Lebensraumverluste und ein Hautpilz bedrohen die Feuersalamander

Die Politik muss mehr für den Artenschutz tun

Die Feuersalamander sind nicht nur durch das Verschwinden von Quelltümpeln oder mäandrierenden Bächen mit Stillwasserzonen, die Ausräumung und Zerschneidung der Landschaft sowie die Zunahme von Fichtenforsten in den letzten zweihundert Jahren bedroht, sondern zusätzlich durch den zumeist tödlichen Hautpilz Bsal, die sogenannte Salamanderpest. So finden sich die schwarz-gelborangenen Lurche heute auf der Vorwarnliste der Roten Liste bedrohter Tierarten. In den Quellbächen herrscht wegen der zunehmenden Dürreperioden gerade auch im Frühjahr Wassermangel, und bei Starkregen, der in gewaltigen Mengen von versiegelten Flächen abfließt, werden die Larven des Feuersalamanders mitgerissen. Feuersalamander haben in unseren Zeiten ein positives Image, doch man bekommt sie immer seltener zu Gesicht – zumindest lebend und nicht als Verkehrsopfer. Der Natur- und Artenschutz muss eine höhere Priorität in Politik und Gesellschaft erhalten, nur dann kann der Lebensraum der Feuersalamander geschützt und wieder ausgeweitet werden.

Feuersalamander auf einem steinigen Untergrund mit Wasser vom Regen.
Feuersalamander verdanken ihren Namen abergläubischen Zeitgenossen, die meinten, man könne Feuer mit Hilfe des giftigen Sekrets der Salamander löschen, wenn man sie hineinwerfe. Mit Feuer und Hitze kann der Feuersalamander allerdings gar nichts anfangen, ganz im Gegenteil. Dieser Schwanzlurch braucht Gewässer für seine Larven und eine hohe Luftfeuchtigkeit in seinem Lebensraum für sich selbst. (Bild: Ulsamer)

Gefahren an Land und im Wasser

Feuersalamander leben überwiegend in Laub- und Mischwäldern, wenn sie dort Quellbäche finden, um im Frühjahr ihre im Körper des Muttertiers entwickelten Larven abzusetzen. Sie kommen jedoch auch mit tiefen Fahrspuren zurecht, die im Wald mit Regenwasser gefüllt sind. Daraus ergibt sich natürlich, dass nicht ständig mit schweren Forstmaschinen diese kleinen Refugien zermalmt werden dürfen. Verfügen langsam fließende Bäche über Stillwasserzonen, können sich sogar dort die Feuersalamander entwickeln. Bei solchen Lebensräumen sind die Feuersalamander extrem von der Forst- bzw. der Landwirtschaft abhängig. Der Eintrag von Insektiziden und Herbiziden oder Nährstoffen durch Gülle und Kunstdünger in die Gewässer gefährdet die Feuersalamander, aber auch das Aussetzen von Fischen in dafür nicht geeignete Bäche und Tümpel ist eine Bedrohung für die Larven. Auf Straßen und Forst- oder Agrarwegen finden sich immer wieder überfahrene Schwanzlurche, daher ist es für sie – wie für andere Amphibien – besonders wichtig, dass an stark befahrenen Verkehrswegen Querungshilfen in Form von sogenannten ‚Krötentunneln‘ gebaut werden. Dies hilft nicht immer, denn: „Feuersalamander suchen geteerte Wege sowohl zur Partner- als auch zur Nahrungssuche gezielt und häufig auf und bewegen sich äußerst langsam fort“, so die AG Feldherpetologie und Artenschutz. Bei weniger wichtigen Straßen helfen nur befristete nächtliche Fahrverbote.

Feuersalamander kriecht über grüne Blätter.
Feuchte Laub- oder Laubmischwälder mit sauberen Bächen sind für das Überleben der Feuersalamander wichtig. Viel zu viele Buchenwälder wurden in den letzten 200 Jahren zu Forstmonokulturen mit Fichten. (Bild: Ulsamer)

Den Feuersalamandern macht – wie anderen Wildtieren – die ausgeräumte Landschaft zu schaffen. Viel zu lange wurde Totholz aus Wäldern und Forstarealen entfernt, Hecken und Bauminseln fielen Flurbereinigungen ebenso zum Opfer wie alte Lesesteinhaufen. Und so manche Trockensteinmauer mit großen Fugen und entsprechenden Spalten wurde durch eine Betonmauer ersetzt. Nicht nur an Land sind die Strukturen verarmt, sondern auch in den Gewässern: Einst naturnahe Bäche ähneln heute Betonrinnen, und gerade nach Starkregenereignissen schießen die Fluten durch die Gewässer und spülen die Larven der Feuersalamander weg. In größeren Flüssen oder Seen können sie dann häufig zum Opfer von Fischen werden. Da Feuersalamander in ihrer ersten Lebensphase im Wasser und danach an Land leben, ist ihre Existenz doppelt gefährdet. Im städtischen Bereich ist es wichtig, Lichtschächte abzusichern, um ein Hineinfallen zu verhindern. Auch Gullys können zu einer tödlichen Falle werden. Nicht nur bei solchen Problemen kommt es darauf an, dass die Menschen Rücksicht auf kleinere Mitlebewesen nehmen, was in diesem Fall unsere Freizeitaktivitäten betrifft: Manche Zeitgenossen meinen, mit dem Mountainbike abseits aller Wege quer durchs Gelände – und durch jedes Feuchtgebiet, jede ‚Pfütze‘ oder das nächste Bachbett – brettern zu müssen, doch damit schädigen sie den Lebensraum der Amphibien erheblich. Viele wissen das nicht oder – schlimmer – es ist ihnen egal, einfach deswegen, weil es ‚Spaß‘ macht.

Wasser tropft auf ganzer Breite von einem überstehenden Felsen.
Feuersalamander verdanken ihren Namen abergläubischen Zeitgenossen, die meinten, man könne Feuer mit Hilfe des giftigen Sekrets der Salamander löschen, wenn man sie hineinwerfe. Mit Feuer und Hitze kann der Feuersalamander allerdings gar nichts anfangen, ganz im Gegenteil. Dieser Schwanzlurch braucht Wasser für seine Larven und eine hohe Luftfeuchtigkeit in seinem Lebensraum für sich selbst. (Bild: Ulsamer)

Lebensraum schwindet

Im letzten Jahrzehnt wurde ein vermutlich aus Asien eingeschleppter Pilz zu einer überaus bedrohlichen Gefahr. Beim Bsal – Batrachochytrium salamandrivorans – hat sich in den Niederlanden gezeigt, dass die Mortalität bei befallenen Feuersalamandern gegen 100 % tendiert. Dieser Töpfchenpilz wird sich nach Meinung von Fachleuten in Europa weiter ausbreiten, darauf deuten auch erste Funde in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hin, die im Artensteckbrief für den Feuersalamander des ‚Rote Liste Zentrums‘ erwähnt werden: „Im Ruhrgebiet wurden bereits Massensterben beobachtet. In der Eifel ist der Erreger seit mindestens 2004 vertreten.“ Eingeflossen in die Einschätzung der Gefährdung des Feuersalamanders sind diese Erkenntnisse zu meiner Verwunderung jedoch bisher nicht. Vor dem Hintergrund einer solchen Gefahrenlage sollte deutlich mehr für den Schutz der Feuersalamander getan werden, die bis heute in vielen Veröffentlichungen als ‚ungefährdet‘ eingestuft werden.

Eine noch dunkel gefärbte Larve eines Feuersalamanders in einem kleinen Gewässer. Er ähnelt in diesem Stadium eher einem Molch.
Die Weibchen der Feuersalamander setzen bereits im Körper entwickelte Larven in Gewässern ab. Nach zwei bis fünf Monaten verlassen die Salamander das Stillgewässer des Bachs oder den Tümpel und machen sich auf in den Laubmischwald. Sie benötigen eine hohe Feuchtigkeit in ihrer Umgebung, da ihre Haut über keinen Verdunstungsschutz verfügt. (Bild: Ulsamer)

In einer für die menschliche Nutzung optimierten Landschaft fehlen dem Feuersalamander nicht nur saubere Gewässer und Versteckmöglichkeiten bzw. Überwinterungsquartiere, sondern in zunehmendem Maße auch Insekten, Spinnen, weichere Käfer und Asseln oder kleinere Nacktschnecken und Regenwürmer. Selbst der Regenwurm regt sich immer seltener, weil ihm im Winter auf leergeräumten braunen Ackerflächen Halme und Blätter als Nahrung fehlen. Der Insektenschwund hat dramatische Formen angenommen, dies belegen zahlreiche Studien. Und wo der Mischwald zum Fichtenforst umgewandelt wurde, hat die Dunkelzeit bis zum Boden Einzug gehalten: Es entwickelt sich keine Krautschicht, und für den Feuersalamander gibt es keine Beutetiere. Wurden Fichten im Rahmen der Forstwirtschaft herausgeschlagen, dann ist der Oberboden durch die hohe Verdunstung zu trocken für die Salamander. In Fichtenmonokulturen haben die verbliebenen Bäche dem Feuersalamander ebenfalls nichts zu bieten, denn im relativ sauren Wasser gibt es kaum Larven von Köcher- und Eintagsfliegen, an denen sich wiederum die Larven der Feuersalamander gütlich tun könnten. Nicht wenige Quellen, die noch oberflächig abfließen, wurden so gefasst oder umgestaltet, dass sich in ihrer Umgebung bzw. am nachfolgenden Bachlauf keine Feuersalamander mehr ansiedeln können. Der Lebensraum der Feuersalamander ist durch eine Vielzahl von menschlichen Eingriffen deutlich geschrumpft.

Ein Feuersalamander mit schwarz-gelber Färbung kriecht zwischen grünen Blättern.
Feuersalamander – wie hier im Schwarzwald – können recht alt werden, im Freiland bis zu 20 Jahren, in Terrarien erleben manche sogar ihren 50. Geburtstag. Geschlechtsreif werden sie nach rd. vier Jahren. Besonders bedrohlich für Feuersalamander ist der Hautpilz Bsal, der bei einem Befall nahezu immer tödlich für den Schwanzlurch endet. Eingeschleppt wurde diese Krankheit vermutlich über den internationalen Amphibienhandel aus Asien. Hier stellt sich für mich schon die Frage, ob denn jedes Lebewesen zum Handelsgut werden darf, wenn dabei tödliche Krankheiten übertragen werden. (Bild: Ulsamer)

Artenvielfalt erhalten

Am Feuersalamander zeigt es sich exemplarisch, dass sein Lebensraum nur erhalten werden kann, wenn unsere Landschaft nicht weiter ausgeräumt, sondern wieder naturnäher wird. Der Schwanzlurch benötigt Laub- und Laubmischwälder sowie strukturreiche Bäche und Quellgebiete. Und wenn wir solche naturnahen Gebiete erhalten und geschädigte Flächen renaturieren, hilft das nicht nur dem Feuersalamander. Gerade in Dürreperioden kommt es darauf an, Feuchtgebiete, Tümpel, Weiher und mäandrierende Bäche, sowie Moore zu erhalten, was keine freundliche ‚Gabe‘ an die Tierwelt wäre – wie manche Zeitgenossen meinen -, sondern es kommt auch uns Menschen zugute. Völlig zurecht schreiben die Autoren der Broschüre ‚Feuersalamander – Lurch des Jahres 2016‘, die von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) herausgegeben wurde: „Die Förderung naturnaher Laub‐ und Mischwälder in der Aue und an den Berghängen dient auch der Sicherung der Wasserqualität in Mittelgebirgsbächen und ihren Quellen.“ Die Wasserqualität ist dabei für uns Menschen wichtig, genauso wie ein artenreicher Laubmischwald. Dies wurde in vielen Forstkulturen zu lange vergessen, und die dramatischen Folgen kann man z. B. im Harz erkennen, denn dort sind großflächig die Fichten abgestorben. Selbst Viehweiden sind als Folge der Massentierhaltung in gewaltigen Ställen seltener geworden, und damit fehlen auch solche Habitate für den Feuersalamander. Parkanlagen oder größere Gärten mit reichlich Wasser, feuchten Flächen, Totholz, Steinhaufen, Büschen und Laubbäumen könnten Feuersalamandern das Überleben im urbanen Bereich ermöglichen.

Feuersalamander kriecht über hellbraune, sandige Erde.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde der Feuersalamander 1758 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné unter dem Namen ‚Salamandra salamandra‘.

„Bacheinzugsbiete sollten den natürlichen Gegebenheiten entsprechend nur mit einheimischen Laubbaumarten aufgeforstet werden“, betont die Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde. „Zur Wiederbewaldung in Bachnähe eignen sich vor allem Erlen, Eschen und Weiden.“ Ein wichtiger Hinweis, denn angesichts des Fichtensterbens suchen manche Forstverantwortliche fatalerweise ihr Heil nun bei allerlei exotischen Baumarten. Es ist ohnehin besser, auf die Naturverjüngung zu setzen, damit sich aus Forstflächen wieder artenreiche Wälder entwickeln können. Wenn Bäche wieder aus Betonröhren befreit werden und ein Gewässerbett aus Steinen, Kies und Sand erhalten, dann bringt dies nicht nur Lebensräume für Salamander zurück, sondern dient gleichzeitig dem Hochwasserschutz und der Wasserversorgung in trockenen Monaten. Ein Auwäldchen lässt die immer wieder überfluteten Flächen auch zu einem Refugium für Kröten und Frösche werden. Viel zu viele Tümpel oder Weiher wurden zugeschüttet und feuchte Wiesen trockengelegt: Wir brauchen wieder mehr Mut zu Wasserflächen in unserer Landschaft, dies ist im Sinne der Natur und des Menschen.

Feuersalamander zwischen niedrigen grünen Pflanzen.
Feuersalamandern fehlt zunehmend – wie anderen Amphibien auch – ein naturnaher Lebensraum. (Bild: Ulsamer)

Erwachsene Feuersalamander sondern ein Hautgift ab, so dass sie für Fressfeinde – wie Dachse oder Wildschweine – eher unattraktiv sind, doch wie die Stacheln dem Igel hilft das Gift dem Feuersalamander nicht gegen die Zerstörung seiner Lebensräume durch den Menschen. Daher müssen wir unser Verhalten verändern, was für Freizeitaktivitäten im Wald ebenso gilt wie für die Land- und Forstwirtschaft oder den Städtebau. Ökologie und Nachhaltigkeit müssen generell eine höhere Priorität erhalten. Die Politik muss sich wieder stärker um den Naturschutz, um den Erhalt der Artenvielfalt kümmern – nicht nur in Sonntagsreden! Selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass die politischen Entscheider mit Problemen und Krisen überhäuft werden, doch wenn wir uns jetzt nicht engagiert und konsequent um die Artenvielfalt kümmern, dann zerstören wir auch auf diesem Feld – wie bei der Erderwärmung – die eigenen Lebensgrundlagen.

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