Männern vergewaltigt worden“, schreibt Eberhard Wein. „Tatsächlich abgeschoben habe man bisher aber nur einen Mann“, so das Regierungspräsidium Freiburg. Selbstredend gilt es, möglichst viele Menschen mit Hilfe von Jugend- und Sozialarbeit in unsere Gesellschaft einzubinden, damit sie erst gar nicht straffällig werden. Und da gibt es bei angestammten Deutschen und zugewanderten Migranten genügend zu tun. Auch dies ist ein Grund dafür, dass der irreguläre Zustrom gestoppt wird, denn bereits die schiere Zahl ist nicht mehr bewältigbar, das sehen wir in den Kommunen jeden Tag.

FDP-Wahlplakat mit einem Foto von Christian Lindner mit dem Text "Schönreden ist keine Wirtschaftsleistung".
Wo er recht hat, hat er recht: „Schönreden ist keine Wirtschaftsleistung“. Aber bei Christian Lindner, dem Vorsitzenden der FDP und von Olaf Scholz geschassten Finanzminister habe ich den Eindruck gewonnen, dass er sich gänzlich auf das Reden konzentriert, und das kann er vorzüglich! Zu lange hatte Lindner im Kabinett von Olaf Scholz mitgespielt und wurde bei seinen Tricksereien vom Bundesverfassungsgericht gestoppt, das die nachträgliche Umbuchung von Kreditermächtigungen aus dem Coronatopf zum Klimaschutz untersagte. Meinen Blog-Beitrag zu diesem entlarvenden Vorgang finden Sie unter ‚Finanzminister Christian Lindner als Hütchenspieler aufgeflogen. Taschenspielertricks der Bundesregierung verfassungswidrig‘. (Bild: Ulsamer)

„Fleiß muss sich wieder lohnen“. Wer möchte hier widersprechen, es sei denn, man hat es sich dank staatlicher Leistungen schon viel zu gemütlich auf dem Sofa gemacht. ‚Fleiß‘ wird schnell zu einer deutschen Tugend deklariert, doch ein Blick in die Fabrikhallen, Werkstätten, Restaurants und Büros zeigt, fleißige Arbeitnehmer und Unternehmer kommen aus allen Teilen unserer Welt. Somit dürfte dieses Wahlplakat bei der weit überwiegenden Mehrheit auf volle Zustimmung treffen, auch wenn es nicht unmittelbar zu einer Wahlentscheidung für die CDU/CSU führt. Mehr „Netto vom Brutto“ plakatieren die ‚Freien Wähler‘, die CDU/CSU Wähler abspenstig machen dürften, ohne dass sich das im Bundestag in Sitzen niederschlägt. Apropos Sitze: Als Folge der von SPD, Grünen und FDP verabschiedeten Wahlreform könnte es geschehen, dass im Wahlkreis gewählte Abgeordnete nicht in den Bundestag einziehen, wenn die Zahl der direkt gewählten Parlamentsmitglieder einer Partei höher ist als ihr nach dem Prozentsatz der Zweitstimmen zustehen würden. Warum das Bundesverfassungsgericht ausgerechnet diesen Teil der Neuregelung nicht beanstandet hat, das ist mir ein Rätsel. Genau darauf bin ich bereits eingegangen in: ‚Wahlrechtsreform: Trotz Direktmandat nicht im Bundestag? Der Vorschlag der Ampelregierung gefährdet die Demokratie‘.

Friedrich Merz auf CDU-Wahlplakat. Er schut mit dunkler Brille nach rechts. Text: "Für ein Land, auf das wieder stolz sein können".
Leicht skurril wirkt auf mich das Wahlplakat, das Friedrich Merz in einer Pose zeigt, die ich beim besten Willen nicht mit Dynamik und Durchsetzungskraft verbinden kann. Wer hat denn dieses Motiv ausgewählt? Mich erinnert das Bild eher an einen Philosophen in seiner Kemenate als an einen zukünftigen Bundeskanzler. (Bild: Ulsamer)

Koalitionäre dürfen nicht auf Weiter-so setzen

Die Wellen des Wahlkampfs werden sich nach der Stimmabgabe verlaufen, auch wenn manche Journalisten die Kompromissfähigkeit der Parteien der Mitte in Zweifel ziehen. Letztendlich geht es nicht nur um die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, sondern Politiker zieht es meist an die Futterkrippen der Macht und nicht so gern in die oppositionelle Ecke. „Die Opposition ist Mist, lasst das die anderen machen. Wir wollen regieren“, betonte Franz Müntefering auf einem Sonderparteitag 2004, bei dem er zum SPD-Vorsitzenden gewählt wurde. 2005 brachte es die älteste demokratische Partei Deutschlands bei den Bundestagswahlen noch auf 34 %, davon kann die SPD gegenwärtig bloß träumen. Vielleicht hätten sich die Sozialdemokraten besser an eine weitere Aussage von Müntefering gehalten: „Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, das Spiel zu gewinnen, und nicht überlegen, mit wem wir nachher duschen gehen.“ Letztendlich wird wieder eine Koalitionsregierung auf uns alle zukommen, und am ehesten werden sich Union und SPD zusammenraufen. Was nicht passieren darf, ist ein Weiter-so, denn das würde nur die politischen Ränder stärken. Ich habe immer das deutsche Verhältniswahlrecht favorisiert, doch manchmal wünschte ich mir inzwischen ein Mehrheitswahlrecht wie im Vereinigten Königreich, wo die Direktwahl des Abgeordneten entscheidet.

Plakat der MLPD mit einem Bild von Karl Marx und dem Text "Kapitalismus-Kritik: das Original".
Zu den unverbesserlichen Aktivisten gehören wohl die Anhänger der MLPD, die noch immer mit Karl Marx wirbt, obwohl alle Versuche, seine Ideale in verschiedenen Teilen der Welt umzusetzen, in wirtschaftlicher Not oder Unfreiheit endeten. Für die politische Willensbildung ist die maoistisch-stalinistisch geprägte Sekte unbedeutend, denn die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands brachte es bei der Bundestagswahl 2021 auf weniger als 0,1 % der Stimmen. Mehr zu den nimmermüden Marx-Fans lesen Sie in: ‚200. Geburtstag von Karl Marx: In Bronze gegossene Geschichte. Trier und Berlin – Wenn Staatskünstler Geschichte gestalten‘. (Bild: Ulsamer)

Wahlplakate behalten weiter ihre Bedeutung, denn im öffentlichen Raum kommen auch Politikmuffel kaum an ihnen vorbei. Und das ist gut so. Mögen die Plakate nichts als einzelne Impulse setzen, bestimmte Gesichter hervorheben, so können sie durchaus ein Blickfang und so eine Anregung sein, sich intensiver mit den unterschiedlichen politischen Angeboten vertraut zu machen. Das eine oder andere Plakat hat zwar wenig mit der Realität in unserem Land zu tun, doch sie alle zeigen damit die Bandbreite des Denkens und Fühlens in unserer freiheitlichen Gesellschaft. Wer heute noch mit Karl Marx, als dem „Original“ auf Wählerfang geht – wie die maoistische MLPD -, der hat die Wirklichkeit abgeschüttelt und sich in seine eigene kleine Welt zurückgezogen. Aber auch dies gehört zu einer freien und demokratischen Gesellschaft, Andersdenkende kommen zu Wort und können Plakate kleben. Im gelobten Reich der Maoisten zählen dagegen allein die Vorgaben einer Partei. Und das ist gewiss das Letzte, was ich mir wünsche! Alle Bürger sollten dem Grundsatz folgen: Hände weg von Wahlplakaten, selbst wenn sie einem nicht gefallen.

In der Dunkelheit brennnt ein Wahlplakat, das an einem Beleuchtungsmast befestigt wurde.
In diesen Wochen gibt es aus meiner Sicht mehr zerstörte Plakate als bei vorhergehenden Wahlkämpfen. Zerrissen, beschmiert oder gleich angezündet wie im Fall eines Plakates von Volt direkt vor unserer Haustüre. Spät in der Nacht klingelte es gegen 23 Uhr und wir öffneten trotz anfänglicher Bedenken. Ein junges Paar hatte angehalten, denn gegenüber brannte ein Wahlplakat. Feuerwehr, Polizei, Feuerlöscher? Der Laternenmast und der Holzzaun könnten etwas abbekommen, also füllte ich einen Wassereimer und behob das Problem. Wer Plakate zerstört, die ihm nicht gefallen, hat die freiheitliche Demokratie falsch verstanden. Aber ganz neu ist das nicht, denn als ich mit einem Freund zu Studentenzeiten Plakate klebte, waren diese am nächsten Morgen bereits wieder verschwunden oder zerstört. Schmierfinken, die gerne Wände verunstalten, neigen auch dazu, ihr Gekrakel auf Wahlplakaten zu hinterlassen. (Bild: Ulsamer)

Schmierereien gehören nicht auf Wahlplakate, und wer sie gar zerfetzt und anzündet, der vergeht sich am Gedanken der freien Meinungsäußerung. Wahlplakate müssen zuspitzen und sind hoffentlich ein Blickfang, hin und wieder ein Aufreger, als Polit-Müll sollten wir sie nicht betrachten und auch nicht zu solchem machen. Unsere demokratische Grundordnung lässt sich am besten erhalten und stärken, wenn wir offen über alle Probleme debattieren, doch dann müssen auch Taten folgen: Die nächste Bundesregierung muss endlich damit beginnen, Probleme zu lösen, anstatt ausschließlich über diese zu streiten.

 

SPD-Wahlplakat von 2021 mit einem Foto von Olaf Scholz und dem Text "Respekt für dich".
Auf einem seiner Wahlplakate ließ sich Olaf Scholz 2021 mit dem Slogan „Respekt für Dich“ abbilden. Scholz schaffte es wegen gravierender Schwächen der Union ins Kanzleramt, das er – ausgehend von Plänen aus der Regierungszeit von Merkel/Scholz – gerade räumlich verdoppeln lässt. Mit dem Respekt scheint es bei Olaf Scholz gegenüber seinen Mitmenschen so eine Sache zu sein. In der letzten Wahlkampfphase beleidigte Bundeskanzler Scholz im direkten Gespräch Joe Chialo. „Als Joe Chialo einwandte, ob er das wirklich so meine mit dem Rassismus der CDU, jener Partei also, in deren Bundesvorstand er sitzt, fuhr Scholz ihn an, er, der Schwarze, sei nicht mehr als ein Feigenblatt. ‚Jede Partei hat ihren Hofnarren‘, sagte Scholz vor Zeugen an den Berliner Kultursenator Chialo gewandt“, schreibt das Magazin ‚Focus‘. Im TV-Duell mit Friedrich Merz waren dessen Vorschläge mal „doof“, mal „lächerlich“. Eine echte politische Auseinandersetzung sieht anders aus. Entlarvend war es, als Scholz dem FDP-Chef Christian Lindner bei seinem Rausschmiss aus der Ampelregierung vorwarf, er sei „kleinkariert“. Wenn ein bundesdeutscher Politiker für kleinkariertes Denken steht, dann ist das Olaf Scholz, darüber kann sein selbstgefälliges bis herablassendes Grinsen nicht hinwegtäuschen. „Wer den Bundeskanzler am Mittwoch gehört hat, weiß, dass Olaf Scholz der richtige Mann ist“, so sieht Ralf Stegner dagegen den Kanzler in einem ‚Welt‘-Interview. Der ewig sauertöpfisch dreiblickende SPD-Wadenbeißer stand mit seiner Meinung ziemlich einsam in Deutschland da, denn in der Insa-Umfrage für ‚Bild‘ waren 72 % der Befragten unzufrieden mit der Arbeit des SPD-Kanzlers. Wer sich Respekt als Wahlmotto aussucht, wie Olaf Scholz 2021, der sollte auch versuchen, gegenüber seinen Kontrahenten genau diesen Respekt zu zeigen. Ergänzende Ausführungen zum Zerfall der Koalition von SPD, Grünen und Liberalen finden Sie in meinem Blog-Beitrag ‚Bundesregierung unter Olaf Scholz hat ihre Chancen selbst verspielt. Donald Trump siegt und Bundesregierung zerfällt. (Bild: Ulsamer)

 

Wahlplakat Die Linke mit dem Text: "Ist dein Dorf unter Wasser, steigen Reiche auf die Yacht".
Die nach dem Abgang von Sahra Wagenknecht und ihren Getreuen stark gerupfte Linke pflegt weiter ihr simples Weltbild. Eigentlich ist das kein Wunder für eine Nachfolgepartei der SED, die einst die DDR unter ihrer Knute hielt. Die Reichen sind schuld, Milliardäre gehören enteignet, dann ist die Welt gerettet. Nun habe ich gewiss nichts dagegen, wenn Milliardäre mehr zum Steueraufkommen beitragen, doch wird dies die Probleme eines Landes, das über seine Verhältnisse lebt, gewiss nicht lösen. (Bild: Ulsamer)

 

Blaues Plakat der AfD mit dem Text "Zeit für bezahlbare Energie".
Bezahlbare Energie, das ist ein zentrales Thema, doch nicht nur der AfD fehlt es an echten Antworten. Die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel will gar Windräder abreißen, ohne konkrete Wege in die Zukunft zu weisen. Die bei der AfD hoch im Kurs stehende Reanimierung der Kernenergie wird kurz- und mittelfristig keine Alternative sein, auch über Kernfusion wird seit Jahrzehnten folgenlos philosophiert. Und der Kauf von russischem Erdgas, den die AfD fordert, ist ein Ding der Unmöglichkeit, solange Putin am Ruder ist. Das Kernthema der AfD bleibt ein Stopp der illegalen Zuwanderung. (Bild: Ulsamer)
Plakat der Grünen mit dem Text "Natur und Klima schützen".
In Wahlkampfzeiten fallen Parteien gerne ihre Grundanliegen wieder ein, die sie im täglichen Regierungsbetrieb bedauerlicherweise vergessen haben. Natürlich werkelten die Grünen an allerlei Strategien mit, so z. B. zum Schutz der Moore oder der Meere, doch wo sind die konkreten und durchschlagenden Maßnahmen? Fehlanzeige. Wer als grüne Bundesministerin wie Steffi Lemke sich selbst dafür lobt, man habe „eine Regelung beschlossen, die es bundesweit möglich macht, Wölfe nach Rissen auf Weidetiere schnell und unkompliziert abzuschießen“, der hat sich weit von grünen Gründungsidealen entfernt. Und Lemke setzte noch einen drauf: „Diese Schnellabschüsse sind unbürokratisch und praktikabel umsetzbar.“ Entbürokratisierung habe ich mir anders vorgestellt! Der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte die Vorgabe von Brachflächen und der Fruchtfolge bereits für 2023 zurückgestellt – und die Bundesregierung hat das für 2024 verlängert. Wo aber sollen Insekten und Vögel leben, wenn die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion ungebremst voranschreitet? Mehr dazu in: ‚Bündnis 90/ Die Grünen: Die grüne Seele bei Natur- und Umweltschutz ist verwelkt‘. (Bild: Ulsamer)

 

Großplakat der Freien Wähler mit dem Text "2000 EURO im Monat steuerfrei. Mehr Netto vom Brutto".
„Mehr Netto vom Brutto“ – wer wünscht sich das nicht? Wenig Zugkraft entwickeln die Freien Wähler bisher auf Bundesebene, denn ihr Spitzenkandidat Hubert Aiwanger sitzt zwar als stellvertretender Ministerpräsident in der bayerischen Landesregierung, aber der bundesweite Zuspruch bleibt gering. (Bild: Ulsamer)

 

Überquellender Mülleimer, Tüten liegen daneben und ein zerrissenes Plakat der Grünen mit dem Text "Natur und Umwelt".
Wahlplakate tragen zur politischen Meinungsbildung bei und sollten trotz unterschiedlicher Ansichten nicht im Müll landen. Generell wird unser Land leider immer mehr vermüllt. ‚Leben wir im Lande der Vandalen? Müllfrevler verdrecken unsere Landschaft‘, so lautet der Titel eines meiner Blog-Beiträge zu diesem leidigen Thema. (Bild: Ulsamer)

 

Mehrere Wahlplakate hängen an einem Lichtmasten. Das CDU-Plakat wurde mit 161 verschmiert, das auf die Antifaschistische Aktion (Antifa) hinweis, das Plakat der Grünen wurde zerrissen, ein anderes unleserlich verknittert.
Demokraten zerstören oder verunstalten keine Wahlplakate, selbst wenn ihnen die geäußerte Meinung nicht gefällt. „161“-Schmierereien findet sich an Gebäuden und auch an Wahlplakaten. Diese Zahlenkombination steht für die ‚Antifaschistische Aktion (Antifa)‘. Schmierfinken, die gerne Wände verunstalten, neigen auch dazu, ihr Gekrakel auf Wahlplakaten zu hinterlassen. Mehr dazu in: ‚Graffiti: Nicht jeder Schmierfink ist ein Künstler. Kommunen müssen schärfer gegen Sprayer vorgehen‘. (Bild: Ulsamer)

 

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An zwei Masten auf einer Verkehrsinseln wurden zahlreiche kleinformatige Wahlplakate befestigt. Links und rechts fahren Autos.Wahlplakate müssen in Sekunden oder auch nur in Bruchteilen davon ihren Impuls vermitteln, was besonders für den Verkehrsbereich zutrifft. Und sie stehen dort in Konkurrenz mit anderen Informationen und Aktivitäten. (Bild: Ulsamer)

 

 

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