Ottmar Hörl: 500mal Gottlieb Daimler in Schorndorf

Ach könnte man geniale Konstrukteure doch multiplizieren

Der Erfinder des Automobils, Gottlieb Daimler, werkelte zwar gemeinsam mit Wilhelm Maybach in Bad Cannstatt (heute ein Stadtteil von Stuttgart) an seinen ersten Fahrzeugen, doch geboren wurde er im württembergischen Schorndorf. Dort überrascht der Objektkünstler Ottmar Hörl derzeit die Besucher der regionalen Remstal-Gartenschau mit seiner Installation von 500, annähernd einen Meter hohen Daimler-Skulpturen. Geballt steht der Konstrukteur in stahlblau, eisengrau und golden in der Sonne glitzernd im Umfeld des Schlosses, aber auch an anderen Stellen in der Innenstadt. Bei so viel Erfinder-Präsenz ist mir noch deutlicher bewusst geworden, dass wir in Deutschland in vielen Technologiefeldern zurückgefallen sind. Ach, könnte man doch Erfinder wie Gottlieb Daimler, Carl Benz oder Robert Bosch so leicht duplizieren wie Hörl seine Figuren!

Gottlieb Daimler gleich 500 Mal in Schorndorf.
500mal Gottlieb Daimler. Eine Gesamtinstallation des Objektkünstlers Ottmar Hörl im baden-württembergischen Schorndorf. Echt schade, dass man Innovatoren nicht so einfach multiplizieren kann wie dies Hörl mit seinen Skulpturen schafft. (Bild: Ulsamer)

Barrieren einreißen

Für mich ist es ein technologiepolitisches und wirtschaftliches Desaster, dass in Deutschland und Europa ständig über E-Autos palavert wird, allerdings gibt es bis heute keine nennenswerte Fertigung von Batteriezellen. Da werden 130 Jahre Erfahrungen mit Verbrennungsmotoren auch von weiten Teilen der Politik als überholt eingestuft, doch viel zu spät kommen Bundesregierung oder gar die EU-Kommission in Sachen Batteriezellenproduktion in die Gänge. Die starke technologische Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten scheint die Politik und die Mehrheit der Unternehmen nicht sonderlich gestört zu haben. Dabei ist doch die Batterie ein zentrales technisches Element eines jeden E-Fahrzeugs. Aus diesem Grunde genügt es nicht, aus angelieferten Zellen Batterien zu komplettieren. Wir brauchen wieder Innovatoren wie Bosch, Daimler, Benz, Siemens usw., damit wir Barrieren einreißen, die uns den Weg in die Zukunft verbauen.

Viel zu lange wurde auch die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle als Antrieb der Zukunft zerredet. Über lange Jahre trieb unter den deutschen Automobilunternehmen nur die Daimler AG diese Technologie voran. Dabei wäre Wasserstoff schnell zu betanken, womit längere Ladezeiten wie bei batteriebetriebenen E-Autos entfallen würden. Wasserstoff hat den Charme, dass er für den Antrieb von Fahrzeugen aller Art eingesetzt werden kann, und zugleich ist er ein interessantes Speichermedium. Die Begeisterung für regenerative Energie hat leider nicht zu einem verstärkten Aufbau von Speichern geführt. Wer Wind- und Sonnenenergie sinnvoll nutzen möchte, der muss bei deren weiterem Ausbau auch an die Speicherung von Überschuss-Strom denken. Die Sonne scheint nun mal nicht nach den Bedürfnissen der Strombezieher, und der Wind weht bekannter Weise, wann er möchte. Ohne Speicher werden wir die Stromschwankungen nicht abfangen können, es sei denn, wir halten dauerhaft einen Kraftwerkspark mit Gas oder Öl vor.

Gottlieb Daimler in Gold.
Das hätte sich Gottlieb Daimler (1834 – 1900), der Automobilerfinder, sicherlich auch nicht träumen lassen, dass er zu seinem 185. Geburtstag in seiner Geburtsstadt Schorndorf gleich 500mal vertreten sein würde. (Bild: Ulsamer)

Technologische Abhängigkeiten wachsen

Bei der Speicherung von aktuell nicht benötigtem Strom in Form von Wasserstoff kommen die allzeit präsenten Kritiker sofort aus der Deckung und monieren die Verluste bei der Umwandlung. Da haben sie schon recht, aber leider liefern sie keine andere plausible Lösung für die Speicherung. Große Batteriespeicher werden nicht ausreichen und Pumpspeicherkraftwerke lösen sofort Demonstrationen wegen des Landschaftsverbrauchs aus. So ist das inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch in weiten Regionen der Europäischen Union (EU). Meckern und kritisieren genügt aber nicht. Und wer nicht nur auf das Lastenfahrrad und Kerzenlicht setzen möchte, der muss innovative Ideen schnell und sachgerecht umsetzen.

Nicht nur bei Batteriezellen und Wasserstoffnutzug werden wir zunehmend abgehängt, sondern dies gilt auch für die Internetdienstleister wie Google, Facebook, Twitter, Instagram, sowie für die Internet-basierten Unternehmen wie Amazon. Microsoft hat seine Zentrale gleichfalls auf der anderen Seite des Atlantiks. Da nutzt es nichts, wenn in der EU Parlament, Rat und Kommission beständig an neuen Marterinstrumenten für start-ups basteln – man denke nur an die Datenschutz-Grundverordnung oder die Urheberrechtsverordnung. Wir brauchen nicht ständig mehr Regulierungen, sondern Innovationen. Und wenn wir die Lieferanten der Hardware – vom Smartphone über den Laptop bis zur Digitalkamera – einbeziehen, dann wird uns erst recht bewusst, dass wir immer mehr in technologische Abhängigkeiten geraten.

Viele Figuren von Ottmar Hörl in einem Bilderrahmen: Und alle stellen Gottlieb Daimler dar.
Wir müssen die genialen Erfinder, Entwickler und Konstrukteure wieder in den Mittelpunkt des Bildes setzen – und die Regulierer an den Spielfeldrand schicken. (Bild: Ulsamer)

Freiräume für eigenwillige Erfinder

Innovationen fallen nicht vom Himmel, dessen bin ich mir bewusst. Kreative Entwickler brauchen allerdings mehr Förderung und Freiräume: Wenn man zuerst einen Gewerbeschein beantragen und mit dem Finanzamt über Vorauszahlungen debattieren muss, dann geht viel Kraft verloren. Die Technologiefeindlichkeit mancher Kreise ist aber auch ein Hindernis, wenn es um die Freisetzung von Kreativität in den Technikbereichen geht. Der Kabarettist Dieter Nuhr bemerkte dazu im ‚Ersten‘: „Denn die Erfinder werden die Welt retten, nicht die Verhinderer. Nicht die, die im Wege stehen, sondern die, die neue Wege bauen.“ Damit traf er ins Schwarze! Nuhrs Feststellung trifft auf alle Lebensbereiche zu, und leider zunehmend auch auf weite Teile der EU-Politik. In Brüssel und Straßburg wird zu oft über jedes Mikrogramm Feinstaub oder CO2 gestritten, anstatt die Menschen zu unterstützen, die uns den Weg in eine ökologischere und nachhaltigere Zukunft öffnen können.

All dies ging mir bei der Betrachtung des Daimler-Figuren-Ensembles durch den Kopf. Ja, wir brauchen wieder mehr Innovatoren wie Gottlieb Daimler und weniger Politiker, die mit ihrer Rahmensetzung neuen Technologien die Dynamik nehmen. Wer Abhängigkeiten von anderen Staaten verhindern möchte, der muss auf Erneuerung setzen, denn Stillstand können wir uns nicht leisten. Geniale Konstrukteure kann man natürlich nicht multiplizieren, aber wir müssen die Begeisterung für die Technik – in Verbindung mit Nachhaltigkeit – in Kindergarten und Schule, in Ausbildung und Studium wieder stärker wecken: Dann werden sich auch eigenwillige Typen wie Daimler, Benz oder Bosch ans Werk machen!

 

 

 

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