Offenheit für Wirtschaft und Technik sichert Wohlstand

Politik und Gesellschaft brauchen Innovation statt Bürokratie

Weite Teile von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sind sich einig in der Erkenntnis, dass der wirtschaftliche Sinkflug in Deutschland gestoppt werden muss. Die Problemstellung ist klar, allerdings bleibt es zu häufig bei hehren Grundsätzen, und es mangelt am Umsetzungswillen. Wir alle können daher nur hoffen, dass die neue Bundesregierung beherzt die Hindernisse beiseite räumt, die einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung entgegenstehen. Die ersten Schritte der Bundesregierung von Union und SPD unter Friedrich Merz als Kanzler lassen jedoch keine Euphorie aufkommen:  Billionen-Kredite allein werden Deutschland nicht nach vorne bringen! Und wer ein zusätzliches Ministerium schafft, um den Staat schlanker und effizienter zu gestalten, der hat diese obskure Idee ganz gewiss nicht vom Mitbegründer der sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, entlehnt. Bei der oft versprochenen Entbürokratisierung geht es nicht voran, und zerbröselnde Infrastruktur und mangelhafte Digitalisierung kennzeichnen Deutschland. Wirtschaftlichen Notwendigkeiten und technischen Herausforderungen kommen seit Jahren in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion ein zu geringer Stellenwert zu. Es geht zu vielen Politikerinnen und Politikern um die Verteilung von Reichtum, zu wenig wird die Schaffung von Wohlstand für alle durch engagierte Arbeit und Innovationsbereitschaft betont.

Ein kleines Gebäude, das einem Gewächshaus ähnelt. Es ist das frühere Gartenhaus von Gottlieb Daimler, in dem er seine Fahrzeuge entwickelte. Heute ist es eine Gedenkstätte.
Zum Glück gab es noch so manchen bürokratischen Irrsinn nicht, als Carl Benz und Gottlieb Daimler mit ihren Fahrzeugen die Mobilität revolutionierten. Es wäre ihnen wohl kaum erlaubt worden, in einer Garage in Ladenburg oder – wie Daimler – in einer Art Gartenhaus in Bad Cannstatt ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Erfinder lassen sich nicht per Dekret schaffen, aber wer sie weniger gängelt, der bringt Technik und Wirtschaft voran. Erinnern möchte ich an dieser Stelle noch an eine Kunstaktion von Ottmar Hörl in Daimlers Geburtsstadt: ‚500mal Gottlieb Daimler in Schorndorf. Ach könnte man geniale Konstrukteure doch multiplizieren‘. (Bild: Ulsamer)

Freiräume schaffen

Aktuelle Verwerfungen, die sich nicht zuletzt durch die sprunghaften Entscheidungen von US-Präsident Trump oder den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine ergeben, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Wirtschaft im weltweiten Vergleich seit geraumer Zeit zurückfällt. Die Gründe sind vielfältig und überwiegend hausgemacht.

Die Bürokratie drückt nicht nur die Gewerbetreibenden, sondern uns alle. Ein kleines Beispiel ist die Grundsteuerreform, wo der Bürger die Daten zusammentragen und digitalisieren musste, die in den einzelnen Kommunen ohnehin vorhanden waren. Ansonsten hätten diese in früheren Jahren auch keine Grundsteuer erheben können. Viel zu häufig geht es um Regulierung statt darum, Freiräume zu schaffen, in denen innovative Ideen gedeihen können. Musterbeispiel ist für mich die Datenschutz-Grundverordnung der EU, die mit dazu beiträgt, dass gerade IT-Anwendungen von Microsoft über Google bis zu Facebook, Instagram oder ‚X‘ (früher Twitter) aus den USA kommen. Und bei der notwendigen Hardware dominieren dann asiatische Hersteller. Hätten Carl Benz, Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach oder Robert Bosch heute noch eine Chance, ihre eigenwilligen Ideen in einem bürokratischen Dschungel zu realisieren? Das frage ich mich zunehmend! Sicherlich würde die Entwicklungsarbeit von Benz in einer Garage in Ladenburg oder von Daimler in einer Art Gewächshaus in Stuttgart-Bad Cannstatt wegen allerlei Rechtsnormen heute sofort gestoppt.

Blick von der Frauenkirche auf die Innenstadt von Dresden.
Zwar wird unter manchen Bürgern, die sich stets zurückgesetzt fühlen, gerne über Unterschiede zwischen östlichen und westlichen Regionen in Deutschland diskutiert, doch die Realität ist vielschichtiger. Die Infrastruktur wurde nach der Wende in den Bundesländern auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf Vordermann gebracht, in den alten Bundesländern zerfiel sie dagegen. Dabei geht es längst nicht nur um einen Konflikt zwischen Ost und West, denn auch in Goslar und Idar-Oberstein ticken die Uhren anders als in München und Frankfurt. In Görlitz und Chemnitz nahm die Einwohnerzahl ab, in Leipzig und Dresden werden mehr Bürger verzeichnet. Dresden, die Hauptstadt Sachsens, brachte es 1995 auf rd. 469 000 Einwohner, 2023 waren es 566 000 Einwohner. In Görlitz nahm die Einwohnerzahl von 1995 auf 2023 (laut Statistischem Jahrbuch der Stadt) von gut 66 000 auf 56 600 ab. Eine innovative Regionalpolitik fehlt bis heute in Deutschland, die sich zumindest darum bemüht, regionale Unterschiede zu begrenzen. Wenn in der einen Stadt Wohnungen fehlen und in der anderen Leerstände dominieren, dann muss etwas geschehen. Weitere Anregungen zu dieser Frage finden Sie in meinem Blog-Beitrag ‚Städte sind auch mal voll! Wohnraumknappheit nur regionalpolitisch lösbar‘. (Bild: Ulsamer)

Trotz bürokratischer Hemmnisse, die sich lokal und regional nicht lösen ließen, weil sie ihren Ursprung in Gesetzen von EU, Bund und Land haben, können Projekte auch in Deutschland realisiert werden, wenn alle Beteiligten effektiv zusammenwirken. Ein Musterbeispiel ist für mich das Prüf- und Technologiezentrum im baden-württembergischen Immendingen. Auf 500 Hektar einer ehemaligen Kaserne der Bundeswehr und der deutsch-französischen Brigade sowie dem angegliederten Standortübungsplatz entstanden für deutsche Verhältnisse in Rekordzeit Module und Gebäude für die Fahrzeugentwicklung von Mercedes-Benz. Die schnelle Realisierung ermöglichte das Engagement und der gute Wille aller Beteiligen in den Ämtern und in der Bürgerschaft. So mancher hatte die Realisierung des Prüfzentrums angezweifelt, denn die Genehmigungsunterlagen wurden per Klein-Lkw ins Tuttlinger Landratsamt gekarrt. Aber: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Und dies trotz überbordender Regulierung.

Blick vom Reichstag in Berlin. Links und rechts sind zwei kleine Turmhelme zu erkennen. Vor dem Kanzleramt eine Straße mit Fahrzeugen und Bäumen. Danach die weißen Fassaden des Kanzleramts. Bis zu 36 Metern hoch.
Sparen wird in der Politik verbal großgeschrieben, doch gemeint sind die Bürgerinnen und Bürger, die den Gürtel enger schnallen sollen! Zwar ist das Bundeskanzleramt ohnehin schon jetzt der größte Regierungssitz der Welt – und nun wird die Verdopplung der Fläche realisiert! Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD) stand der Sinn nach mehr Personal und mehr Raum. Auch wenn sich die Schlangen an den Tafelläden verlängern, bei Bund, Ländern und Kommunen hat sich der Sparwillen noch nicht umfassend durchgesetzt. Eine höhere Verschuldung ist nicht die Lösung! ‚Bundeskanzleramt: Prunk und Protz. Der Erweiterungsbaubau passt nicht in unsere Zeit‘, so lautet der Titel eines meiner Blog-Beiträge zu diesem leidigen Thema. (Bild: Ulsamer)

Drückende Bürokratiekosten

Das Ifo Institut berechnete im November 2024, dass die Bürokratie in Deutschland jährlich 146 Mrd. Euro an Wirtschaftsleistung kostet. In einer wettbewerbsintensiven Welt können wir uns das nicht leisten, daher müssen auf allen Ebenen Gesetze und Verordnungen auf den Prüfstand. Gefordert wird das seit Jahren, ja Jahrzehnten, doch bisher sind die politischen Anstrengungen zu schwach, um das Dickicht an Paragrafen zu lichten. „Ein sofortiges Bürokratiemoratorium muss her“, betonte Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, wie viele seiner Kollegen. Und er fuhr fort: „Alle Nachweis- und Dokumentationspflichten, Berichtspflichten und Statistikmeldungen, alle ständigen Gesetzesänderungen, Datenschutzvorgaben und langwierigen Verwaltungsverfahren gehören auf den Prüfstand, müssen deutlich verschlankt und teilweise komplett abgeschafft werden – und das in Berlin und Brüssel.“ Wie zu erwarten hat sich auch die Bundesregierung unter Friedrich Merz den Bürokratieabbau aufs Panier geschrieben, doch statt das Außen- und das Entwicklungshilfeministerium zusammenzulegen, was durchaus die Schlagkraft erhöhen könnte, wurde ein zusätzliches Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung aus der Taufe gehoben. Da komme ich schon ins Grübeln, wenn die Modernisierung des Staats mit einem zusätzlichen Ministerium starten soll. Und ob der Vorstandsvorsitzende von Media Markt und Saturn dafür die richtige Besetzung ist, das bezweifle ich sehr.

Auf den Kopf gestellte Milchkannen auf einem Holzbrett.
Die Digitalisierung kommt in Deutschland nur zögerlich voran: Dies gilt für die Amtsstuben, aber auch für den Mobilfunk bzw. das kabelgebundene Internet. Wie ausgerechnet die damalige Bundesministerin für Forschung und Bildung sagen konnte, “5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig“, das verstand vermutlich nur Anja Karliczek von der CDU selbst. Deutschland fiel in den letzten Jahren bei Mobilfunk und Festnetz deutlich zurück. Dies ist auch für den ländlichen Raum eine politische und wirtschaftliche Katastrophe. Mehr zu den verpassten Chancen lesen Sie in ‚Deutschland: Bis zur letzten Milchkanne. Leistungsfähiger Mobilfunk und schnelles Internet sind zwingend‘.(Bild: Ulsamer)

Besonders belastend sind die drückenden Bürokratiekosten, und Deutschland hinkt in der Digitalisierung gerade im öffentlichen Bereich hinterher. In nicht wenigen Firmenräumen lagern Unterlagen in Papierform, weil das Pflicht ist. Diese Flächen könnten aber besser anderweitig für Produktion und Entwicklung genutzt werden! Häufig wird der mangelhafte Ausbau der Datennetze zum Problem für Dienstleister und produzierende Unternehmen. Vor einigen Jahren meinte zwar Anja Karliczek als CDU-Bundesministerin für Forschung, man brauche den Mobilfunkstandard 5G nicht bis zur letzten Milchkanne, doch da irrte sie. Mehr dazu finden Sie in meinem Beitrag ‚Deutschland: Bis zur letzten Milchkanne. Leistungsfähiger Mobilfunk und schnelles Internet sind zwingend‘. Chancen im ländlichen Raum können nur genutzt werden, wenn Funknetze und Glasfaserkabel einen schnellen Informationsfluss zulassen. Bundespräsident Steinmeier brachte es auf den Punkt: „Wo immer Menschen leben und arbeiten, brauchen sie schnelles Internet. Niemand käme bei zu wenigen Menschen in einem Dorf auf die Idee, Elektrizität oder Wasser abzustellen.“ Es geht nicht nur um die stärkere Digitalisierung der Amtsstuben, sondern um die Erleichterung aller Behördenkontakte durch einheitliche digitale Zugänge!

Svchild Brückenschäden verbunden mit der Vorgabe, dass Lkw jeweils 50 Meter Abstand halten müssen.
Seit Jahren zerfällt in Deutschland die Infrastruktur, und die Politik sah zu. Die Bundesregierung von CDU/CSU und SPD unter Friedrich Merz brachte noch vor ihrem eigentlichen Start gemeinsam mit Bündnis90/Die Grünen und der Linken ein Billionen-Euro-Schuldenpaket durch den Deutschen Bundestag, wobei 500 Millionen Euro für die Infrastruktur vorgesehen sind. Die Ertüchtigung der Infrastruktur ist dringend notwendig, doch mit Schulden allein wird es nicht gehen. Längst müssten in allen Politikbereichen ein Kassensturz und eine Priorisierung der Ausgaben stattfinden. Dass ausgerechnet die Union den Schuldenmachern aus SPD, Grünen und Linken folgt, hat sie Zustimmung bei vielen Wählern gekostet. Hierzu noch ein Link zu meinem Beitrag ‚Merz oje -Vertrauen ade. Vom Sparheimer zum Billionen-Schulden-Kanzler‘. (Bild: Ulsamer)

Lahmende Digitalisierung

Auch die tief in den roten Zahlen steckende Deutsche Bahn wird ohne ein höheres Maß an Digitalisierung nicht zukunftsfähig werden. Bei Stuttgart 21, dem Bau eines unterirdischen Durchgangsbahnhofs und einer Schnellfahrtrasse nach Ulm, geht es nur im Schneckentempo voran und immer wieder kommt es zu Verzögerungen beim Aufbau einer digitalen Leit- und Sicherungstechnik für die Züge. Während der Coronapandemie zeigte es sich, dass unser Land im schulischen Bereich einen großen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung hat. Lehrer und Schüler gaben sich alle Mühe in jenen schwierigen Zeiten, doch unsere Enkelinnen und Enkel – und natürlich die Eltern – waren oft am Verzweifeln, wenn die digitale Schulstunde wegen technischer Schwierigkeiten zäh in Gang kam.

Leerstehendes Geschäftsgebäude mit Graffiti, zerfallenden Treppenstufen und verschlossenen Türen. Das Gebäude ist in hellen und blauen Farben gehalten.
Zu den Städten mit einem dramatischen Verlust an Einwohnern gehört auch das rheinland-pfälzische Idar-Oberstein: Anfang der 1960er Jahre zählte die Stadt nach Eingemeindungen fast 40 000 Einwohner, heute sind es ca. 28 000. Da nimmt der Leerstand in der Innenstadt dramatische Formen an. Fördermittel des Bundes in Höhe von 2,2 Mio. Euro sollen zur Belebung der Innenstadt beitragen. Ob das wirklich hilft? Interessant ist es, dass in der Corona-Zeit dank BioNTech mehrere hundert Millionen Euro an Gewerbesteuer nach Idar-Oberstein flossen: Die Altschulden konnten abgetragen werden, doch der SWR legte erneut den Finger in die Wunde: „Trotz BioNTech-Millionen: Idar-Oberstein droht wieder die Pleite“. Ein Pop-Up-Store hier und da wird es in unseren Innenstädten nicht richten. Viele Regionen brauchen dringend wirtschaftliche Impulse, die nur mit mehr Offenheit für technische Innovationen einher gehen. Immobilienbesitzer sollten sich verstärkt an einer intensiven Diskussion über die Zukunft der Innenstädte beteiligen und nicht auf den dicken Fisch warten, der sich ihres Gebäudes annimmt. Mehr zu diesem übergreifenden Thema lesen Sie in ‚Eigentum verpflichtet! Zu nichts? Schlüsselimmobilien müssen notfalls enteignet werden‘. Dieser Satz ist mir als überzeugtem Vertreter einer sozialen Marktwirtschaft schwergefallen, doch spätestens nach dem Benko-Skandal wurde deutlich, dass es Blender nicht richten werden. (Bild: Ulsamer)

Der Ruf nach stärkerer Digitalisierung erklingt zwar regelmäßig, doch häufig fehlt es bereits an der notwendigen Infrastruktur. Der Netzausbau kommt regional unterschiedlich schnell voran, und hier bedarf es erhöhter Anstrengungen. Das gilt ebenso für teilweise marode Brücken, löchrige Straßen und holprige Bahntrassen sowie veraltete Schleusen für die Binnenschifffahrt. Man darf gespannt sein, ob das Sondervermögen – sprich die Sonderschulden -, das noch der alte Bundestag durchgewunken hat, neue Impulse vermittelt. Geld ist das eine, beschleunigte Verfahren bei Planung und Bau das andere. Die Politik sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass alle Bauten über die Jahre intensiver gepflegt werden müssen als bisher. So manche Brücke geht vorzeitig in die Knie, weil während ihrer Nutzung zu wenig Budget für eine konsequente Instandhaltung eingesetzt wurde.

Eine Brücke über einem Fluss. Die Brücke besteht aus einer grauen Stahlkonstruktion, die auf stabilen Pfeilern ruht. Ein Segelboot fährt unter der Brücke hindurch. Auf der Brückeneinfahrt steht in weißen Buchstaben I. K. Brunel Engineer 1859.
Nach wenigen Jahrzehnten geht so manche moderne Brücke bereits in die Knie und sie muss abgerissen werden, doch Isambard Kingdom Brunel hat mit der Royal Albert Bridge bei Plymouth und der Clifton Suspension Bridge in Bristol bewiesen, dass Bauwerke auch nach 150 Jahren sichere Straßen- und Eisenbahnverbindungen gewährleisten können. Am 2. Mai 1859 eröffnete Prinz Albert die im Bild gezeigte von Brunel entworfene Brücke über den Tamar. Über sie führt die Eisenbahnlinie von Plymouth in Devon nach Saltash in Cornwall. Wir brauchen wieder mehr Nachhaltigkeit beim Bauen und die Bereitschaft, laufend Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Mehr dazu in: ‚Wenn Brücken 150 Jahre auf dem Buckel haben. Isambard Kingdom Brunel setzte auf Nachhaltigkeit‘. (Bild: Ulsamer)

Mehr in Instandhaltung investieren

An dieser Stelle erlaube ich mir einen Exkurs: Brücken sollten nicht nur für wenige Jahre oder Jahrzehnte Flüsse und Täler überqueren, sondern ihren Bogen für lange Zeit spannen. Ein Musterbeispiel des britischen Architekten Isambard Kingdom Brunel soll hier kurz erwähnt werden. Die beeindruckende Kettenbrücke, die sich bei Bristol 75 Meter hoch über den Avon erhebt, ist rd. 400 Meter lang, und ihre längste Stützweite beträgt 214 Meter. Gebaut wurde sie in einer Zeit ohne Auto, denn sie nahm 1864 ihren Betrieb auf. Da waren noch nicht einmal Carl Benz und Gottlieb Daimler mit ihrem Dreirad bzw. der Motorkutsche auf der Straße. Heute erträgt die Clifton Suspension Bridge jedoch statt einiger Pferdefuhrwerke und Fußgänger täglich sage und schreibe 11 000 Fahrzeuge! Wenn dies kein Beweis für die Langlebigkeit der Konstruktion von Brunel ist! Allerdings: von nichts kommt nichts, so könnte man sagen. Pro Fahrzeug wird jeweils 1 britisches Pfund kassiert – und ausschließlich in die Erhaltung der Brücke gesteckt. Fußgänger und Radfahrer bezahlen nichts. Sollten Sie sich weiter über die Brücken von Brunel informieren wollen, so möchte ich auf meinen Artikel ‚Wenn Brücken 150 Jahre auf dem Buckel haben. Isambard Kingdom Brunel setzte auf Nachhaltigkeit‘ hinweisen.

Das Opernhaus in Stuttgart, davor ein See mit einer Fontäne. Es regnet.
Kultur hat bei mir einen hohen Stellenwert, denn sie ist für eine Gesellschaft von großer Bedeutung. Häufig stellt sich für mich allerdings die Frage nach der richtigen Priorisierung staatlicher Ausgaben. Dies wird bei den Diskussionen um die Sanierung und Erweiterung des Stuttgarter Opernhauses besonders deutlich: „Grombiera statt Kunscht gibt es mit mir nicht“, beschied der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann Journalisten und Öffentlichkeit, als laut und vernehmlich die Frage gestellt wurde, ob denn anderthalb, vielleicht auch 2 Mrd. Euro nicht etwas viel seien, um die Räumlichkeiten für Oper und Ballett in Stuttgart auf Vordermann zu bringen. Wenn man sich Teile des Opernpublikums auf den teureren Plätzen anschaut, dann ist die Wiedereröffnung des Littmann-Baus im Jahr 2044 oder später schon so eine Sache! Hintergründe zu dieser fragwürdigen Ausgabenpolitik finden Sie in ‚Winfried Kretschmann und sein Grombiera-Trauma. Zeit und Kosten explodieren bei der Staatstheater-Sanierung‘. (Bild: Ulsamer)

Generell ist Verkehr, sei es mit dem Auto, Lkw oder der Bahn, meist ein Reizthema. Deutschland wird jedoch nur zur gewohnten Wirtschaftskraft zurückfinden, wenn wir die Infrastruktur ausbauen und gleichzeitig alles tun, um den Verkehr möglichst emissionsarm zu gestalten. Die Infrastruktur in Deutschland muss konsequent ertüchtigt und ausgebaut werden, dabei denke ich gerade an Schienenwege, wie beispielsweise die deutschen Zulaufstrecken zum Gotthard-Basistunnel. Das alles funktioniert nur mit einer überzeugenden Planung, intensiver Kommunikation und schneller Bauleistung. Abstrus ist es für mich, wie langsam z. B.  das zweite Gleis auf der Gäubahn von Stuttgart nach Singen wieder verlegt wird, das 1945 während der französischen Besatzung auf etlichen Streckenabschnitten demontiert worden war. Mancherorts geht es bei der Schieneninfrastruktur nicht in Jahrzehnten, sondern wohl in Jahrhundert-Schritten voran. Bei allen Verkehrs- oder Infrastrukturprojekten kommt es auf eine intensive, ehrliche und frühe Kommunikation mit allen Betroffenen an, genau diese Lehre ziehe ich auch aus dem Projekt des zuvor erwähnten Prüf- und Technologiezentrums. Breite Kommunikation trug dazu bei, dass keine einzige Klage gegen das Projekt eingereicht wurde! Nicht wenige Projekte geraten in Verzug, weil Anwohner nicht oder zu spät einbezogen werden.

Ein weißer Pkw ist über ein oangefarbenes Kabel mit einer weiß-blauen Ladesäule verbunden.
Beim Auto der ‚Zukunft‘ legte sich die Politik in Berlin und Brüssel zu früh auf den batterieelektrischen Antrieb fest. Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe wurden von der Politik als zweitrangig angesehen. Für eine Übergangsphase hätte auch der Hybridantrieb konsequenter genutzt werden müssen. Zu mühsam kam der Aufbau eines Netzes von Ladestationen voran. Mehr dazu in: ‚Individuelle Mobilität im Schwitzkasten der E-Mobilität. Es fehlt an Ladesäulen, Stromnetzen und Rohstoffen‘. (Bild: Ulsamer)

Nicht nur beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur geht es um den Flächenbedarf, für die Ansiedlung von wachsenden Firmen, die ihre Produktion ausweiten wollen, trifft das gleichfalls zu. Ich selbst habe erlebt, wie schwierig es war, in Baden-Württemberg eine Fläche für das Prüf- und Technologiezentrum von Mercedes-Benz zu finden. Mein Technikkollege Rainer Imdahl, und ich haben uns – unterstützt durch interne Mitarbeiter und zahlreiche Experten für Naturschutz, Umwelt, Recht, Technik usw. – mit 120 potenziellen Liegenschaften befasst, um ein Gelände zu finden, das die Verwirklichung der Planungen mit möglichst geringen Auswirkungen auf Mensch und Natur erlaubte. Nicht überall brandete Begeisterung auf, und die Kritik reichte von der Lärmbelastung über den Verkehr bis zum Naturschutz.

Eine bräunliche Eidechse sitzt auf verwelkten Blättern und wird von der Frühlingssonne beschienen.
Entbürokratisierung ist wichtig, wenn die deutsche Wirtschaft international wieder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen soll. Die Entschlackung bei Gesetzen und EU-Verordnungen darf aber nicht zu Lasten der Natur gehen. Nicht Eidechsen oder Milane sind schuld, wenn Projekte nicht realisiert werden können, sondern mangelhafte Planung, fehlende Kommunikation und Engstirnigkeit statt Kompromissfähigkeit. ‚Verhindern Eidechsen den Bau von Straßen, Schienen und Häusern?‘ frage ich in meinem Blog-Artikel. Ich sehe nicht die Reptilien als Schuldige, sondern die Zweibeiner, die zu wenig Kreativität bei der Ausgestaltung der Projekte zeigen. (Bild: Ulsamer)

Intensivere Kommunikation

Bei der Realisierung von technischen bzw. wirtschaftlichen Projekten kommt es auf eine intensive Kommunikation an, die auf Seiten der Unternehmen auch die Bereitschaft zu Kompromissen beinhaltet. Bei der Realisierung des zuvor erwähnten Prüfzentrums bezogen wir die Bürgerschaft in Immendingen und der ganzen Region von Anbeginn ein. Wir waren sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit bekamen, offen und durchaus kontrovers über das Vorhaben zu diskutieren. Und es ist keine Floskel, wenn ich sage, dass wir viele Anregungen aus den Gesprächen mitgenommen haben, die in die Planungen eingeflossen sind. Besonders ins Auge springt, dass ein Korridor die Fläche gewissermaßen zerschneidet, damit die Wildtiere bei ihren Wanderungen nicht gefährdet oder behindert werden. Im Unternehmen war der Wille vorhanden, selbst schwierige Vorgaben zu erfüllen, was für den angesprochenen Wildtierkorridor, aber auch für Verschiebungen bei den technischen Modulen zutraf, um die Eingriffe möglichst klein zu halten. Für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) wurden durch den Jahreslauf Daten zu Tieren und Pflanzen auf dem Gelände durch Spezialisten aus dem Umfeld der Naturschutzverbände gesammelt und aufbereitet. Der Schutz der Natur hatte bei diesem Projekt eine hohe Priorität. Leider fehlt bis heute die Grünbrücke über die Autobahn A81, so dass mal wieder sichtbar wird, dass Unternehmen häufig den Schutz der Wildtiere ernster nehmen als die öffentliche Hand.

Am Rande möchte ich anmerken, dass gesetzliche Vorgaben für alle Projekte in gleicher Weise gelten sollten. Leider ist das nicht der Fall, wie der Bau des Tesla-Werks in Brandenburg beweist. Dort wurden die Erhebungen z. B. zu Eidechsen für die Umweltverträglichkeitsprüfung nur im Winter durchgeführt, wo sich diese Tiere nun wirklich schwer lokalisieren lassen! Wenn der rote Teppich für gewerbliche und industrielle Vorhaben ausgerollt wird, dann sollte sich die Politik die Investoren schon genauer ansehen. So mancher, der heute über Elon Musk schimpft, der hat in Grünheide für Tesla die ein- oder andere Ausnahmeregelung durchgewunken. Der Tesla-Chef Elon Musk ließ in der Mark Brandenburg seine sogenannte ‚Gigafactory‘ hochziehen, obwohl die endgültige Baugenehmigung noch nicht vorlag, und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) lobten die zügige Vorgehensweise: Die Politik drückte bei diesem Projekt mindestens ein Auge zu, denn die Umweltverträglichkeitsprüfung war völlig unzulänglich abgelaufen. Auf den fragwürdigen Ablauf der Umweltverträglichkeitsprüfung bin ich in meinem Blog-Beitrag ‚Brandenburg: Tesla walzt die Natur nieder. Umweltverträglichkeitsprüfung wird zur Farce‘ eingegangen.

Mehrere Windkraftanlagen mit weißen Türmen und Rotoren. An den Spitzen der Rotoren rote Flächen- Vor den Anlagen grast eine Herde Schafe. Dazwischen einige weiße Silberreiher.
Der Ausbau der Windenergie kommt in den südlichen Bundesländern, vornehmlich in Baden-Württemberg, nur im Schneckentempo voran. Ausgerechnet einer Landesregierung, die vom grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann geführt wird, ist es nicht gelungen, die selbst gesetzten Ziele bei der Windkraft auch nur annähernd zu erreichen. Weitere Informationen finden Sie in meinem Blog-Beitrag ‚Windkraft: Aufgeblasene Backen, aber wenig Windenergie. Baden-Württemberg hinkt hinter Regierungsverlautbarungen her‘. Das Foto habe ich bei Eisenach in Thüringen aufgenommen. (Bild: Ulsamer)

Energiekosten senken

Zu großen Belastungen für Gewerbe und Industrie – und alle Bürgerinnen und Bürger – sind die hohen Energiekosten geworden. Deutschland liegt in der EU an der Spitze und deutlich über den Durchschnittspreisen. Die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD hat sich vorgenommen, die Stromsteuer auf den EU-Mindestsatz herabzusetzen und einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis einzuführen, doch kann das nur ein Anfang sein. Gleichzeitig müssen die Stromnetze zügiger als bisher ausgebaut werden, denn in absehbarer Zeit wird der Süden Deutschlands nicht die notwendigen Strommengen selbst erzeugen können, sondern ist auf Windstrom aus dem Norden Deutschlands und Europas angewiesen. Wie stark unser modernes Leben vom Strom abhängt, merken wir meist erst dann, wenn Lifte steckenbleiben, PC, Fernseher und Radio sowie der Kühlschrank den Dienst versagen, oder man Kerzen und Streichhölzer sucht, weil das Licht erloschen ist. Am eigenen Leib mussten das die Bürger in Spanien und Portugal jüngst erleben. Weitere Hinweise zu diesem Themenkomplex lesen Sie in: ‚Blackout: Wenn der Strom fehlt. Wie gefährdet sind unsere Stromnetze?‘ Die Wind- und Solarkraft muss jedoch nicht nur im Norden, sondern z. B. auch in Baden-Württemberg ausgebaut werden. Das wird allerdings nicht gelingen, indem man hier und da ein Windrad in den Wald stellt, sondern es müssen finanziell interessante Konzepte umgesetzt werden, die Ackerbau mit Naturschutz und Stromerzeugung besser als bisher verbinden. Verwunderlich ist es schon, dass in Baden-Württemberg kaum neue Windkraftanlagen errichtet werden, wo doch die Regierung aus Bündnis90/Die Grünen und CDU in ihrem Koalitionsvertrag verkündeten, man wolle in der Legislaturperiode von 2021 bis 2026 „die Voraussetzungen für den Bau von bis zu 1000 neuen Windkraftanlagen schaffen“. Im Jahr 2024 waren es gerade mal 22, wobei gleichzeitig vier Anlagen stillgelegt wurden. Ohne einen Ausbau der Speicherkapazitäten wird es in ganz Deutschland nicht gehen, und für Dunkel-Flauten benötigen wir auf absehbare Zeit Gaskraftwerke, die später mit Wasserstoff betrieben werden können.

Weiße Kamine eines Kraftwerks überragen den eigentlichen mehrstöckigen Kraftwerksbau und umliegende Häuser.
Der Ausbau von Wind- und Solarenergie ist richtig, doch für Dunkelflauten benötigen wir auf absehbare Zeit Gaskraftwerke. Der gescheiterten Bundesregierung unter Olaf Scholz (SPD) war es nicht gelungen, eine innovative Strategie für Gaskraftwerke vorzulegen und die Umsetzung zu starten. Generell müssen der Leitungsausbau und die Schaffung von Speicherkapazitäten mit hoher Dringlichkeit voranagetrieben werden, ansonsten könnten die Deutschen wie jüngst die Spanier und Portugiesen im Dunkeln sitzen. Mehr zu den Gefahren eines überregionalen Stromausfalls lesen Sie in ‚Blackout: Wenn der Strom fehlt. Wie gefährdet sind unsere Stromnetze?‘ (Bild: Ulsamer)

Beim Stichwort Wasserstoff bin ich bei einer aus meiner Sicht ärgerlichen Thematik. Die Politik hat im Bund und in der EU die Technologieoffenheit vernachlässigt. Wasserstoff und synthetischem Kraftstoff wurde nicht die Chance geboten, ihr Potential auszuschöpfen. Die nahezu völlige Konzentration auf batterieelektrische Antriebe war falsch. Wer Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb in hoher Stückzahl nur verkaufen kann, wenn es reichlich Subventionen gibt, der beschreitet einen Irrweg. Dem Wasserstoff kommt bei der Speicherung von momentan nicht benötigtem, regenerativ erzeugtem Strom eine große Bedeutung zu, obwohl bei der jeweiligen Umwandlung Verluste auftreten. Es kann doch nicht sein, dass Windturbinen und zukünftig auch private PV-Anlagen bei mangelnder Nachfrage zwangsabgeschaltet werden, da der produzierte Strom die Netze überlasten würde! Dieser aktuell nicht benötigte Strom sollte in Wasserstoff umgewandelt und bei steigendem Bedarf rückverstromt werden.

Ein graues Containerschiff mit weißem Aufbau und verschiedenfarbenen Containern auf dem dunkelblauen Meer.
Eine weltweit funktionierende Logistik macht gewissermaßen alle Staaten und Regionen zu potentiellen Konkurrenten. Hohe Steuern, Energiepreise und Lohnkosten sowie eine wuchernde Bürokratie und zu geringe Digitalisierung bringen Deutschland erhebliche Nachteile im globalen Wettbewerb. Den Bundesregierungen ist es immer weniger gelungen, einen flexiblen Rahmen für die Wirtschaft zu gestalten, der Innovationen aufblühen lässt. Die letzte Regierung unter Angela Merkel (CDU) – ein wahres Horrorkabinett – und die gescheiterte Laienspielgruppe unter Olaf Scholz (SPD) haben keinen unnötigen Ballast über Bord geworfen, sondern Industrie, Handel und Gewerbe weiter belastet. (Bild: Ulsamer)

Konkurrenzdruck nimmt zu

Nicht zu vernachlässigen ist der große Unterschied bei Lohn- und Lohnnebenkosten zwischen Deutschland und Standorten im europäischen Umfeld. Nach Pressemeldungen lassen sich Kompaktmodelle von Mercedes-Benz in Ungarn 70 % günstiger produzieren als an deutschen Standorten. Der Jahresverdienst eines Vollzeitbeschäftigten liegt in Ungarn nach EU-Angaben bei weniger als 17 000 Euro und in Deutschland bei knapp 51 000 Euro. Kommen zu diesen Diskrepanzen hohe Lohnnebenkosten in Deutschland, Bürokratisierung und mangelhafte Digitalisierung oder zerbröselnde Infrastruktur hinzu, dann fällt der Industriestandort Deutschland zwangsläufig zurück. Für die Entwicklung der Lohnkosten tragen die Tarifpartner die Verantwortung, doch die Höhe der Lohnnebenkosten von rd. 22 % des Lohns ist auch politisch beeinflusst. Bei Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung geht der Trend nach oben, und das hat überdies demografische Gründe. Unsere hohen Arbeitskosten lassen sich im globalen Wettbewerb nur halten, wenn mit Effizienz, Innnovationsfreude und Einsatzwillen alle Tätigkeiten ausgeführt werden.

Zwei gelbe Bagger greifen in die Bausubstanz und brechen Teile heraus, Das mehrstockige Gebäude ist aufgerissen, die Decken und Böden der Etagen erkennbar.
Es darf immer etwas mehr sein! Das scheint bis heute die Devise in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung zu sein und bei den politischen Entscheidern. Wer eine Billion Euro neue Schulden durchwinkt, wie das Union, SPD, Bündnis90/Die Grünen und die Linke gemeinsam taten, der stärkt nicht unbedingt den Sparwillen. In Esslingen am Neckar wurde der sogenannte ‚Altbau‘ des Landratsamts nach nur 44 Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Wer so mit Steuergeldern und den für den Bau notwendigen Ressourcen umgeht, der passt im Grunde nicht mehr in unsere Zeit. Wenn Sie sich für diese traurige Geschichte interessieren, dann lesen Sie bitte ‚Landratsamt Esslingen: Abriss statt Sanierung. Würden Sie Ihr Haus nach 44 Jahren abreißen?‘. (Bild: Ulsamer)

Ähnlich starke Unterschiede wie bei den Löhnen plus Lohnnebenkosten lassen sich bei der Körperschaftssteuer, die Unternehmen betrifft, feststellen. Der Steuersatz liegt in Deutschland bei knapp 30 %, in den USA bei 25 %, in Polen bei 19 % und in Ungarn bei lediglich 9 %. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen lässt sich nur erhalten bzw. wieder steigern, wenn die Körperschaftssteuer gesenkt wird.

Eine kleine Garage mit einem burgartigen Turm. Das Gebäude wurde aus braunen Natursteinen errichtet.
Die Politik muss innovativen Köpfen mehr Freiräume zubilligen, ansonsten wird Deutschland technologisch hinterherhinken. Carl Benz läutete mit seinem Benz Patent-Motorwagen 1886 die Automobilisierung ein. Sein erstes Fahrzeug brachte Benz in Mannheim auf die Straße. Die erste Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim unternahmen im Übrigen nicht der Konstrukteur selbst, sondern 1888 seine Frau Bertha mit den beiden Söhnen. Später werkelte Carl Benz in seiner Garage in Ladenburg am Neckar. Die Politik setzte in den letzten Jahren zu stark auf das Anlocken von Großunternehmen mit Milliardensubventionen, die überwiegend scheiterten. Der Tüftler in der Garage oder seiner Werkstatt muss mehr Wertschätzung erfahren und darf nicht durch eine überbordende Bürokratie gegängelt werden. (Bild: Ulsamer)

Offenheit für Innovationen

Überbordende Bürokratie, mangelnde Digitalisierung, hohe Lohn- und Lohnnebenkosten bzw. Unternehmenssteuern, überhöhte Strompreise und eine fehlende Priorisierung der öffentlichen Ausgaben fallen vielerorts mit zu wenig Verständnis für technische Innovationen und wirtschaftliche Notwendigkeiten zusammen. Ziehen wir nur diese Belastungen in Betracht, dann scheint der wirtschaftliche Niedergang vorprogrammiert. Das wirtschaftliche Zurückfallen im weltweiten Wettbewerb ist jedoch kein Schicksal, das wir nur erleiden können. Ganz im Gegenteil, denn die hohen Hürden, die den wirtschaftlichen und technischen Erfolg behindern, sind überwiegend hausgemacht. In Deutschland und der EU müssen die Entscheidungsträger endlich ernst machen mit der Entbürokratisierung und Freiräume schaffen, in denen sich Gewerbe, Handwerk, Handel, Industrie, kleine und große Unternehmen wieder entfalten können. Eine zusätzliche staatliche Schuldenaufnahme in Billionenhöhe ersetzt nicht eine Aufgabenkritik in den staatlichen Haushalten und eine klare Priorisierung öffentlicher Aufgaben. Das dürfen Bundes- und Landesregierungen, genauso wenig wie Kommunen und Landkreise nicht vergessen!

Bei allen kritischen Bewertungen sollten wir unser Licht aber auch nicht unter den Scheffel stellen, denn die deutsche Wirtschaftsstruktur ist eine solide Basis für den neuen Aufschwung. Zu lange hat die deutsche und europäische Politik mit ausländischen Großunternehmen geflirtet und versucht, diese mit hohen Milliardenbeträgen anzulocken. Wichtiger ist es jedoch, die Fesseln zu entfernen, die Gewerbe und Industrie vor Ort hemmen. Kleine und mittelständische Betriebe, Start-ups und Großunternehmen brauchen mehr Freiraum, um die erarbeiteten Innovationen umsetzen zu können. Weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und eine bessere Infrastruktur werden zur wirtschaftlichen Belebung in Deutschland beitragen. Offenheit für Technik und Wirtschaft sind unerlässlich, wenn wir wirtschaftlich vorankommen wollen. Das muss auch die Politik erkennen und den Mut zur Innovation nicht in Ketten legen, sondern fördern. Nur mit mehr Offenheit für technische Innovationen und wirtschaftliche Anforderungen werden wir auf Dauer unseren Wohlstand und die freiheitliche Lebensweise sichern können.

 

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Blick von der Neckarhalde in Esslingen über Weinberge auf Industrieanlagen in der Talaue. Gegenüber Wald.In den späten Jahren der Merkel-Regierungen und unter Olaf Scholz kamen die Belange von Industrie und Technik zu kurz, was für Kleinbetriebe und Start-ups ebenso zutrifft wie für den Mittelstand und Großunternehmen. Statt die in Deutschland ansässigen Unternehmen zu fördern, wurde ihnen mit neuen Gesetzen und Verordnungen das Leben schwergemacht. Darüber kann das Anlocken dicker Fische mit Milliardensubventionen nicht hinwegtäuschen, das dann zumeist scheiterte – wie bei Intel in Magdeburg. Für Tesla wurde in Brandenburg der rote Teppich ausgerollt, obgleich Elon Musk zu den fragwürdigsten Persönlichkeiten im Wirtschaftsleben zählt. ‚Würden Sie Ihr Kind „X Æ A-12“ nennen? Elon Musk zwischen Genie und Wahnsinn‘, so lautet der Titel meines Beitrags. Wir brauchen mehr Offenheit für die Bedürfnisse von Wirtschaft und Technik! (Bild: Ulsamer)

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