Schottland – vom Öl zum Wind

Wandlungsfähiger Energieproduzent im Norden Europas

Die Schotten haben so manches in ihrer Geschichte erlebt: mal wurden die Kleinbauern von den englischen Landherrn vertrieben, um Platz für großflächige Schafzucht zu schaffen, dann setzte ihnen die Londoner Zentralregierung einen Schnellen Brüter an die Nordküste, ihr schwankender Wunsch nach Unabhängigkeit wurde in Zeiten des Ölbooms abgeschmettert, doch die Schotten griffen immer wieder wirtschaftlich interessante Zukunftschancen auf. Mögen die Öl- und Gasquellen vor der schottischen Ostküste auch versiegen oder fossile Energieträger nicht mehr in die Zeit des Klimawandels passen, der Naturraum bietet wieder neue Perspektiven: statt Öl und Gas kommt zunehmend Windstrom aus dem Norden der britischen Hauptinsel. Die Bevölkerung ist gewachsen, allein dies ist für zahlreiche Schotten eine Trendumkehr, denn weite Regionen – gerade in den Highlands – waren entvölkert worden: viele Menschen sahen ihre einzige Chance in der Auswanderung nach Amerika. Bei unserer jüngsten Reise nach Schottland sprangen die Neubauviertel auch in ländlichen Kommunen ebenso ins Auge wie die Hinwendung zu regenerativen Energien. In Häfen, in denen ab den späten 1970er Jahren die Versorgungsschiffe für die Ölplattformen überwogen, lagern zunehmend Bauteile für Windkraftanlagen und ankern Spezialschiffe für die Errichtung der Offshore-Windparks. Nun ist das halbe Jahrhundert unserer Besuche in Schottland fast voll und die Veränderungen in fünf Jahrzehnten sind interessant, wobei gerade der fließende Übergang von einer Form der Energiegewinnung zur nächsten beachtlich ist. Daneben ist Platz geblieben für Tourismus, Landwirtschaft, Fischfang, Lachszucht, Whisky und viel Natur.

Windkraftanlagen weit vor der Küste erheben sich aus dem dunkelblauen Meer.
Ohne Windkraft kann aus derzeitiger Sicht die Energiewende nicht gelingen, doch sollten wir an Land und auf dem Meer achtsam mit der Natur umgehen. Regenerative Energie ist von zentraler Bedeutung, um den Klimawandel zumindest zu bremsen, doch dies darf nicht zu Lasten der Meerestiere oder überfliegender Vögel gehen und die Artenvielfalt weiter bedrohen. Mehr dazu in: ‚UN-Hochseeschutzabkommen: Leerformel oder konkreter Fortschritt? Die Zerstörung der Ozeane muss gestoppt werden!‘ (Bild: Ulsamer)

Zukunftsfähiges Stromnetz

Auffällig war bei unserem jetzigen Besuch, mit welchem Tempo die Verbesserung der Stromtrassen angegangen wird, die die Energie aus den Windparks in der Nordsee nach England transportieren sollen. Deutsche Planer würden sofort die Hand abwehrend heben und betonen, weite Leitungssektoren könnten im Meer verlegt werden und da gäbe es weniger Einsprüche als bei deutschen Südlink-Aktivitäten. Das erinnert ein wenig daran, dass Vertreter der Bundesregierung bei der Fahrt durch den Gotthardt-Basistunnel meinten, so ein Bahntunnel lasse sich leichter unter den Alpen hindurch buddeln als die Zulaufstrecken in deutschen Landen fertigstellen. Faule Ausreden – zum Fremdschämen – gibt es leider in unserem Land mehr als genügend, wenn es schleppend mit dem Ausbau der Infrastruktur vorangeht, doch Ausflüchte tragen nur dazu bei, dass Deutschland wirtschaftlich und technologisch zurückfällt. Nun aber wieder zurück nach Schottland und zwar nach Boddam bei Peterhead. Dort werden gewissermaßen in Sichtweite eines 1 180-MW-Gaskraftwerks die Konverter für die Umsetzung der Windenergie in Gleichstrom errichtet, da sich dieser verlustärmer über den ‚Eastern Green Link‘ rd. 500 km nach Drax ins englische North Yorkshire transportieren lässt. Das Leitungssystem ist auf zwei Gigawatt ausgelegt und soll den Strom für zwei Millionen Haushalte übertragen. Das Vereinigte Königreich und Deutschland haben ein ähnliches Problem, denn der Strom lässt sich in großen Mengen dort produzieren, wo wenig Bedarf ist, und daher müssen entsprechende Verbindungen in die Ballungszentren aufgebaut werden. Der ‚Eastern Green Link‘ wird 69 km über Land und 436 km unterseeisch verlaufen, wobei das Kabel dort zahlreiche Pipelines und andere Verbindungen von und zu den Ölplattformen in der Nordsee queren muss.

Ein sogenannter Halbtaucher, eine schwimmende Plattform für die Ölförderung im Cromarty Firth in Warteposition. Der Bohr- bzw. Förderturm ist rot-weiß.
Die Öl- und Gasfunde in der Nordsee brachten Schottland wirtschaftliche Vorteile und den Aufbau von Know-how, das nun teilweise beim Bau von Windparks von Vorteil ist. „Die ölbedingten Veränderungen in der Kulturlandschaft der schottischen Ostküste haben einige negative Auswirkungen mit sich gebracht, doch die beachtlichen positiven Entwicklungen müssen erkannt, weiter ausgebaut und für die Zukunft bewahrt werden“, schrieb meine Frau – Cordula Ulsamer – 1980 in der ‚Geographischen Rundschau‘. Es scheint in den letzten Jahrzehnten gelungen zu sein, die Vorteile für Schottland und das gesamte Vereinigte Königreich zu nutzen, ohne die Natur – vor Ort – zu sehr zu beeinträchtigen. Natürlich sind wir uns alle heute bewusster als noch vor einem halben Jahrhundert, dass wir auf regenerative Energiequellen umschwenken müssen, und genau dies erfolgt in Schottland. Dass sich das Ölzeitalter in Schottland dem Ende zuneigt, das lässt sich auf den leerstehenden Plattformwerften erkennen. (Bild: Ulsamer)

Die Eindrücke aus unseren Besuchen in Schottland im Zeitraum 1974 bis Ende der 1980er Jahre haben sich in einem 500-seitigen Buch niedergeschlagen, das einen Reiseführer zu historischen Orten und Zentren der Ölindustrie ebenso umfasst wie Kapitel zur englischen und schottischen Politik. Unser 1991 erschienenes Buch ‚Schottland, das Nordseeöl und die britische Wirtschaft. Eine Reise zum Rande Europas‘ ist nur noch antiquarisch erhältlich. Im Mittelpunkt standen bei unseren damaligen Recherchen die Auswirkungen der Offshore-Ölförderung auf das Festland. Fischerboote wurden damals aus manchen Häfen verdrängt, denn es wurde Platz gebraucht für die Versorgungsschiffe, die Material zu den Plattformen brachten. In Aberdeen entstand aus einem kleinen Regionalflughafen eine Drehscheibe für Helikopter, die die Mitarbeiter zu den Bohrinseln flogen. Aberdeen beherbergt seit 1988 den größten kommerziellen Heliport der Welt. 1967 hob der erste Helikopter in Aberdeen ab, um sich auf den Weg zu einer Ölplattform zu machen. Heute verzeichnen die Heliports in Aberdeen jährlich 35 000 Starts und Landungen von Hubschraubern, nach Spitzenzeiten mit 40 000 Flügen. Helikoptern kommt auch bei der Wartung von Windkraftanlagen im Meer eine große Bedeutung zu, so lässt sich das bisher gewonnene Know-how weiterhin einsetzen. Die Ölindustrie zog in ihren Boomjahren zahlreiche Arbeitskräfte an – aus Schottland und England, aber auch weit darüber hinaus.

Ein rot-weißer Fischtrawler hat rückwärts am Kai angelegt. Eines der Netze wurde auf dem Kai ausgelegt. Zahlreiche Möwen durchsuchen die Maschen des Netzes nach Fischen.
Peterhead ist der größte Fischereihafen im Vereinigten Königreich, sowohl die angelandete Menge an Fisch bzw. deren Wert betreffend. Im Jahr 2022 wurden 155 000 Tonnen Fisch über den Hafen umgeschlagen. Möwen sind eifrige Helferinnen bei der Reinigung der Netze. Auf die Überfischung unserer Ozeane bin ich in meinem Blog bereits mehrfach eingegangen und auch auf die Bedrohung einzelner Arten, so z. B. auf den Riesenhai, dessen Population sich in den zurückliegenden 100 Jahren um 80 % verringert hat: ‚Der Riesenhai – ein friedlicher Koloss. Mikroplastik statt Plankton landet zwischen den Kiemen‘. (Bild: Ulsamer)

Wie gefährlich einträgliche Jobs in der Ölindustrie sein können, mussten wir erfahren, als in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1988 Explosionen die Bohrinsel ‚Piper Alpha‘ – 170 km nordöstlich von Aberdeen – erschütterten und 167 Menschen das Leben kosteten. Als uns diese Nachricht die Landlady in unserem B&B am nächsten Morgen überbrachte, bekamen die Recherchen für unser Buch einen bitteren Beigeschmack. Die Öl- und Gasförderung wurde trotz aller Risiken – für Mensch und Umwelt – zu einem wichtigen Standbein der schottischen Wirtschaft, obwohl die Zentralen der Ölunternehmen nicht in Aberdeen oder einer anderen schottischen Stadt residierten. Mit dem Ölboom kamen Beschäftigte mit entsprechenden Qualifikationen nach Schottland, denn lokal hätte sich der Arbeitskräftebedarf nicht decken lassen. Ganze Siedlungen wurden hochgezogen – wie z.B. die Holzhäuser in Cruden Bay -, um die Zuwanderer unterbringen zu können. Bis heute haben Serviceleistungen mit Bezug zur Öl- und Gasförderung in Häfen wie Aberdeen oder Peterhead große Bedeutung, doch viele Aspekte deuten darauf hin, dass die Chancen der Windkraft aufgegriffen werden. So ließe sich zumindest teilweise der rückläufige Bedarf an Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie ausgleichen. In der britischen Offshore-Ölindustrie sind rd. 200 000 Mitarbeiter beschäftigt.

Zwei Hafenbecken im Hafen von Aberdeen. Rote und blaue Versorgungsschiffe mit langer Ladefläche. Im Mittelpunkt weiße Treibstofftanks.
Der Hafen Aberdeens hat in besonderer Weise von der Suche nach Öl und Gas in der Nordsee profitiert. Von der schottischen Ölhauptstadt stechen zahlreiche Schiffe in See, um die Plattformen mit Material zu versorgen. Das Ölzeitalter begann für Aberdeen bereits zu Beginn der 1960er Jahre, als Schiffe für seismische Untersuchungen von dort aus ihre Forschungsaktivitäten starteten. Die ersten beiden großen Ölfunde in der Nordsee, die Felder ‚Montrose‘ (1969) und ‚Forties‘ (1970) brachten Aberdeen dann den Aufschwung. Die Fischerei ging bereits in den 1980er Jahren deutlich zurück und verlagerte sich z. B. nach Peterhead. Dies war jedoch insbesondere eine Folge des Gewerkschaftseinflusses, der das Entladen der Trawler in Aberdeen deutlich teurer machte als in Peterhead. (Bild: Ulsamer)

Never put all eggs in one basket

Bereist man die schottische Ostküste, dann zeigt es sich, dass es kaum gelungen ist, produzierende Industrieunternehmen oder Dienstleister anzusiedeln, die nicht mit den vorhandenen Schwerpunkten – wie früher Fischfang, jetzt Öl- und Gasförderung – verbunden sind. Eine echte Diversifikation wurde immer wieder versucht, doch weitgehend vergeblich. Daher ist es wirtschaftlich betrachtet wichtig, die vorhandenen Qualifikationen möglichst ohne Brüche für die Windenergie einzusetzen. Ausflüge in andere Geschäftsfelder schlugen meist fehlt, so z. B. die in Invergordon errichtete Aluminiumhütte der British Aluminium Company. Bereits in den 1940er Jahren wurde Invergordon als möglicher Kristallisationspunkt für größere industrielle Ansiedlungen betrachtet, doch erst 1971 nahm die von Königin Elizabeth II. eingeweihte Aluminiumhütte ihre Produktion auf. 400 Mio. Pfund entpuppten sich allerdings als schlechtes Investment, denn der preisgünstige Strom aus dem Kernkraftwerk Hunterston ‚B‘ in North Ayrshire an der schottischen Westküste ließ auf sich warten. Schon ein Jahrzehnt später wurde dieser Industrialisierungsversuch aufgegeben: 900 Mitarbeiter der Aluminiumhütte und 700 Beschäftigte bei Zulieferern und in Servicebetrieben hatten ihren Job verloren. „Die wie eine metallen glänzende Trutzburg gegen Arbeitslosigkeit und Unterentwicklung geplante und gebaute Aluminiumhütte von Invergordon stellt sich heute dem Besucher als industrielle Ruine dar“, schrieben meine Frau und ich in unserem oben angeführten Buch. Nur noch ein langer Steg erinnert in der Bucht an das Förderband für die Bauxit-Anlandung. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher war in ihrer Amtszeit von 1979 bis 1990 wenig geneigt, strauchelnde Unternehmen – ob Aluminiumhütte oder Bergwerk – mit Steuergeldern über Wasser zu halten, dies zeigte sie auch beim Zinnbergbau in Cornwall. Weitere Infos finden Sie in meinem Artikel ‚Cornwall: Die Burgen des Zinnzeitalters. Vom Industriestandort zum Eldorado für Touristen‘.  Im Grunde macht es volkswirtschaftlich keinen Sinn, Betriebe zu erhalten, die nicht aus eigener Wirtschaftsleistung leben können, dies wird leider in unseren Tagen immer wieder vergessen. Man kann nur hoffen, dass sich der Staatseinstieg bei der Meyer Werft in Papenburg durch die inzwischen zerbrochene Bundesregierung aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen nicht zu einem Fass ohne Boden entwickelt. Mehr zu diesem Thema finden Sie in meinem Beitrag ‚Olaf Scholz als Kreuzfahrt-Kapitän. Übernahme der Meyer Werft ist ein wirtschaftspolitischer Irrweg‘. Nur wenige staatliche Fördermaßnahmen für Fabriken, die regionalpolitisch auf den ersten Blick interessant erscheinen, sind auf Dauer wirtschaftlich tragfähig. In Invergordon, wo die Schiffe einst Bauxit anlandeten, machen in unseren Tagen während der Saison fast täglich Kreuzfahrtschiffe fest, deren Passagiere per Bus das Cawdor Castle oder das Loch Ness besuchen. Nessi ist eben immer jung und anziehend geblieben und schlägt daher so manches kurzlebige Projekt, das nur mit Steuergeldern aufblühen konnte und dann schnell verwelkt.

Das neue Hafenbecken von Aberdeen. Zwei Schiffe haben angelegt. Details siehe Bildtext.
Im Süden des bisherigen Hafens entstand bei Aberdeen ein zusätzliches Hafenbecken für 400 Mio. Pfund. Hier finden weitere Versorgungs- und Spezialschiffe für Offshore-Aktivitäten einen Anlegeplatz, aber es bietet auch Platz für größere Kreuzfahrtschiffe. Zu sehen sind die MPV Everest (links), die Unterkünfte für 140 Mitarbeiter bietet und bei Baumaßnahmen im Offshore-Bereich zum Einsatz kommt, und die Boka Polaris, die u. a. Taucheinsätze unterstützen kann und über 100 Schlafplätze verfügt. Die MPV-Everest kann baulich selbst in eisbedeckten Gewässern unterwegs sein (Ice Class). (Bild: Ulsamer)

„Never put all eggs in one basket“, ist ein Sprichwort, das aus dem Mund zahlreicher Einwohner Aberdeens und der ganzen Region zu hören ist. Mag es in der Literatur Miguel Cervantes, dem Autor des Don Quixote, im frühen 17. Jahrhundert zugeschrieben werden, so ist dieser Grundsatz sicherlich in allen Epochen nicht falsch. Nicht alles auf eine Karte zu setzen, war in Schottland bedeutsam, denn diverse von Politikern aus dem Ärmel geschüttelte ‚Asse‘, so manche feurige Idee – wie die Aluminiumöfen – pustete der Wind bald aus. Der Wind bläst im hohen Norden Europas meist heftiger, und so ist er die Basis der regenerativen Stromerzeugung, doch als Wind der Veränderung trennt er auch die Spreu vom Weizen. Gut beraten war, wer trotz des Ölbooms, der Invergordon oder Nigg am Cromarty Firth zu wichtigen Zentren für den Bau und die Unterhaltungsarbeiten von Ölplattformen machte, andere wirtschaftliche Möglichkeiten nicht aus den Augen verlor. Kreuzfahrttourismus gehört hier ebenso dazu wie die Fischerei, und dies trotz der schwindenden Fischschwärme. Ein Trawler in Fraserburgh ähnelte auf den ersten Blick eher der Luxusjacht eines Oligarchen, als dem Arbeitsinstrument einer Crew von Fischern. Aber auch die Whiskydestillerien oder die Herstellung von Shortbread, um nur diese beiden traditionellen schottischen Exporterzeugnisse zu nennen, tragen seit Jahr und Tag zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei – und dies ohne staatliche Förderung. Viele Bürger in den ländlichen Regionen der Highlands and Islands könnten ohne Touristen, die den Spuren der Geschichte folgen oder die Natur suchen, ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Nicht alle ‚Eier‘ in denselben ‚Korb‘ zu legen, ist auf alle Fälle richtig, was sich auch in Schottland unschwer erkennen lässt.

Ein Kreuzfahrtschiff hat angelegt. Der Rumpf ist balu, die Etagen mit Kabinen sind weiß. Im Hintergrund sind Häuser zu sehen.
Der Kreuzfahrttourismus hat sich in verschiedenen schottischen Häfen zu einer interessanten Einnahmequelle gemausert. So landen während der Sommersaison in Invergordon nahezu täglich Kreuzfahrtreisende an, wo ab 1971 für ein Jahrzehnt Bauxit für eine Aluminiumhütte gelöscht wurde. Das Bild zeigt die Balmoral der norwegischen Fred. Olsen Cruise Line im Hafen von Rosyth, in dem jährlich rd. 30 Kreuzfahrtschiffe anlegen. Der Hafen gehört – ebenso wie Dundee, Leith, Grangemouth u. a. – zur Forth Ports Group, dem größten schottischen Hafenbetreiber. (Bild: Ulsamer)

Wirtschaft und Gesellschaft internationaler

Nicht erst mit der Förderung von Öl und Gas in der Nordsee zeigte es sich, dass selbst eher abgelegene Regionen in Schottland über wirtschaftliche Beziehungen international vernetzt waren. In Dundee gehen – wie in Invergordon oder im Firth of Forth – Kreuzfahrtschiffe vor Anker, Komponenten von Windkraftanlagen werden bereitgestellt, um mit Spezialschiffen zu den im Aufbau befindlichen Windparks transportiert zu werden, wobei internationale Lieferanten und Dienstleister tätig sind. Schiffe, die in der britischen Nordsee Ölplattformen versorgen, schippern nach Libyen oder Australien, um dort ähnlichen Service anzubieten.

Blick in das Dachgeschoss des Jutemuseums in Dundee. Weiß gestrichene senkrechte Balken und das holzfarbene Dachgebälk dominieren. In der Bildmitte liegen einige Juteballen. Der Blick öffnet sich auch in das untere Geschoss.
Die Zeit der Jute ist in Dundee längst vorbei, doch im Verdant Works Museum wird die Geschichte ihrer Verarbeitung und weltweiten Vermarktung wieder lebendig. Dieses Museum ist für historisch Interessierte einen Besuch wert. Als die Spinnerei 1833 für David Lindsay, einen Händler und Flachsspinner gebaut wurde, war sie noch umgeben von grünen Wiesen und Feldern, daher der Name ‚verdant‘ für ‚grün‘. Auf Flachs folgte Jute als Grundmaterial, das z. B. für Säcke oder als Trägermaterial für Linoleum benutzt wurde. Jute war im 19. Jahrhundert der König und Dundee sein Königreich, so wird es zumindest tradiert. Mit dem Ende der Herstellung von Juteartikeln kam für Dundee ein tiefer Fall, von dem es sich nur langsam erholte. Auch die produzierende Elektronikbranche, die der Region von Dundee an der Ostküste bis Glasgow im Westen einige Jahre lang den Beinamen “silicon glen” eingebracht hatte, folgte im Zuge der Globalisierung der Verlagerung nach Osteuropa bzw. Asien. (Bild: Ulsamer)

Weit über Schottland oder die britischen Inseln gingen die wirtschaftlichen Aktivitäten in Dundee bereits in früheren Jahrhunderten hinaus: Walfang und Schiffbau, die Fertigung von Leinengewebe und später von Juteprodukten schufen Wohlstand. Flachs kam aus Russland, den baltischen Staaten und den Niederlanden, ab 1830 wurde zunehmend Jute importiert, um daraus Säcke, Matten oder Seile herzustellen. Um 1900 arbeiteten in Dundee 93 % aller britischen Jutespinnereien, und 65 % aller Jutewebstühle liefen in Dundee. Als Indien als damaliger Teil des britischen Kolonialreichs die Juteverarbeitung selbst vorantreiben konnte, mauserte sich Kalkutta zur führenden Stadt der Produktion von Juteartikeln. Preislich konnten die Spinnereien in Dundee nicht mehr mithalten und verloren ihre weltweiten Märkte. Dundee hatte den Grundsatz, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, zu wenig beachtet und erlebte einen wirtschaftlichen Niedergang. Wirtschaftliche Impulse konnten die Öl- und Gasfelder in der Nordsee vermitteln, wobei Versorgungsschiffe dominierten, aber der Bau von Komponenten für Plattformen nicht reüssierte. Bei der Windkraft wird es nicht nur in Dundee darauf ankommen, ob zunehmend Komponenten in der eigenen Region gefertigt werden oder der Hafen nur ein Umschlagplatz ist, über den Teile aus anderen Ländern transportiert werden.

Ein gelbes Schild steht auf einer Grünfläche, dahinter eine gelbliche Heuwiese. Auf dem Schild steht in schwarzen Buchstaben: Stronger for Scotland - SNP.
„Conference believes that the next UK General Election should be used as an opportunity to advance the cause of independence“, so heißt es in einem Strategiepapier der Scottish National Party (SNP) vom Oktober 2023, doch die Unterhauswahlen am 4. Juli 2024 stellten einen dramatischen Rückschlag für die SNP dar. Das britische Mehrheitswahlrecht (‘the winner takes it all’) unterstrich den Trend überdeutlich. Auf die SNP entfielen gerade noch neun Sitze im britischen Unterhaus statt 48 bei den Wahlen zum House of Commons im Jahr 2019. Viele Schotten wählten die Labour Party, da sie die Konservativen als Regierungspartei ablösen wollten. Die SNP schien ihnen als ewige Oppositionspartei im Londoner Parlament nicht als hilfreich. Der Wunsch nach Unabhängigkeit ist in Schottland leiser geworden, und dazu hat die SNP selbst beigetragen – durch eine wenig vorteilhafte Personalpolitik und politische Winkelzüge. Weitere Informationen zur Unterhauswahl finden Sie in meinem Artikel ‘Premierminister Sunak fährt Tories gegen die Wand. Die schottischen Nationalisten als zweiter Wahlverlierer‘. (Bild: Ulsamer)

Der wirtschaftliche Aufschwung durch die Förderung von Öl und Gas gab dem Wunsch nach Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich bei vielen Schotten neuen Auftrieb: ‚It’s Scotland’s Oil‘. Die britischen Regierungen in London verstanden es, das Streben nach einem eigenen schottischen Staat immer wieder zu bremsen, und als 2014 mit Zustimmung aus London ein Referendum durchgeführt werden konnte, stimmte eine Mehrheit von 55,3 % gegen die Loslösung Schottlands von Britannien. Durch den von Premierminister Boris Johnson durchgedrückten Brexit bekam der Wunsch nach Eigenständigkeit neuen Aufschwung, da die Schotten mehrheitlich für den Verbleib in der EU gestimmt hatten, und sie hofften, als schottischer Staat in die EU zurückkehren zu können. Inzwischen hat die Scottish National Party (SNP) durch Skandale und Personalwechsel an der Parteispitze viele Anhänger eingebüßt. Nicht unterschätzt werden darf, dass mit der Zuwanderung aus anderen Landesteilen der harte Kern an nach Unabhängigkeit strebenden Schotten ‚verwässert‘ wurde. Wer ganze Wohnquartiere an den Ortsrändern hochwachsen sieht, der erkennt leicht, dass sich Schottland auch von der Sozialstruktur her verändert hat. Der Wunsch nach einem eigenen schottischen Staat hat an Sprengkraft verloren.

Windrotoren im Meer in Küstennähe, dazwischen Versorgungsschiffe.
Die Windkraft prosperiert in Schottland – on- und offshore. Versorgungsschiffe werden – wie bei der Öl- und Gasförderung – beim Aufbau und Betrieb von Windparks eingesetzt. Intensiver als bisher müssen die notwendigen Eingriffe in die Natur im Verhältnis zum Energieertrag abgewogen werden. Die Meere dürfen nicht beliebig weiter belastet werden, und dies bedeutet auch, dass im süddeutschen Raum mehr Windkraftanlagen aufgebaut werden müssen. Hier besteht Nachholbedarf. Mehr dazu in: ‚Windkraft: Aufgeblasene Backen, aber wenig Windenergie. Baden-Württemberg hinkt hinter Regierungsverlautbarungen her‘. (Bild: Ulsamer)

Die Zukunft liegt beim Wind

Der Ausbau der Windkraft schiebt an verschiedenen Orten die Sanierung und Umwidmung von Flächen und Gebäuden an, die ursprünglich für den Bau von Förderplattformen oder entsprechenden Komponenten genutzt wurden. So entsteht bei Ardersier in der Nähe von Inverness auf 180 Hektar Fläche ein Hafen mit einem 650 Meter langen Kai. Der Projektentwickler Haventus – im Besitz der Quantum Capital Group – hat rd. 400 Mio. Pfund von Investoren und an Zuschüssen eingeworben, um einen Hafen speziell für den Umschlag von Bauteilen für Windkraftanlagen zu errichten. Der Vorteil dieses Vorhabens ist die Nutzung einer Industriebrache – brownfield -, denn in den 1970er Jahren war dort eine Plattformwerft des Unternehmens McDermott entstanden. In den Hochzeiten wurden 4 500 Menschen in der Plattformwerft beschäftigt, die 2001 geschlossen wurde. Die Auswirkungen auf die Natur fallen bei der Reaktivierung des Geländes relativ gering aus.  Mit jedem zusätzlichen Hafen steigt natürlich der Konkurrenzdruck, und es wird sich erst langfristig zeigen, welche Häfen sich als Dienstleister für die Windenergie dauerhaft etablieren können. Zu bedenken ist beim Vergleich der Öl- und Gasförderung mit Windparks, dass für die Instandhaltung von Windkraftanlagen deutlich weniger Mitarbeiter benötigt werden als für den Betrieb von Öl- und Gasplattformen. Sollten keine weiteren wirtschaftlichen Betätigungsfelder hinzukommen, dann hätte dies Auswirkungen auf das Arbeitsplatzangebot und den benötigten Wohnraum in den betroffenen Regionen. Der Ausbau der Windkraft ist zumindest so lange gesetzt, wie keine neuen Formen der Gewinnung von regenerativer Energie breit zum Einsatz kommen. Auflaufende Wellen, eine kaum erkennbare Dünung oder die Gezeitenströme mit Ebbe und Flut bieten interessante Ansatzpunkte für die Stromerzeugung aus Meeresenergie. Einzelne Projekte – auch vor den schottischen Küsten – haben bewiesen, dass die Ozeane einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten können – nicht nur als Standort für Windräder.  Mehr zu diesen bisher unterschätzten Formen der Energiegewinnung finden Sie in meinem Beitrag ‚Ebbe und Flut als Energieträger. Die Kraft des Meeres naturverträglich nutzen‘.

Neue zweistockige Gebäude mit Werbefahnen und Informationstafel zur neuen Siedlung. Davor eine Grünfläche mit weißen Blümchen.
Neubauten schießen an den Ortsrändern mancher Kommunen wie Pilze aus dem Boden, während innerorts – wie in Deutschland – nicht selten der Leerstand bei Ladengeschäften grassiert. Die Bevölkerung Schottlands lag Anfang der 1970er Jahre bei gut 5,2 Mio. Einwohnern, bis in die frühen 2000er Jahre ging sie auf 5,06 Mio. zurück, und 2021 lag sie bei 5,48 Mio., in den Jahren danach zeichnet sich lt. ‚statista.com‘ wieder eine fallende Tendenz ab. Das Foto zeigt ein neues Wohnquartier in Winchburgh Grange, 16 km von Edinburgh entfernt. Hier handelt es sich überwiegend um eine Schlafstadt für Pendler aus der schottischen Hauptstadt. (Bild: Ulsamer)

Neue Nutzungen für ausgebeutete Öl- und Gasfelder könnte die Einlagerung von klimaschädlichem CO2 sein, wobei aus meiner Sicht noch viele Fragen beim Carbon Capture and Storage (CCS) ungeklärt sind. Einerseits haben die Öl- und Gasunternehmen Erfahrung, denn sie leiten seit 50 Jahren bei der Aufbereitung von Erdgas anfallendes CO2 in die Bohrlöcher, um weiteres Gas und Öl herauszupressen, doch andererseits haben die zahlreichen Bohrungen den Meeresboden durchlöchert und das Verpressen großer Mengen von Klimagasen könnte zu zusätzlichen Rissen führen, aus denen dann die Gase wieder austreten könnten. Die Vereinigung ‚Offshore Energies UK (OEUK)‘ betont, das Vereinigte Königreich habe die besten Voraussetzungen dafür, der größte Markt für das Einlagern von CO2 in Europa zu werden, denn es ließen sich 78 Gigatonnen an Klimagasen verpressen, und dies entspräche nahezu dem britischen Ausstoß in 200 Jahren. Generell ist der sichere Rückbau von Fördereinrichtungen eine umfangreiche Aufgabe, so sind die Unternehmen dabei, im schottischen Sektor jährlich 200 aufgelassene Öl- und Gasquellen zu verschließen. Das Ölzeitalter mag sich seinem Ende zuneigen, doch die Einstellung der Fördermaßnahmen muss so erfolgen, dass sich daraus keine negativen Folgen für Natur und Umwelt ergeben.

Links im Bild die Exkalibur, ein schwimmender Öltank. In der Mitte hohe Hallen aus der Zeit, in der Ölplattformen gebaut wurden. Rechts weiße Komponenten für Windkraftanlagen. Dahinter bläuliches Meer und am oberen Bildrand Berge.
Den steilen Aufstieg einer Plattformwerft lässt sich in Nigg nachzeichnen, wo Highland Fabricators 1972 eine spezielle Werft mit einem der größten Trockendocks in Europa eröffneten. In den Hochzeiten wurden 5 000 Mitarbeiter beschäftigt, doch dann kam der freie Fall und die Anlagen wurden eingemottet. Heute werden in Nigg Komponenten für Windkraftanlagen bereitgestellt. Das Foto zeigt die sich überlappenden Öl- und Windzeitalter. Links die Excalibur, die seit 2022 in Nigg liegt, gewissermaßen arbeitslos geworden. Eigentlich sollte der schwimmende Ölspeicher – im Besitz eines malaysischen Unternehmens – bereits am Avalon-Ölfeld wieder eingesetzt werden. Beim nächsten Einsatz, der auf sich warten lässt, soll ein Windgenerator für elektrischen Strom auf der Excalibur – früher Sevan Hummingbird – sorgen. Excalibur kann 270 000 Barrel Öl speichern und täglich 30 000 Barrel aufbereiten. Rechts liegen Komponenten für Windkraftanlagen und warten auf ihren Abtransport zum Aufbau eines Windparks in der Nordsee vor der schottischen Küste. In der Öl- und Gasindustrie sind im Vereinigten Königreich noch 200 000 Menschen beschäftigt. Wie sich die Erteilung weiterer Förderlizenzen auf den Bedarf an neuen Plattformen auswirkt, dies lässt sich noch nicht absehen. (Bild: Ulsamer)

Aber auch beim Aufbau und Betrieb von Offshore-Windparks muss stärker als in der Vergangenheit auf das Meer und dessen Bewohner oder überfliegende Vögel geachtet werden. An manchen Stellen kann man vor lauter Windrotoren und Schiffen kaum noch ein freies Fleckchen sehen, und da kommen mir durchaus Zweifel, ob der Zubau von Windkraftanlagen ungebremst so weitergehen kann. Selbstredend wird es ohne Windstrom derzeit keine Energiewende geben, doch Rücksicht auf die Natur darf nicht zur Nebensächlichkeit werden. Die Ozeane sind durch die Einleitung von Abwässern, unsachgemäße Entsorgung von Müll und Überfischung ohnehin bereits bedroht. Mehr dazu in ‚Seevögel in Not. Leergefischte und vermüllte Meere zerstören die Vogelwelt‘.

Runde, weiße Teile für die Türme von Windkraftanlagen recken sich in den blauen Himmel. Am Boden warten weitere Bauteile auf den Abstransport.
Der Aufbau und Betrieb von Windparks löst die zurückgehenden Aktivitäten bei der Öl- und Gasförderung zunehmend vor der schottischen Küste ab. Im Hafen von Dundee warten Komponenten für Windkraftanlagen auf den Weitertransport. (Bild: Ulsamer)

Vorteile des Naturraums genutzt

Schottland hat Vorteile aus dem Nordseeöl gezogen, so z. B. durch eine verbesserte Infrastruktur oder den Zuzug qualifizierter Arbeitnehmer und deren Familien, und ich kann nur hoffen, dass der Übergang zum Wind als neuer Energiequelle die positive Situation sichern kann. Die volatile Entwicklung bei der Öl- und Gasförderung überstanden die Schotten in den zurückliegenden 50 Jahren recht gut, denn sie haben die angestammten Wirtschaftsbereiche nicht vernachlässigt. In diesem Beitrag stehen die wirtschaftlichen Veränderungen an der schottischen Ostküste im Vordergrund, doch es handelt sich meist um punktuelle Eingriffe, denn außerhalb der Zentren gibt es noch immer viel Landschaft mit wenig Menschen. Das ist wohltuend. In den Highlands, aber auch in den Küstenregionen der Lowlands von Dundee über Montrose nach Aberdeen und weiter nach Peterhead und Fraserburgh hat die Natur ihren Platz behalten. Im Fowlsheugh Nature Reserve bei Stonehaven, um nur dieses zu erwähnen, brüten mehr als 115 000 Seevögel.

Schwarz-weiße Vögel sitzen auf einem Felsen. Tordalke und Lummen.
Im Fowlsheugh Nature Reserve bei Stonehaven brüten nach Angaben der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) mehr als 115 000 Seevögel. Ein Besuch lohnt sich für Vogelfreunde immer, allerdings stehen nur zwölf Parkplätze zur Verfügung. Tordalke und Trottellummen – wie auf dem Foto -, aber auch Dreizehenmöwen und einige Papageientaucher und Eissturmvögel drängen sich zur Brutzeit auf den schmalen Felsbändern der Klippen. Mehr zur Situation der Seevögel in: ‚Papageientaucher: Die bunten ‚Clowns‘ der Meere werden immer seltener. Seevögel leiden unter Überfischung, Plastikmüll und Klimawandel‘. (Bild: Ulsamer)

Mit der Windenergie ziehen die Schotten nach Öl und Gas einen weiteren Vorteil aus dem Naturraum Nordsee. Sie packen die Chancen der regenerativen Energie beim Schopfe und sind dabei, die Netze für die Weiterleitung des Stroms nach England und Kontinentaleuropa auszubauen.

 

Kühltürme und Kamine aus grauem Beton ragen in den blauen Himmel. Sie sind umgeben von weiteren technischen Anllagen der Raffinerie. Im Vordergrund ein grüner Acker auf einer Anhöhe.
Die einzige schottische Raffinerie in Grangemouth kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn unter dem Namen Scottish Oils nahm sie 1924 ihre Produktion auf. Die Raffinerie ist über zwei Pipelines mit dem Finnart Oil Terminal am Loch Long (ab 1952) an der Westküste und seit den 1970er Jahren mit dem Ölfeld ‚Forties‘ in der Nordsee verbunden. BP veräußerte die Raffinerie 2005 an Ineos, die den Geschäftsbereich 2011 in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der staatlichen chinesischen Petrochina einbrachte. Das 50/50 Joint Venture bekam den Namen Petroineos. Petroineos hat bekannt gegeben, dass die Raffinerie in Grangemouth 2025 wegen nachlassender Nachfrage geschlossen werden soll. Ein Ölterminal soll erhalten bleiben. Wie sich dies auf andere petrochemische Unternehmen auswirken wird, dürfte erst die Zukunft zeigen. Ineos wurde in Deutschland weniger als petrochemische Firmengruppe denn als Käufer des Smart-Werks von Mercedes-Benz im französischen Hambach bekannt, wo sich der Vorstandsvorsitzende und Multimilliardär James A. Ratcliffe einen Wunschtraum erfüllte: Er lässt dort  ‚Grenadier‘-Geländewagen fertigen. (Bild: Ulsamer)

 

Zwei graue hohe Hallen, davor Kranen und Metallteile.
Still geworden ist es nicht nur in Burntisland, wo Plattformen gebaut wurden. Burntisland Fabrications (BiFab), eine Gesellschaft des kanadischen Unternehmens DF Barnes ging im Herbst 2020 das Geld aus, die Hoffnungen auf einen Neustart mit Komponenten für die Windparks hatten sich zerschlagen, und dies auch für die Ableger in Methil und auf der Isle of Lewis. 2017 hatte die schottische Regionalregierung BiFab noch mit 34 Mio. Pfund an Steuergeldern gerettet, doch nun wurde der Geldhahn nicht wieder aufgedreht. Gary Smith, schottischer Sekretär der GMB-Gewerkschaft, und Pat Rafferty, ‚Unite Scotland‘-Sekretär, betonten in ‚Energy Voice‘: „A decade on from the promise of a ‘Saudi Arabia of renewables’ and 28,000 full time jobs in offshore wind manufacturing, we’ve been left with industrial ruins in Fife and Lewis.“ Wo früher Plattformen gebaut wurden, herrscht heute gähnende Leere und Gebäude oder Flächen harren eines Prinzen, der Dornröschen wachküsst. (Bild: Ulsamer)

 

An einem Hang mit Gebüsch ziehen sich in mehreren Reihen Portacabins entlang, die an Touristen vermietet werden. Unterhalb liegt eine Straße, dann Sandstrand und Meer.
Über Geschmäcker lässt sich trefflich streiten, doch ob es auf Dauer ein touristisches Highlight ist, wenn ganze Berghänge oder Strandbereiche mit Portacabins vollgestellt werden, das wage ich zu bezweifeln. In den Highlands und auf den vorgelagerten Inseln gibt es jetzt schon genügend Quartiere, die sich besser ins Landschaftsbild einpassen. Im Bild der Pettycur Bay Holiday Park zwischen Kinghorn und Burntisland. (Bild: Ulsamer)

 

Links ein Türmchen mit weißer Uhr auf einem Gebäude aus Granit. Dahinter eine blau-weiße Autofähre. Im Hintergrund ein Hochhaus.
Der Hafen von Aberdeen ist laut des ‚Guinness Book of Business Records‘ das älteste Unternehmen Britanniens, denn 1136 wurde dieser von König David I. von Schottland gegründet. Heute ist der Port of Aberdeen mit 7 600 Meter Kaianlagen der größte Hafen Schottlands. Schiffe bis zu 300 Metern Länge können den Hafen anfahren, wobei auf        2 800 Metern am Kai Schiffe mit bis zu 14,8 Metern Tiefgang anlegen können. Hinter dem Gebäude des Aberdeen Harbour Boards liegt die Fähre zu den Orkney-Inseln, rechts ein Forschungsschiff der Firma G-TEC, die z. B. geologische Untersuchungen durchführt. (Bild: Ulsamer)

 

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Das Foto wurde von einer Anhöhe aus aufgenommen. Der Blick öffnet sich auf eine weite Meeresbucht.Zu sehen sind drei Plattformen für die Öl- und Gasförderung in unterschiedlicher Entfernung. Drei Schiffe werden im Bildtext beschrieben. Rechts ragen Teile für die Türme von Windkraftanlagen in die Höhe.Halbtaucher-Plattformen warten im Cromarty Firth auf einen neuen Einsatz auf Öl- und Gasfeldern. Der Rohrleger ‚Deep Energy‘– das rote Schiff – passiert gerade die erste Plattform. Dieses Schiff kann flexible Pipelines bis in eine Meerestiefe von 3 000 Metern legen. Der Schiffseigner TechnipFMC hat sein Portfolio – aus dem Öl- und Gassektor kommend – um die Energiegewinnung aus Wind, Wellen oder Gezeiten sowie um die Erzeugung von grünem Wasserstoff und dem Verpressen von CO2 in den Untergrund erweitert. Das blaue Schiff neben den aufrechtstehenden Turmteilen für Windturbinen, die ‚Siemens Gamesa‘, bringt Komponenten zu einem im Aufbau befindlichen Windpark. Am Kai liegt ungenutzt die ‚EnQuest Producer‘, ein Schiff, das Öl speichern und für den Weitertransport aufbereiten kann. (Bild: Ulsamer)

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