Plagt Overtourism die ‚Welthauptstadt der Musik‘?
Wie zu viele Touristen zur Belastung werden, das haben wir u. a. in Hallstatt erlebt, wo halb Asien in einem 800-Seelen-Dorf zu Gast zu sein schien. Wien ist dagegen eine Großstadt und die Besucher verteilen sich, doch vor dem Stephansdom oder auf dem Weg zur Hofburg, habe sicherlich nicht nur ich mich gefragt, was wohl die Einheimischen von den Touristenkolonnen halten, die sich durch die Gassen schieben? Die Stimmung scheint nicht wie in Barcelona umgeschlagen zu sein, wo die Gäste sich inzwischen immer wieder angefeindet fühlen müssen. Auf die zwei Millionen Wiener, die sich werktäglich durch das Verkehrschaos kämpfen, trafen 2024 über 8,1 Mio. Besucher, die es auf 18,8 Mio. Übernachtungen brachten. Nicht erfasst sind die Millionen von Tagesgästen, die mit ganzen Busarmaden nach Wien gekarrt werden. Und so wird man gewissermaßen von einer Sehenswürdigkeit zur anderen geschwemmt. Nun gut, ganz so schlimm ist es nicht, aber es stellt sich schon die Frage, wann ‚Overtourism‘ zum echten Problem wird. Wien hat die Corona-Dellen schnell hinter sich gelassen, als in den Jahren 2020 und 2021 die Übernachtungen jeweils unter 5 Mio. lagen. Dies ist ein Beleg dafür, dass Wien mit einer Mischung aus Kultur und Geschichte – verbunden mit lukullischen Genüssen – Besucher aus der ganzen Welt anzieht.

Geschichte durchwandern
Im neuesten Ranking der britischen Zeitschrift ‚The Economist‘ musste Wien zwar seinen ersten Platz unter den lebenswertesten Städten an Kopenhagen abgeben, doch als Soziologe kann ich über diese Bewertungsskala nur den Kopf schütteln. Die Briten scheinen Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wenn Kopenhagen mit seinen nicht einmal 700 000 Einwohnern z.B. mit New York (immerhin über 8 Mio. Einwohner) verglichen wird. Umwelt und Verkehr, um nur zwei Bereiche zu nennen, werfen je nach Größe der Stadt ganz andere Probleme auf. Nun aber zurück nach Wien: eine jahrhundertelange Geschichte als wichtige Metropole eines Vielvölkerstaats spiegelt sich noch immer in grandiosen Bauten wie der Hofburg, dem Stephansdom oder dem Schloss Schönbrunn. Das Burgtheater aus dem Jahre 1888 ist das größte deutschsprachige Sprechtheater, das Areal der Spanischen Hofreitschule wird 1565 erstmalig erwähnt, im Untergrund Wiens ruhen die Überbleibsel keltischer und römischer Siedlungen, da ist es nicht verwunderlich, dass es kulturbeflissene und historisch interessierte Gäste an die Donau nach Wien zieht. Wer nicht gleich auf römischen Spuren wandeln möchte, der findet berühmte Gebäude des Wiener Jugendstils, wie die 1898 von Joseph Maria Olbrich erbaute Secession, oder die vom 1928 in Wien geborenen Friedrich Stowasser – besser bekannt als Friedensreich Hundertwasser – künstlerisch gestaltete Müllverbrennungsanlage Spittelau.

Gotteshäuser füllen sich nicht unbedingt mit Gläubigen, dafür aber mit Musikbegeisterten, wo wie in der Karlskirche das Orchester 1756 mit Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten‘ die Zuhörer in seinen Bann zieht. Und nur getrennt durch einen runden See machten DJs Stimmung für eine Rave-Party aus Anlass der Regenbogenparade. Die Besucherinnen und Besucher hatten zwar äußerlich auf beiden Seiten des kleinen Gewässers wenig gemeinsam, doch sie zog die Musik an. Komponisten wie Mozart, Beethoven oder Haydn gelten als wichtige Vertreter der Wiener Klassik, obwohl sie in Salzburg, Bonn oder Rohrau geboren wurden. Sie und so manchen anderen Komponisten zog es nach Wien, da die Habsburger ein offenes Ohr für die Musik hatten. Franz Schubert lebte und arbeitete ebenso in Wien wie Vater und Sohn Johann Strauss, die mit ihren Walzern bis heute Ballbesucher in den richtigen Takt bringen. So ganz daneben liegen die Wien-Werber nicht, wenn sie betonen: „Wien ist die Welthauptstadt der Musik“.

Das Schloss und der Park Schönbrunn sowie das historische Stadtzentrum Wiens sind seit 2001 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, und wie so oft, wenn sich dieser Stempel auf den entsprechenden Orten befindet, ist man bei einem Besuch nicht allein. Wer Menschenmassen liebt, der ist in Wien allemal richtig. Die meisten Besucher scheinen in Marschkolonnen den Guides zu folgen, die mal ein Schild mit dem Namen des Reiseveranstalters oder ganz einfach einen Regenschirm bzw. ein buntes Fähnchen in die Höhe halten. Wer nicht gerne zu Fuß unterwegs ist, der kann es mit einem Segway versuchen oder sich in eine Kutsche setzen. Keines von beidem wollten wir nutzen: Nachdem der Segway-Unternehmer Jimi Heselden im nordenglischen Wetheby mit seinem eigenen Vehikel von einer Klippe in den Fluss zu Tode stürzte, würde ich ein solches Gefährt nie benutzen.

Mit meinen pferdebegeisterten Enkelinnen und meiner Frau wollte ich mich auch keinesfalls in der sommerlichen Junihitze in einen Fiaker setzen, wenn den Zugpferden bereits die Zunge aus dem Maul hing. Kutschfahrten hatten sicherlich in der Geschichte der Menschheit ihre Bedeutung, doch halte ich diese im städtischen Bereich – und nicht nur in Wien – nicht für Kitsch, sondern für Tierquälerei und schließe mich der Forderung der Tierschutzorganisation ‚Vier Pfoten‘ an, diese zu verbieten. Menschenmassen, die mich selbst als Zweibeiner zusammenzucken lassen, Lärm und der Innenstadtverkehr oder die Hitze schaffen ein Umfeld, in das Pferdekutschen heute leider nicht mehr passen! Irgendwie erinnern mich genervte Pferde in Wien, die Touris ziehen, an ihre Leidensgenossen, die übergewichtige Besucher durch die Camargue schleppen mussten. Da haben wir lieber auf unsere eigenen Beine und den ÖPNV gesetzt. So haben wir die teilweise grandiosen Relikte einer langen Geschichte erwandert.

Von Pferden und Büchern
Gehen Sie gerne mit den Mitmenschen auf Tuchfühlung, lieben Sie es eng und überhitzt, dann sind Sie nicht nur in vielen Bahnen der Wiener Linien richtig, sondern auch im Sisi-Museum. Dass ausgerechnet die Exponate, die an die freiheitsliebende und eigenwillige Kaiserin Elisabeth erinnern, in einem engen, dunklen, schlauchartigen Gang in der Hofburg gezeigt werden, ist für mich ein Widerspruch in sich. Aufatmen konnten wir bei einer Führung erst, als wir die eigentlichen Kaiserappartements erreichten. Nun gut, wer im Gedränge und Geschubse keinen Blick auf den ersten Milchzahn Sisis werfen konnte, der hat nicht viel verpasst. Generell ist die wenig repräsentative Ausstellung in der Hofburg nicht mit der gelungenen Präsentation im Schloss Schönbrunn zu vergleichen. Sisi ist in manchen Bezügen mit Prinzessin Diana zu vergleichen, und ihre Fans mögen mir dies verzeihen: beide sind auch Kunstprodukte der Mediengesellschaft. Lange war das Ansehen der österreichischen Kaiserin Elisabeth (1837 – 1989) im eigenen Land und darüber hinaus gering, denn während ihr Ehemann Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916), fast rund um die Uhr Amtsgeschäfte wahrnahm und 250 000 Landsleute in Audienz empfangen haben soll, reiste Elisabeth ohne politische Aufgabe durch Europa. Populär wurde Elisabeth erst als Romy Schneider Sisi spielte und Karlheinz Böhm als Kaiser Franz Joseph in den 1950er Jahren die Kinos füllten. Auf diesen Historienfilm folgten weitere Produktionen, Netflix-Serien und gedruckte Darstellungen aller Art, die aus Elisabeth eine Berühmtheit machten. Ein tragischer Tod, und das trifft leider auf die tödlich verunglückte Prinzessin Diana ebenso zu wie auf die vom italienischen Anarchisten Luigi Lucheni ermordete Kaiserin Elisabeth, scheint die Popularität anwachsen zu lassen. Bemerkenswert wäre Kaiserin Elisabeth auch ohne den anhaltenden medialen Hype, da sie sich vom Hofzeremoniell absetzte und auf langen Reisen Europa kennenlernte. Von frühen Jahren an war Elisabeth eine ausgezeichnete Reiterin. Auf ihre Gefühlswelt lässt sich aus den Gedichten schließen, bei denen sie sich immer wieder an Heinrich Heine zu orientieren versuchte. Die Darstellung ihres Lebens im Sisi-Museum bedarf einer Überarbeitung, und dies inhaltlich und räumlich. In einer völlig anderen Kategorie spielt die Ausstellung im Schloss Schönbrunn! Einen historischen Ort kann man in Wien ohne Gewimmel kaum finden, doch in Schönbrunn lassen die Räumlichkeiten Luft zum Atmen, und die Organisation scheint besser zu laufen.

Wer Pferde und Bücher liebt, der ist in der Hofburg allemal richtig. Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule und der Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek sind beide einen Besuch wert. Die langen historischen Linien, die sich mit der Hofreitschule oder dem Prunksaal verbinden lassen, scheinen die Besucher aus aller Welt magisch anzuziehen. Selbst äußerlich sind beide Gebäude weder an der Reihung der Fenster noch der Art der Anmutung zu unterscheiden, allenfalls ein paar Strohbüschelchen hier und da lassen auf die tierischen Bewohner schließen. Diese innige Verbindung von Historie und Kultur zahlt sich auch in barer Münze aus, denn der Tourismus trägt in Wien mit rd. 5 % zur regionalen Wirtschaftsleistung bei. Die Spanische Hofreitschule geht auf das Jahr 1565 zurück, als in einem Dokument erstmals das Reitareal erwähnt wird. Pferdebegeisterte, aber nicht nur diese, zieht es zu den Vorführungen der Lipizzaner in die barocke Winterreitschule. Wer weniger auf sich im Takt bewegende weiße Hengste anspringt, sondern sich als Bücherwurm entpuppt, der kommt im Prunksaal der Nationalbibliothek auf seine Kosten – zumindest optisch. Denn zum in die Hand nehmen und darin schmökern sind die 200 000 Bücher aus den Jahren 1501 bis 1850 natürlich nicht gedacht. Selbst wenn man – wie wir – einige Tausend Bücher zuhause angesammelt hat, so kommt man sich doch ganz klein vor, wenn sich die Folianten fast bis zur 30 Meter hohen Kuppel aufreihen. Kaiser Karl VI. (1685 – 1740), dessen Skulptur mit einer einladenden Geste in der Mitte des Prunksaals steht, ließ im 18. Jahrhundert die ehemalige Hofbibliothek als eigenständigen Trakt in der Hofburg erbauen. Einbezogen in die Bibliothek sind auch die 15 000 Bände aus der Sammlung von Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736), der als einer der bedeutendsten Feldherren der Habsburgermonarchie gilt. Im sogenannten ‚Großen Türkenkrieg‘ trug Prinz Eugen maßgeblich dazu bei, den Einfluss des Osmanischen Reichs, das seine Armee mehrfach bis Wien schickte, einzudämmen. Der Prunksaal hat mich bei unserem jüngsten Besuch wiederum sehr beeindruckt, denn hier verbinden sich Geschichte und Kultur in ganz besonderer Weise.

Vom Dom zum Prater
An prunkvollen Kirchen herrscht in Wien kein Mangel, und so mancher Pfarrer bekäme beim Andrang der Besucher Tränen in die Augen, wenn die Massen zum Gottesdienst drängten, doch es sind Touristen auf den Spuren der europäischen und christlichen Geschichte. Überraschend ist es schon, wenn Frauen mit Burka in Begleitung eines Herrn die Stufen zur Kirchentür erklimmen. Dabei erstaunt mich weniger der Abstecher in die Kirche, als die Tatsache, dass die Vertreterinnen des einen Geschlechts kaum durch den gitterartigen Vorhang schauen konnten, während vermutlich das Familienoberhaupt zur Marscherleichterung kurze Hosen und ein T-Shirt trug. Nun gut, über Gleichberechtigung lässt sich noch immer trefflich streiten. Dass europäische Kultur und Geschichte ein Anziehungspunkt sein können, das lässt sich in Wien auf Schritt und Tritt hören und sehen. Die Besucher aus Asien lagen 2024 mit gut 827 000 vor den Amerikanern mit über 712 000, aus den Nachbarländern Österreichs reisten wie aus dem übrigen Europa jeweils 2,3 Mio. Gäste nach Wien, von den Österreichern selbst zog es über 1,7 Mio. nach Wien, wobei diese Angaben der Stadt Wien nur Übernachtungsgäste umfassen.

Der Stephansdom hat mit seinen romanischen Vorgängerkirchen eine fast 900jährige Geschichte, denn 1137 wird erstmals ein dem Heiligen Stephan gewidmetes Gotteshaus erwähnt. In der Westfassade sind Bauteile aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Südturm – eigentlich Stephansturm – wurde 1433 unter dem Baumeister Hans Prachatitz vollendet und war damals mit einer Höhe von 136,4 Metern der höchste Kirchturm Europas. Übertroffen wurde der Wiener Stephansdom vom Ulmer Münster mit 161,53 Metern, wobei der Turm erst 1890 vollendet wurde. Die Sagrada Familia in Barcelona wird es mit einem begehbaren Kreuz auf dem Hauptturm auf 172 Meter bringen. Leider entwickeln sich die Besucherzahlen in den christlichen Kirchen in Deutschland und Europa in die Gegenrichtung: statt himmelsstürmenden Türmen gibt es leere Holzbänke. Mehr zu diesem traurigen Thema finden Sie in meinem Beitrag: ‚Deutschland: Kirchenmitglieder erstmals in der Minderheit. 40 000 kirchlichen Immobilien droht die Umwidmung‘. Der Nordturm des Stephansdoms – ‚Adlerturm‘ – wurde 1450 in Angriff genommen, doch 1511 wurde der Bau eingestellt, und zwar wegen der „immer näher rückenden Türkengefahr“, die den Ausbau der Stadtbefestigung vordringlich erscheinen ließ. Danach wurde die größte Glocke im Turm, die sogenannte „Pummerin“, aus erbeuteten Kanonenkugeln aus den Türkenkriegen gegossen. Die Reformation beendete zusätzlich die Bauaktivitäten am Turm, so die dem Dom gewidmete Internetseite. Brände und Kriege setzten dem Stephansdom immer wieder zu, doch er blieb in seiner Grundstruktur über die Jahrhunderte erhalten und erstrahlte immer wieder in neuem Glanz. Heute steuern ihn weniger Gläubige, aber umso mehr Reisegruppen an.

Beim Prater stehen Fahrgeschäfte, Essen oder Trinken im Vordergrund, und über all den Freizeitaktivitäten erhebt sich seit 1897 das Riesenrad. Eine der Schlüsselszenen im 1949 in den Kinos gestarteten Filmklassikers ‚Der dritte Mann‘ mit Orson Wells und Joseph Cotten spielt genau hier, im Riesenrad. Nun bin ich kein großer Freund von Riesenrädern, doch am Prater zog mich auch bei unserem jüngsten Besuch das älteste Riesenrad der Welt in seinen Bann. Nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – nur die Stahlkonstruktion überstand das Feuer – drehen sich seither nur noch 15 statt ursprünglich 30 Waggons. Auf dem Weg zum Riesenrad können Besucher im Vorraum einen Blick auf die ursprünglichen Waggons werfen, denn 2002 kehrten acht der verschollenen Gondeln wieder zurück. Sie bieten jetzt Platz für historische Szenen aus Wien und vom Prater. Von dort aus lohnt sich ein kleiner Abstecher zur Hauptallee, die über 4,4 Kilometer vom Praterstern zum Lusthaus führt, gesäumt von Hunderten von Kastanienbäumen. 1538 wurde sie als Verbindungsweg zwischen dem Augarten und dem königlichen Jagdgebiet angelegt. Heute flanieren hier Spaziergänger oder ziehen Jogger zügig vorbei. Kaiser Joseph II. gab das ehemalige Jagdrevier 1766 für die Öffentlichkeit frei, und kurz darauf entwickelte sich der ‚Wurstelprater‘ als Wiener Vergnügungspark. Der ‚Wurstelprater‘ hat im Übrigen nichts mit Würstchen zu tun, wie das heutige Angebot nahelegen könnte, sondern geht auf die von Josef Anton Stranitzky geschaffene Figur des ‚Hanswurst‘ zurück. Die ursprünglich auf den Marktplätzen auftretenden volkstümlichen Bühnen wurden im späten 18. Jahrhundert aus der Innenstadt vertrieben und fanden einen neuen Spielort auf dem Prater. So zog es damals die Volksschauspieler vom Domplatz zum Prater, und bis heute ist der Rummelplatz ein Anziehungspunkt für Wiener und Besucher gleichermaßen geblieben.

Geschichte und Kultur – gerade auch die Musik – sprechen für einen Besuch in Wien, und das gute Essen darf gleichfalls nicht vergessen werden. Der Glanz früherer Zeiten mag abgebröckelt sein, doch gilt dies nicht für die imposanten Gebäude. Die Hofburg ist einer der größten Palastkomplexe der Welt, der die einstige imperiale Größe des Reiches der Habsburger über 600 Jahre lang widerspiegelt. Heute residiert dort statt der kaiserlichen Familie der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit einem merklich kleineren Hofstaat. Und gleich gegenüber sitzt derzeit als Bundeskanzler Christian Stocker. Die Dame, die uns als Guide durch die Hofburg geführt hatte, meinte süffisant, an den beiden Polizisten vor der Tür des Kanzleramts könne man die politische Bedeutung ablesen, die Österreich heute auf der Weltbühne zukomme. Ja, Deutschland ist nicht Österreich, aber beim Aufwand für Bundeskanzler und Bundespräsidenten sollten wir uns vielleicht hin und wieder an unseren österreichischen Nachbarn orientieren. In Wien sind 5 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 150 Nationen für Organisationen der Vereinten Nationen tätig. Neben New York, Genf und Nairobi ist Wien der vierte Sitz der UN. Von Wien aus sind u. a. die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) und das Büro für Weltraumfragen (UNOOSA) aktiv.

Dank der zahlreichen Sehenswürdigkeiten verteilt sich die millionenfache Besucherzahl zwar über das Stadtgebiet, doch im historischen Kern zwischen Hofburg und Stephansdom lässt sich durchaus ‚Overtourism‘ hautnah erleben. Bei aller Freude über Wachstumsraten bei den Gästeübernachtungen sollten die Tourismusverantwortlichen das Mach- und Ertragbare für Einheimische und Gäste nicht aus den Augen verlieren. Geschichte wird in Wien an vielen Plätzen erlebbar, und die vielfältigen kulturellen Angebote sind anziehend. Damit das so bleibt, müssen Gäste und Einwohner der Stadt ein wenig Freiraum behalten. Menschenmassen können kulturelle Erlebnisse erdrücken, was natürlich erst recht die selbsternannte ‚Welthauptstadt der Musik‘ betrifft! Overtourism könnte zunehmend zu Misstönen selbst in Wien führen.








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Das Riesenrad im Wiener Prater könnte sicherlich so manche Geschichte erzählen, denn es dreht sich seit 1897 und hat eine Höhe von knapp 65 Metern. (Bild: Ulsamer)
Eine Antwort auf „Kultur und Geschichte locken Touristen nach Wien“