Lauterbach: Lieber ´nen Joint als Globuli

Bundesgesundheitsminister setzt falsche Prioritäten

Es ist schon ein gehöriger Unterschied zwischen altklugen Sprüchen in der Opposition und der sach- und zukunftsorientierten Führung eines Bundesministeriums! Das lässt sich in besonders eklatanter Weise an Karl Lauterbach erkennen. Während der lähmenden Hochphase der Coronapandemie fehlte Karl Lauterbach in kaum einer Talkshow oder TV-Diskussionsrunde, und er schien stets eine Antwort zu haben, selbst auf noch gar nicht gestellte Fragen. Der SPD-Politiker hob sich dadurch vom damaligen CDU-Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn ab, denn dieser stolperte ständig hinter der pandemischen Krise her. Doch kaum im Ministeramt, da verflog die Aura des professoralen Alleswissers und Lauterbach verfing sich in den Fußangeln des politischen Tagesbetriebs. Ein Musterbeispiel ist sein Kampf gegen die Homöopathie, wo er die kleinen weißen Globuli dermaßen aufpumpt, dass man sie schon fast für die bombenartigen Verursacher der Kostenexplosion im Medizinbetrieb hält, obwohl die Krankenkassen abwinken. Weniger als 0,1 % der Gesamtausgaben entfallen laut GKV, dem Gesamtverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, auf homöopathische und anthroposophische Arzneimittel. Na, Herr Professor Lauterbach, ob sich mit der Jagd auf Globuli die Etats der Krankenkassen sanieren lassen? Aber Minister Lauterbach hat noch ein anderes Eisen im Feuer: Die Freigabe von Cannabis, Haschisch bzw. Marihuana für den Eigenbedarf! Man darf dann nicht nur die entsprechenden Pflanzen zuhause hegen und pflegen, sondern sich den Frust über Karl Lauterbach und die Ampelregierung, die leider als Laienspielgruppe gastiert, ganz legal wegrauchen! Vielleicht sollte Minister Lauterbach mal über die Sinnhaftigkeit seiner Polit-Hobbys nachdenken und echte Prioritäten zur nachhaltigen Verbesserung der medizinischen Versorgung setzen.

Apotheke mit einem Aufsteller vor der verschlossenen Eingangstür. "Unsere Apotheke bleibt heute geschlossen."
Den streikenden Apothekern geht es nicht nur um das eigene Auskommen, sondern auch um die teilweise schlechte Versorgung mit Arzneimitteln und die überbordende Bürokratie. Im Gegensatz zu den GDL-Lokführern muss der Apotheker nach dem Streik nacharbeiten, denn die meisten Rezepte haben sich in seinem Briefkasten gestapelt. (Bild: Ulsamer)

Lauterbach – der Besserwisser

Bei überbeanspruchten Arztpraxen landet der Patient in der Warteschleife, die Notaufnahmen quellen über vor Menschen, die dort nicht hingehören und den wirklich schwer Erkrankten den Platz wegnehmen, gerade für Kinder mangelt es ausgerechnet in der Erkältungssaison an Hustensaft oder Fiebermedikamenten, immer mehr Krankenhäuser geraten in die roten Zahlen, im ländlichen Raum verschlechtert sich die medizinische Versorgung weiter, doch der Bundesgesundheitsminister hat Zeit, sich am 10. Januar 2024 bei ‚X‘ (früher Twitter) über die Homöopathie Gedanken zu machen: „Homöopathie macht als Kassenleistung keinen Sinn. Auch den Klimawandel können wir nicht mit Wünschelruten bekämpfen. Die Grundlage unserer Politik muss die wissenschaftliche Evidenz sein.“ Ich möchte an dieser Stelle den seit Jahr und Tag geführten Streit um die Homöopathie nicht vertiefen, doch wie steht es mit der von Lauterbach geforderten „wissenschaftlichen Evidenz“ bei der Freigabe von Cannabis? Der Suchtforscher Patrick Bach vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit sagte im Interview mit dem SWR: „Was die Suchtprävention betrifft, ist eine Legalisierung und der damit einhergehende häufigere Konsum aus meiner Sicht eher ungeeignet. Was die Verdrängung des illegalen Drogen-Markts betrifft: Beobachtungen aus zum Beispiel den USA und Kanada, wo eine Legalisierung erfolgt ist, zeigen, dass es dort nicht gelungen ist, den illegalen Markt zu verdrängen. Das wäre also zu hinterfragen. Ähnliche Einschätzungen hat auch der Richterbund abgegeben. Der sieht das auch sehr skeptisch.“ Wo ist denn bei der gewünschten Legalisierung von Cannabis die wissenschaftliche Evidenz, die belegen würde, dass die Legalisierung zu einem geringeren Konsum und weniger gesundheitlichen Problemen führt?  Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) hat bereits 2021 in einem Statement betont: „Die Kinder- und Jugendpsychiater:innen und –psychotherapeut:innen und die Kinder- und Jugendärzt:innen in Deutschland warnen vor den möglichen Risiken einer Cannabislegalisierung und appellieren, etwaige Legalisierungsbestrebungen nicht auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen auszutragen.“ Und weiter heißt es: „Die Befunde zu den ungünstigen Einwirkungen auf die Hirnreifung junger Menschen mehren sich seit einer Dekade. Cannabiskonsum in Pubertät und Adoleszenz führen zu strukturellen und funktionellen Veränderungen im Gehirn mit der Folge von Einbußen in Gedächtnis-, Lern- und Erinnerungsleistungen sowie Minderungen der Aufmerksamkeit, Denkleistung und Intelligenz.“ Diese Aussagen sprechen für mich gegen eine Legalisierung des Cannabiskonsums, doch Lauterbach ficht das nicht an, denn Wissenschaftler, die nicht seiner Meinung sind, zählen nicht. Professor Lauterbach weiß eh alles am besten. „Wissenschaftliche Evidenz“ liegt nur dann vor, wenn die Experten ihn unterstützen!

Fensterflucht und breite Türen eines ehemaligen Kaufhauses. Darüber auf orangenem Untergrund 'Impfstation' mit dem Symbol einer Spritze.
Während der Coronawellen zeigte sich in dramatischer Weise, dass Deutschland denkbar schlecht auf eine Pandemie vorbereitet war. Es fehlte an allem, an Schutzkleidung und Masken, Tests und Impfstoffen. Mehr dazu in: ‚Coronavirus 3: Zögerlichkeit kostet Menschenleben. Chance zur Eindämmung verpennt‘. In jenen Tagen schuf sich Karl Lauterbach eine gewisse Popularität, die ihn letztendlich ins Bundesgesundheitsministerium trug. Dort zeigt sich allerdings, dass allabendliche Präsenz im Fernsehen keine Aussage darüber zulässt, ob eine Person für ein Ministeramt geeignet ist. Lauterbach verzettelt sich im Kampf gegen Globuli und für die Cannabis-Freigabe, doch die großen Herausforderungen unseres Gesundheitssystems meistert er nicht. (Bild: Ulsamer)

Gesundheitsminister Lauterbach ist ein Besserwisser und passt daher bestens zu Bundeskanzler Scholz, dem ‚Der Spiegel‘ ein Cover mit dem treffenden Titel „Absturz eines Besserwissers“ widmete.  Besserwisserei in Reinform durften wir bei Lauterbachs unzähligen Auftritten in den tristen Tagen der Coronapandemie erleben, und er hatte es mit seinem damaligen Kontrahenten Jens Spahn leicht. Das Spahn’sche Credo vom Händewaschen entpuppte sich als wenig nützlich gegen die Pandemie, wenn Schutzmasken ebenso fehlten wie Testkits, ausreichend Impfstoffe oder Krankenhausbetten. Insgesamt hatte sich die deutsche Politik in der Vorbereitung auf eine mögliche Pandemie nicht mit Ruhm bekleckert, darüber habe ich bereits mehrfach geschrieben: ‚Coronavirus 4: Das Undenkbare denken. Vorbereitung auf Seuchen in Deutschland unzureichend‘. Über die Vielzahl anderer Probleme wurde der Schutz gegen Pandemien wie auch gegen Katastrophen anderer Art vernachlässigt und die externe Verteidigungsbereitschaft zur Lachnummer, denn unter Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen fehlte selbst warme Unterwäsche in der Truppe. Es wird eben in der Politik – mit Ausnahme des Kommunikationsabstinenzlers Olaf Scholz – zu viel geredet und zu wenig zielorientiert gehandelt. Bei Scholz fehlt es im Übrigen sowohl an der Bereitschaft zur Kommunikation als auch am Willen oder der Fähigkeit, klare Ziele zu erarbeiten. Zur Zielorientierung gehört die Priorisierung der zu lösenden Probleme! Daran mangelt es bei Karl Lauterbach, der als Ritter gegen die Verschwendung auf seinem müden SPD-Schlachtross in die Arena einreitet, um die Globuli-Verteidiger in den Staub zu werfen, obwohl im Medizinbereich fürwahr wichtigere Themenfelder beackert werden sollten. Unverdrossen streitet Lauterbach – trotz warnender Stimmen aus der Wissenschaft und der eigenen Partei – für die Freigabe von Cannabis. Da wäre mir ein Gesundheitsminister in der Bundesregierung lieber, der für volle Regale in den Apotheken und weniger stark besetzte Wartezimmer bei den Ärzten sorgt! Als Oppositionspolitiker mag Professor Lauterbach noch zu ertragen, manchmal auch erheiternd gewesen sein, als Bundesminister ist er eine Fehlbesetzung!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert