Ministerin Lemke: Wölfe abschießen, Elefanten schützen

Die grüne Doppelmoral ist politisch gefährlich

Immer häufiger frage ich mich, welch verquere Gedanken sich in den Köpfen mancher Politikerinnen und ihrer männlichen Kollegen bzw. in deren Ministerien breitmachen. Ein Musterbeispiel für eine ausgeprägte Doppelmoral ist für mich Steffi Lemke, ihres Zeichens grüne Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. In deutschen Landen lobt sie sich selbst, man habe „eine Regelung beschlossen, die es bundesweit möglich macht, Wölfe nach Rissen auf Weidetiere schnell und unkompliziert abzuschießen“. Und sie setzt noch einen drauf: „Diese Schnellabschüsse sind unbürokratisch und praktikabel umsetzbar“. Wenn in Afrika Elefanten oder andere Wildtiere abgeschossen werden, dann soll die Einfuhr von ‚Trophäen‘ erschwert oder unmöglich gemacht werden. Nun, ich greife nicht zur Waffe, lege weder auf Wölfe noch auf Elefanten an oder würde mir jemals ein ausgestopftes Tier an die Wand hängen, aber warum sind 1 000 Wölfe in Deutschland eine Gefahr, 130 000 Elefanten in Botswana für die dortigen Menschen dagegen keine? Wer Wölfe in deutschen Landen, wenn sie Schafe oder Rinder reißen, gleich zum Abschuss freigibt, der sollte zumindest Verständnis dafür aufbringen, dass Botswana die Zahl der Elefanten als zu hoch ansieht, weil sie auf der Nahrungssuche die Felder der Bauern zertrampeln. Im Gegensatz zu Wolfsrissen in Deutschland sind Entschädigungen in afrikanischen Staaten sicherlich weniger häufig.

Zwei Elefanten in einem Gehege der Wilhelma.
Im Gegensatz zu grünen Spitzenpolitikern jette ich nicht durch die Welt, daher kenne ich Elefanten nur aus dem Zoo. 20 000 wilde Elefanten aus Botswana, das wäre mal was in Deutschland! Doch Scherz beiseite, wer anderen Staaten erklärt, wie Tierschutz geht, der sollte sich mit gleicher Energie um Wild-, Zoo- und Nutztiere in Deutschland kümmern. Ansonsten trifft der Vorwurf der Doppelmoral ins Schwarze – nein, ins Grüne. In der Wilhelma, dem Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart, fristen zwei alte Elefantendamen ein bescheidenes Leben, dies scheint die Politik allerdings wenig zu grämen. Diese Elefanten haben es noch relativ gut erwischt, denn manche Zoos und Tierparks setzen auf Jungtiere, die viele Besucher anlocken. Mehr dazu in: ‘Alt oder zeugungsunfähig: Todesurteil für manche Zootiere. Zoos müssen eine pädagogische Einrichtung sein‘.(Bild: Ulsamer)

20 000 Elefanten als Geschenk

In den 1980er Jahren lebten in Botswana noch rd. 50 000 Elefanten, doch die Regierungen setzten auf den Kampf gegen die Wilderei und den Schutz der Tiere. Heute sollen in Botswana wieder 130 000 Elefanten unterwegs sein, und bei schwindendem Lebensraum kommt es vermehrt zu Konflikten mit Menschen. Vor diesem Hintergrund erlaubte die botswanische Regierung nach einem fünfjährigen Jagdverbot erneut den Abschuss: „Rund 300 Lizenzen für den Abschuss von Elefanten vergibt das Land jährlich und nimmt damit etwa drei Millionen Dollar ein“, so die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Naturschutzministerin Lemke, die sich bereits vor ihrer ministerialen Zeit für eine Einfuhrbeschränkung für Jagdtrophäen ausgesprochen hatte, scheint nun an deren Umsetzung zu arbeiten. Lemkes Ministerium bestätigte gegenüber dpa, man wolle „die Importe von Jagdtrophäen geschützter Arten möglichst insgesamt reduzieren“ bzw. auch ganz verbieten. Der demokratisch gewählte Präsident von Botswana, Mokgweetsi Masisi, wollte sich von Steffi Lemke nicht belehren lassen und ihr botswanischer Amtskollege Dumezdweni Mthimkhulu witterte laut Bild-Zeitung „rassistische Tendenzen, neokoloniale Tendenzen“. Ich habe großes Verständnis für diese Aussage, denn der Gedanke, andere erziehen zu wollen, scheint bei manchen Grünen zum Markenkern zu gehören. So soll weniger Fleisch gegessen werden, dafür darf man seinen Joint jetzt in aller Öffentlichkeit rauchen. Nur um eines klarzustellen, mein Fleischkonsum ist minimal und ich werde auch auf keinen Elefanten schießen, aber muss es immer die Erziehungskeule sein?

Ein Fischotter springt über einen Sandstrand ins Meer.
Der Schutz von Wildtieren muss im eigenen Land beginnen! Wenn in Deutschland neben Rehen und Hasen, Hirschen und Rebhühnern auch Biber und Fischotter getötet werden dürfen, dann stellt sich schon die Frage, mit welcher Berechtigung die grüne Ministerin für Naturschutz Steffi Lemke betont, dass Elefanten in Botswana tabu sein müssen. Wildtiere sollen gefälligst die anderen in der Welt schützen, so scheint der Leitgedanke mancher Politikerinnen und Politiker zu lauten. Vertieft habe ich die Thematik in: ‘Fischotter und Biber auf der Abschussliste. Erfolge des Naturschutzes werden konterkariert‘. (Bild: Ulsamer)

Präsident Masisi betonte gegenüber ‚Bild‘ „Es ist sehr einfach, in Berlin zu sitzen und eine Meinung zu haben zu unseren Angelegenheiten in Botswana. Wir zahlen den Preis dafür, dass wir diese Tiere für die Welt erhalten – und sogar für Lemkes Partei.“ Damit Steffi Lemke und andere Zeitgenossen, denen jeder Wolf, der in Deutschland über einen Zaun springt, schon zu viel ist, einmal auf einen Elefanten treffen können, bot Präsident Masisi „20 000 wilde Elefanten für Deutschland“ an. Und man wolle natürlich, dass die Elefanten in Deutschland in freier Wildbahn leben können. Damit legt Masisi den Finger in die Wunde, denn wenn ein Wolf in Deutschland ein Schaf reißt, dann ruft selbst Lemke nach dem finalen Todesschuss. Was wäre wohl los, wenn Elefanten Felder zertrampeln oder mal ein Dorf besuchen oder gar vor dem Reichstag lagern? Aber keine Sorge, der Deutsche Bundestag sichert sich mit einem tiefen Graben gegen Zwei- und Vierbeiner ab. Die Doppelmoral springt bei diesem Thema wirklich ins Auge, und sie trifft man natürlich nicht nur bei Steffi Lemke an, sondern in weiteren Kreisen. Elefanten, Tiger, Löwen, Gorillas sind von anderen Staaten zu schützen, was ich auch so sehe, aber Wölfe, die sich in Deutschland an einem Nutztier vergreifen, Biber, die beim Dammbau übereifrig sind oder Fischotter, die sich in einer Fischzucht bedienen, dürfen mit amtlichem Siegel abgeschossen werden. Wer ‚gute‘ Ratschläge für andere hat, der sollte in Deutschland gleichfalls das Gewehr im Schrank lassen. Mehr zur Hatz auf Wölfe in Deutschland finden Sie in meinem Blog-Beitrag: ‚Kunterbunte Jagdgesellschaft bläst zur Wolfshatz. Die ganz große Koalition legt auf die Wölfe an‘.

Ein Luchs sitzt im Halbschatten.
Luchse gehören zu den heimlichen Bewohnern unserer Wälder. Im Luchsgehege bei Bad Harzburg lassen sich mit etwas Glück Luchse blicken. Und sie tun gut daran, versteckt zu leben, denn so mancher Luchs fällt in Deutschland der Wilderei zum Opfer. Weil Grünbrücken und Schutzzäune häufig fehlen, fordert auch der Verkehr Opfer unter der ohnehin schwächelnden Luchspopulation. Weitere Hinweise finden Sie in ‚Luchse: Heimkehrer auf leisen Pfoten. Für die Akzeptanz der Luchse werben‘. (Bild: Ulsamer)

Ganz neu ist der Streit um das Einfuhrverbot von Jagdtrophäen nicht, denn bereits 2023 hatte Pohamba Shifeta als Namibias Umweltminister darauf hingewiesen, dass mit der limitierten Jagd auf Wildtiere finanzielle Mittel geschöpft würden, die Vorteile für die Regionen und Dörfer bringe, die ansonsten wenig Interesse am Wildtierschutz hätten. Die Wildtierbestände hätten in der ehemaligen deutschen Kolonie zugenommen. Wenn Deutschland uns die Trophäenjagd unmöglich machen will, ist das eine gesetzeswidrige, neokoloniale Einmischung, die der internationalen Rechtslage zuwiderläuft“, so Shifeta gegenüber ‚Bild‘. „Wir können uns eigentlich nicht vorstellen, dass Deutschland uns das antut. Unsere Länder sind ja Freunde. Wer Tiere schützen will, muss kontrollierte Jagd erlauben.“ Über den Sinn und Unsinn der Jagd kann man gewiss diskutieren, aber die früheren Kolonialmächte tun gut daran, sich mit den betroffenen Regierungen an einen Tisch zu setzen und ihnen nicht aus Paris, London oder Berlin Vorschriften machen zu wollen.

Zwei junge Braunbären spielen in einem kleinen Teich miteinander.
Hätte Bruno gewusst, dass ihm die (zeitweilige) Migration aus Italien über Österreich nach Bayern schlecht bekommen würde, hätte er die deutsche Grenze nicht überschritten. Auf staatliches Geheiß wurde er erschossen und muss sich jetzt im Münchner Museum Natur und Mensch ausgestopft begaffen lassen. Die Aufnahme oben stammt aus dem Wolf- und Bärenpark im Schwarzwald, in dem Tiere aus schlechter Haltung ein neues Zuhause finden. Mehr dazu in: „Wildtiere: Ein scheuer Bär ist ein schlauer Bär. Bayerischer Bären-Zuwanderer schafft es in die Londoner ‚Times‘“ (Bild: Ulsamer)

Wildtiere in Deutschland schützen

Der Schutz von Wildtieren ist wichtig und richtig, doch Steffi Lemke & Co. sollten mit ihren Forderungen nicht nur in die Ferne schweifen, sondern diesen auch vor der eigenen Haustüre durchsetzen! Wer wie Steffi Lemke von unbürokratischen „Schnellabschüssen“ schwärmt, wenn es um Wölfe in Deutschland geht, der hat im Grunde das moralische Recht verwirkt, sich gegen Abschüsse von anderen Wildtieren, so z. B. Elefanten, oder die Einfuhr von Jagdtrophäen zu wenden. Den Bürokratieabbau hatte ich mir im Übrigen anders vorgestellt, aber die Bundesregierung unter Olaf Scholz ist ja immer wieder für eine peinliche Überraschung gut. Ich halte es für politisch gefährlich, wenn Steffi Lemke und große Teile der Ampel-Regierung gerne anderen Staaten erklären, wie sie zu handeln haben, an die eigene Arbeit jedoch nicht die gleiche Richtschnur anlegen!

Ein Wisent geht über Gras unter herbstlich gefärbten Blättern.
Da schwimmt ein friedlicher Wisent von Polen über die Oder nach Deutschland und schon geht es ihm an den Kragen. Selbst mit Namen hatten die Dörfler den Wisent bedacht, durch die er zog: „Gozubr“ oder „Nasz Zubr“ (unser Wisent) oder „Zubr Wedrowniczek“ nannten sie ihn, und gerade der letzte Name – wandernder Wisent – unterstreicht, dass er seit Jahren bekannt und beliebt war. In Brandenburg wurde er vom zuständigen Amtsdirektor postwendend auf die Abschussliste gesetzt und eilfertig erschossen. Mehr dazu in: ‘Lebensrecht für Wildtiere in der Natur. Nur hinter Gittern eine Zukunft?“ Das Foto habe ich in der Gehegezone des Nationalparks Bayerischer Wald aufgenommen. Sollten Sie sich für die interessante Entwicklung des ersten deutschen Nationalparks interessieren, weise ich Sie gerne hin auf meinen Beitrag ‚Nationalpark Bayerischer Wald: Wald wird Wildnis. Die Natur bügelt forstwirtschaftliche Fehler aus‘. (Bild: Ulsamer)

Wo bleiben denn die Verbesserungen für Wildtiere in Deutschland und der Ausbau echter Schutzgebiete – seien es Naturschutzgebiete oder Nationalparks usw. Kaum vergreift sich ein Wolf an einem Pony von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, besucht Bruno Bär einen Hühnerstall oder kommt ein friedlicher Wisent aus Polen über die Oder nach Brandenburg geschwommen, dann knallen die Büchsen, und dies im offiziellen Auftrag. Selbstverständlich bin ich für den Schutz gefährdeter Wildtiere auf der ganzen Welt, aber es stünde der deutschen Politik – und gerade auch Ministerin Lemke und der Koalition aus SPD, Bündnis90/ Die Grünen und FDP gut an, zuerst mal vor der eigenen Haustüre zu kehren!

 

An einem Metallpfahl sind mehrere Schilder befestigt, so Landschaftsschutzgebiet, Verbotsschild für Fahrzeuge, frei für Traktoren. Dahinter einige Weinstöcke und Industrieansiedlungen.
Botswana hat nach eigenen Angaben 40 % der Landesfläche unter Schutz gestellt. Da muss sich die Ampelregierung aber beeilen, um gleichzuziehen. Doch in Deutschland gilt ja bereits jedes Landschaftsschutzgebiet als Erfolg, obwohl dort im Grunde für Wildtiere wenig Lebensraum vorhanden ist. Mehr dazu in meinem Artikel ‚Schutzgebiete dürfen keine Mogelpackung sein. Weltnaturgipfel: 30 % des Landes unter Schutz stellen‘. (Bild: Ulsamer)

 

Zum BeitragsbildEin Wolf in einem niedrigen Gebüsch.

Feuer frei auf Wölfe, wenn sie über einen meist unzureichenden Zaun setzen und sich an Ziegen, Schafen oder Kälbern – oder gar dem Pony der CDU-Politikerin Ursula von der Leyen vergreifen? Wer – wie Ministerin Lemke – „Schnellabschüsse“ von Wölfen positiv bewertet, der sollte sich bei der Jagd auf Wildtiere in anderen Weltregionen mit seiner Kritik besser zurückhalten. Mehr zu den merkwürdigen Wolfsjägern finden Sie in meinem Beitrag: ‚Kunterbunte Jagdgesellschaft bläst zur Wolfshatz. Die ganz große Koalition legt auf die Wölfe an‘. Das Foto habe ich in der Gehegezone des Nationalparks Bayerischer Wald aufgenommen. (Bild: Ulsamer)

 

 

 

 

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