Die ganz große Koalition legt auf die Wölfe an
Es gibt nur wenige Themen, bei denen Diskussionen schnell in Streit umschlagen, und eines davon sind die Wölfe in Deutschland. Von braun bis grün, von etwas rot bis ganz rot über gelb bis schwarz, die Parteifähnchen flattern eifrig im Wind, wenn es dem Wolf an den Kragen geht. Ja, Wölfe reißen hauptsächlich Rehe, aber auch Schafe und Ziegen oder mal ein Rind bzw. ein Pony, und jedes der Tiere tut mir leid, doch zumeist hat es am ausreichenden Schutz der Tiere in menschlicher Obhut gemangelt. Leicht irritiert bin ich allerdings, wenn bei Besitzern sogenannter ‚Nutztiere‘ medial wirksam die Tränen kullern, sollte der Wolf eines ihrer Tiere gerissen haben. Die Augen bleiben dagegen trocken, wenn Schafe, Ziegen oder Rinder zum Schlachter transportiert werden. Abermillionen Schweine, Rinder oder Hühner sterben in der Massentierhaltung noch ehe sie schlachtreif sind, doch dies führt zu keinen empörten Aufwallungen in weiten Teilen der Öffentlichkeit. Aber wehe der Wolf, ein Bär oder ein Luchs holt sich die Beute statt im Wald auf einer Weide. Jüngst tagten die deutschen Umweltminister der Länder und der Bundesregierung, und – wie zu erwarten – waren sie sich darin einig, dass Wölfe schneller geschossen werden sollen. Vielleicht ließen sie sich von der Schweiz anspornen, wo kurzerhand 12 der 32 Wolfsrudel ausgerottet werden sollen! Unsere Welt ächzt unter den Folgen des Klimawandels, Plastikmüll verschmutzt Seen, Flüsse und die Ozeane, bei Insekten und Vögeln beklagen wir einen dramatischen Schwund, die Artenvielfalt wird immer kleiner, doch die Umweltminister haben nichts Besseres zu tun, als mit fragwürdigen Begründungen zur Hatz auf die Wölfe in Deutschland zu blasen. Für mich ist es mehr als irritierend, dass die ganz große Koalition der Wolfsjäger von den Grünen über die Sozialdemokraten und die ‚Linke‘ bis zu den Liberalen und der Union reicht und selbstredend Freie Wähler in Bayern und die AfD gegen die Wölfe hetzen. Wildtiere haben bald nur noch in Gehegen eine Chance, wenn wir diese kunterbunte Jagdgesellschaft nicht stoppen!
Steffi Lemke (Grüne) für „Schnellabschüsse“ von Wölfen
Glauben wir einer Pressemitteilung der Umweltministerkonferenz, haben die Teilnehmer zwar „vor Einschnitten beim Natur- und Klimaschutz im Zuge des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes gewarnt“, um dann jedoch den nach Deutschland heimgekehrten Wolf ins Visier zu nehmen. „Die natürliche Rückkehr des Wolfes in seine angestammten Gebiete, stellt uns vor Herausforderungen. Der Herdenschutz ist dabei ausschlaggebend für ein möglichst konfliktarmes Miteinander von Weidetierhaltung und Wolfsvorkommen“, unterstrich Oliver Krischer, nordrhein-westfälischer Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. Der grüne Politiker hat nun mit dem Wolf ein anderes Steckenpferd gefunden, denn vor nicht allzu langer Zeit wollte er als stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen ohne Erfolg die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen. Dieser Vorschlag war allerdings für unsere Wildtiere deutlich ungefährlicher. „Wir brauchen darüber hinaus aber bundesweit eine praxisgerechtere und rechtssichere Vorgehensweise, um verhaltensauffällige Einzelwölfe zu entnehmen. Auf der Konferenz ist es uns gelungen, parteiübergreifend ein abgestimmtes Vorgehen festzulegen, um die Interessen des Naturschutzes und dem Schutz der Weidetierhaltung gerecht zu werden“, so Krischer weiter. Es ist schon einigermaßen pervers, dass Grüne, zu deren Markenkern einst der Naturschutz gehörte, von „verhaltensauffälligen Wölfen“ sprechen. Wenn Wölfen nicht selten mögliche Beutetiere ungeschützt – wie auf dem Präsentierteller – dargeboten werden, dann ist höchstens das Verhalten der Besitzer ‚auffällig‘.
Steffi Lemke meinte: „Die Umweltministerkonferenz in Münster endet mit einem großen Erfolg: Wir haben gemeinsam eine Regelung beschlossen, die es bundesweit möglich macht, Wölfe nach Rissen auf Weidetiere schnell und unkompliziert abzuschießen. Diese Schnellabschüsse sind unbürokratisch und praktikabel umsetzbar. Langwierige Gesetzesänderungen auf nationaler oder europäischer Ebene sind dafür nicht nötig.“ Früher hätte ich nach solchen Sätzen eher an andere Parteien gedacht, doch Steffi Lemke ist die grüne Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Bei Lemke und ihrem Parteifreund Krischer würde ich gerne den „Naturschutz“ aus ihrem Aufgabenfeld streichen! Ausgerechnet die Grünen, die eifrig zur Bürokratisierung unseres Landes beitragen, – dabei denke ich an das verkorkste Heizungsgesetz! -, loben sich jetzt „Schnellabschüsse“ seien „unbürokratisch und unkompliziert“ möglich. Da lacht das Herz der kunterbunten Jagdgesellschaft! „Schnellabschüsse“? Bei diesem Begriff bekomme ich eine Gänsehaut. Ganz fix wurde auch der einzige Wisent abgeknallt, der aus Polen auf Erkundungstour nach Brandenburg die Oder durchschwommen hatte. Auf Anordnung des Amtsdirektors von Lebus, vom Amtsbrandmeister ‚beraten‘, wurde der Wisent umgehend erschossen, der Jahr für Jahr ohne Probleme oder Schäden zu verursachen durch Polen gewandert war. „Schnellabschüsse“ – bei dieser Begrifflichkeit sollte Steffi Lemke im Grunde auch zusammenzucken. Nun gut, vielleicht habe ich ein zu idealisiertes Bild von grünen Umweltministerinnen. Ans Fell geht es in deutschen Landen so manchem Wildtier, unvergessen der Bär Bruno, der in Bayern liquidiert wurde.
Ob Grün, ob Schwarz – auf zur Wolfshatz!
„Die EU-Kommission hat uns in einem Schreiben bestätigt, dass unser Vorschlag dem europäischen Artenschutzrecht entspricht und so umgesetzt werden kann“, betonte Steffi Lemke. Kein Wunder, so möchte ich antworten, hat sich doch ein unvorsichtiger Wolf ausgerechnet an einem Pony von Ursula von der Leyen vergriffen, die gerne als EU-Kommissionspräsidentin über den ‚Green Deal‘ palavert, dann aber den Einsatz des Totalherbizids Glyphosat um zehn Jahre verlängert hat. „Die Umweltministerkonferenz trägt mit dieser Lösung den Sorgen der betroffenen Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter gemeinsam Rechnung und gibt ihnen mehr Schutz und Sicherheit“, führte Bundesministerin Lemke weiter aus. Die Weidetierhalter benötigen mehr finanzielle Unterstützung, damit sich ihre Arbeit wirklich lohnt. Rinder, Schweine und Hühner, die in Massenställen dahinvegetieren, machen die Preise für landwirtschaftliche Produkte kaputt, so dass immer weniger Tiere auf der Weide gehalten werden. Das hat nichts mit den Wölfen zu tun, die sich zugegebenermaßen auch an Nutztieren vergreifen. In den meisten Fällen fehlte es am konsequenten Schutz der Tiere durch entsprechende Zäune oder Herdenschutzhunde. Und wo ein Schäfer mit seinen Schafen unterwegs ist und entsprechende Zäune und Hunde einsetzt, da sollte der Wolf keine Chance haben. Warum sehen wir seit Jahrzehnten immer weniger Schäfer mit ihren Herden übers Land ziehen? Dies liegt nicht an den Wölfen, sondern an den geringen Einnahmen aus Wolle- und Fleischverkauf wegen der erdrückenden Konkurrenz aus Neuseeland. Als es im Übrigen in anderen EU-Staaten längst eine Weidetierprämie gab, drückten sich die Bundesregierungen unter Angela Merkel und der Bundesrat um die Einführung. Deutschland kam nicht nur bei der Weidetierprämie reichlich spät, sondern auch im Naturschutz fehlt es an konsequentem Handeln.
„Die Debatte über den Wolf wird in Deutschland oft emotional geführt: Dass der Umweltministerkonferenz heute diese Balance von Wildtier- und Weidetierschutz einstimmig gelingt, sendet ein wichtiges Signal der Versöhnung“, pries Steffi Lemke die Übereinkunft. „Schnellabschüsse“ als „Signal der Versöhnung“? Ich hätte nie gedacht, dass eine grüne Bundesumweltministerin einmal in solcher Weise argumentiert. Da frage ich mich schon manchmal, wer die Grünen noch guten Gewissens wählt. Kaum im Amt, hatte Cem Özdemir von Bündnis90/Die Grünen, die für 2023 vorgesehene Ausweitung der Artenschutzflächen vertagt und die vorgegebene Fruchtfolge aufgehoben. Mehr Weizen sollte auf deutschen Äckern sprießen – wieder einmal zu Lasten der Insekten! Wildbienen, Hummeln und Käfer nehmen weiter ab und Schmetterlinge flattern seltener durchs Land, doch dies schien den grünen Landwirtschaftsminister nicht zu grämen. Seiner Vorgängerin, der Ex-Weinkönigin Julia Klöckner, hätte ich eine solche Entscheidung eher zugetraut, die ohnehin gerne zur Jagd auf den Wolf ins Horn stieß.
Von der Hetze zur Hatz auf die Wölfe
Die hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dankte „Bundesumweltministerin Steffi Lemke für ihre Vorschläge zur schnelleren und unbürokratischen Entnahme von schadenstiftenden Wölfen und freue mich, dass diese Vorschläge in den Ländern auf Anklang stoßen.“ Priska Hinz gehört ebenfalls Bündnis 90/ Die Grünen an. Der SPD-Amtskollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus, möchte da nicht nachstehen und hat mit seinen „Kolleginnen und Kollegen der Länder mit erhöhtem Rissvorkommen vereinbart, dass wir vor Beginn der kommenden Weidesaison die nötigen Weichen dafür gestellt haben.“ Eifrig, eifrig, kann ich nur sagen. Das gleiche Engagement würde ich mir beim Natur- und Umweltschutz wünschen! Falls Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, wundern, warum ich nur die Vertreter der Grünen und der SPD hier zitiert habe, ist das keine parteipolitische Taktik, sondern dem Umstand geschuldet, dass sich nur diese MinisterInnen in der Pressemitteilung zu Wort gemeldet haben. Auf so manchen Gegner freilebender Wölfe bin ich in meinem Blog bereits eingegangen, z. B. in ‚Problemwölfe! Wer ist das Problem?‘ Für mich sind nicht die wenigen Wölfe in Deutschland das Problem, sondern eine Unkultur, die dieses Wildtier zu einem Teufel auf vier Pfoten machen will, genau so wie vor 150 Jahren, als es den letzten Wölfen in Deutschland an den Kragen ging. Schafe, Ziegen oder Rinder und Hühner müssen gut geschützt werden, damit Wölfe sie nicht als leichte Beute sehen und angreifen. Das schreibe ich, weil Schafe zu meinen Lieblingstieren gehören, und wir jedes Jahr für einige Monate Schafe auf unserer Weide zu Gast haben. Die Politik ist in der Verantwortung, mit Fördermitteln die geeigneten Schutzmaßnahmen frühzeitig und umfassend zu finanzieren. Wer allerdings seine sogenannten ‚Nutztiere‘ nicht schützt und stattdessen über die Wölfe jammert und deren Abschuss fordert, der sollte von der Gesellschaft die klare Antwort bekommen: Keinerlei Agrarförderung, die letztendlich wir alle als Steuerzahler aufbringen!
„Die Bürger in den ländlichen Räumen verzweifeln am Wolf, und noch mehr verzweifeln sie mittlerweile an der Bundesregierung“, sagte Karlheinz Busen von der FDP, und kaum sind die Liberalen in der Bundesregierung zurück, soll es „Schnellabschüsse“ von Wölfen geben. Selbst die Grünen klatschen Beifall. Und für die FDP/DVP im baden-württembergischen Landtag meinte Klaus Hoher: „Die unkontrollierte Ausbreitung des Wolfs in Baden-Württemberg ist also eine Zeitbombe.“ Zum Zeitpunkt seiner Aussage war gerade mal eine Handvoll Wölfe in Baden-Württemberg unterwegs. Da wüsste ich doch das eine oder andere Thema, das sich unter Mitwirkung der FDP zu einer echten gesellschaftlichen Zeitbombe entwickelt hat, z. B. der vom Bundesverfassungsgericht einkassierte Nachtragshaushalt des FDP-Bundesvorsitzenden und Bundesfinanzministers Christian Lindner. “Wer die biologische Vielfalt im ländlichen Raum fördern, die Nutzung von Grünland sichern und die Kulturlandschaft auch in Zukunft pflegen will, muss den Abschuss auffälliger Wölfe schnell und unbürokratisch genehmigen und den Gesamtbestand des Wolfes regulieren“, sagt Bernhard Krüsken, der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, wobei er ganz vergessen hat, dass die familiengeführten bäuerlichen Betriebe nicht zum Opfer des Wolfs werden, sondern sie treibt eine falsche EU-Agrarpolitik in den Ruin. „Wir werden nicht dabei zusehen, wie Kindergärten und Schafsherden weiträumig umzäunt werden, damit der Wolf in Freiheit leben kann“, so Dirk Toepffer als Fraktionsvorsitzende der CDU im niedersächsischen Landtag. Bei solchem Gerede würde ich mir wünschen, dass man manche Politiker weiträumig einzäunen könnte. Natürlich trug auch das CDU-Rotkäppchen Julia Klöckner zur Wolfshysterie bei: „Wir wollen, dass Wölfe, die Weidezäune überwunden haben oder für den Menschen gefährlich werden, entnommen werden.“ Dabei hatte die damalige Landwirtschaftsministerin, die gerne mal als Nestlé-Model auftrat, ganz vergessen zu erwähnen, welche Art von Zäunen sie meint. Und bisher wurden Wölfe legal und illegal erschossen, die keinen Menschen bedroht hatten! Ganz skurril war der Hinweis der ‚Linken‘, als sie sich noch nicht als zerstrittener Haufen durch die deutsche Politik schleppten: „Herzlich Willkommen! … aber benimm Dich!“. Soll der Wolf im nostalgischen HO-Laden einkaufen? Dieter Dombrowski aus der brandenburgischen CDU-Landtagsfraktion forderte „Schutzjagden nach schwedischem Vorbild“, da wird er sich über die „Schnellabschüsse“ der Bundesumweltministerin gewiss freuen. Peter Felser forderte für die AfD im XXL-Bundestag: „An der regulären Bejagung des Wolfes führt kein Weg vorbei, wenn wir die ökologisch wertvolle Weidetierhaltung in Deutschland erhalten wollen.“ Es ist kaum zu glauben, wer sich alles als Fan der Weidetierhaltung outet, sollte es um die Jagd auf Wölfe gehen, und wie wenig in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und der EU für die Weidetierhaltung wirklich getan wurde.
Der Fraktionssprecher für Jagd und Forsten der Freien Wähler in Bayern, Nikolaus Kraus, macht sich ebenfalls dafür stark, dass der Wolf “durch das bewährte Jagdrecht kontrolliert“ wird. Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler in Bayern und Wirtschaftsminister im Freistaat sekundierte im Magazin ‚Pirsch‘: „Zweifellos wäre es mein Wunsch, dass wir Bergweidegebiete als wolfsfreie Gebiete erklären – und am besten den Rest von Bayern auch noch.“ Der Jäger Aiwanger würde sich sicherlich gerne bereiterklären, auf die Wölfe anzulegen. Schauen wir einmal mehr über die Grenze in die Schweiz, dann sehen wir, wie viele Jäger Lust haben, mal einen Wolf zu schießen: Laut der schweizerischen Zeitung Blick haben sich alleine im Wallis 800 Jäger gemeldet, die gerne mal im staatlichen Auftrag einen Wolf als neue Trophäe schießen wollen! Dabei geht es nicht nur um Nutztiere, die gerissen werden: „Und auch die Jagd sei unmittelbar vom Wolf betroffen: Das Raubtier fresse den Jägern die Beute weg“, so Lino Schaeren in seinem Blick-Artikel ‚Zu Besuch im Oberwallis – 800 Jäger dürfen 34 Wölfe schiessen, aber nicht darüber reden. Wo man nachts die Wölfe heulen hört‘.
CSU-Dobrindt: „Der Wolf gehört in den Zoo“
„Die Entnahme sogenannter Problemwölfe im Schnellverfahren fördert die Akzeptanz vor Ort und bietet eine praktikable Lösung, um mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Wölfe zu entfernen, die ernsten Schaden anrichten“, schreibt Lina Seitzl in einer Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion. „Die Ausstellung der Ausnahmegenehmigung direkt nach einem Riss ermöglicht den Landesbehörden eine schnelle Reaktion. Für die Erteilung einer Abschussgenehmigung ist der DNA-Nachweis nicht erforderlich.“ So ist das, erst mal alle Wölfe im Umfeld abknallen und dann nach dem Verursacher eines Risses suchen: „Die Feststellung des schadenverursachenden Wolfes durch eine DNA-Analyse kann später erfolgen.“ Hinterher, wenn alle Wölfe im Umkreis von 1 000 Metern um einen Riss – so die Vorgabe der Umweltminister – erschossen sind, dann noch die DNA prüfen, das ist ein absurder Vorschlag, auf den nur eine Politikerin oder ein Politiker kommen kann. Wie häufig kommt von der CSU eine Aussage, die selbst die bayerischen Freien Wähler, die AfD und die ganze kunterbunte Jagdgesellschaft in den Schatten stellt: „Der Wolf gehört in den Zoo und nicht auf die Weide!“, sagt der CSU-Vorsitzende der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Alexander Dobrindt. Anja Weisgerber, der umweltpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gehen die Beschlüsse der Umweltministerkonferenz nicht weit genug, sie seien „ein Schlag ins Gesicht der Weidetierhalter, deren Tiere von Wölfen gerissen werden.“ Dies betont ausgerechnet die Union, die während der Merkel-Regierungen die Einführung der Weidetierprämie ewig verschleppt hatte. Die von Lemke gelobten „Schnellabschüsse“ sind für Weisgerber nur „Nebelkerzen“, und dann macht sie deutlich, um was es der Unionsfraktion im XXL-Bundestag wirklich geht: „Das eigentliche Problem, die immer größer werdenden Wolfsbestände, klammert sie völlig aus.“ Die Union zielt diesem Satz folgend nicht auf einzelne Abschüsse, sondern auf ein Massaker wie in der Schweiz.
Wir haben eine Unzahl wichtiger Probleme, die von der Politik gelöst werden müssen, und dabei reicht die Palette vom Kampf gegen den Klimawandel bis zu soliden Staatsfinanzen, von der Migration bis zur Infrastruktur, von der inneren und äußeren Sicherheit bis zur Weiterentwicklung der Europäischen Union. Doch was sehen wir bei der Lösung dieser Fragen? Kleinliche Streitereien oder parteipolitische Tricksereien. Ausgerechnet bei den nach Deutschland zugewanderten Wölfen, hat sich eine ganz große Koalition gebildet, die von der äußersten Rechten bis zur Linken reicht. Eine kunterbunte Jagdgesellschaft hat sich zur Hatz auf den Wolf aufgemacht! Wenn heute die grüne Bundesumweltministerin Lemke „Schnellabschüsse“ von Wölfen als Erfolg ansieht und der CSU-Chef im Deutschen Bundestag Alexander Dobrindt meint „Der Wolf gehört in den Zoo“, dann hat sich eine unheilige Allianz zusammengefunden, die nicht nur eifrig ins Horn bläst, sondern den Bestand der Wölfe in Deutschland bedroht. Und so manchem Politiker geht es nicht allein um den Wolf, das zeigt der Abschuss eines Bären oder Wisents und die Jagd auf Biber und Fischotter oder Kolkraben. Wenn sich diese Koalition der Wolfsgegner durchsetzt, werden wir in Zukunft Wildtiere nur noch in Gehegen erleben können.
Eine Antwort auf „Kunterbunte Jagdgesellschaft bläst zur Wolfshatz“