Hoffentlich weniger Plastikmüll an den Stränden
Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Die Republik Irland hat ein Dosen- und Flaschenpfand eingeführt! Besser spät als nie, kann ich da nur sagen, denn bisher landen viel zu viele Dosen und Kunststoffflaschen in der Landschaft oder gerade auch im Meer. In Deutschland ticken die Uhren in der Politik zwar viel zu langsam, doch ein Pfand für Dosen und Flaschen wurde bereits 2003 eingeführt, Mehrwegsysteme sind deutlich älter. Ein Mehrwegsystem für Glasflaschen, das in Irland weiter fehlt, geht in deutschen Landen sogar auf das Jahr 1903 zurück, als Frankfurter Bierhändler Pfand auf Glasflaschen erhoben. Ganz nebenbei: In Schweden wurde ein Pfand auf Mehrwegflaschen schon 1885 eingeführt! Für die irische Politik ist die Einführung eines Pfandsystems ein positives Zeichen, das ich erhofft, aber zu diesem Zeitpunkt kaum erwartet hatte. Natur- und Umweltschutz spielen in der irischen Politik eine untergeordnete Rolle, was sich auch bei so manchem Straßenbauprojekt leicht erkennen lässt. Der irischen Regierung war es zuvor noch nicht einmal gelungen, Gebühren für Trinkwasser einzuführen, das weiterhin – mangels Investitionen – aus maroden Leitungen versickert. In der Europäischen Union wird immerhin viel über den ‚Green Deal‘ philosophiert, doch einige Mitgliedsstaaten hinken bei der Eindämmung der Plastikflut hinterher. Auf die Bedeutung eines Pfandsystems im Kampf gegen die Vermüllung der Meere bin ich bereits wiederholt eingegangen, so z. B. in ‚Am Meer: Ein Spülsaum voller Plastikteilchen. EU-weites Pfandsystem für Plastikflaschen erforderlich‘. Die irischen Strände sind in den letzten Jahren dank Putzaktionen sauberer geworden, und wir werden nicht länger argwöhnisch beäugt, wenn wir bei Wanderungen am Strand nicht nur Muscheln sammeln, sondern auch allerlei Plastikmüll mitnehmen und in unserer Mülltonne entsorgen. Zwar haben sich die gewaltigen Müllstrudel in den Ozeanen nicht vor Europa gebildet, doch jede Plastikflasche, die nicht mehr ins Meer gelangt, ist ein Fortschritt.

Ein deutlicher Schritt nach vorne
Die irische Politik steht der deutschen in Mittelmäßigkeit in nichts nach, und dazuhin verhaken sich die führenden Parteien Fine Gael, Fianna Fail und Sinn Fein lieber im geschichtlichen Rückblick auf die gemeinsame Herkunft aus dem irischen Freiheitskampf 1919/21 gegen die britischen Besatzer und dem Bürgerkrieg 1922/23, als sich auf die innovative Lösung der anstehenden Probleme zu konzentrieren. So ist es wirklich bemerkenswert, dass zum 1. Februar 2024 in Irland ein Recyclingsystem für Einwegflaschen und -dosen angelaufen ist. Da können wir nur hoffen, dass das Pfand einen echten Anreiz schafft, Kunststoffflaschen und Dosen in die Geschäfte zurückzubringen und sie nicht in der Landschaft, in Flüssen und im Meer zu entsorgen. Leider wird auf Glasflaschen kein Pfand erhoben, so dass weiterhin mit Scherben am Strand zu rechnen sein dürfte. Das Umfeld von Containern für Altglas, Getränkedosen und Konservenbüchsen in Irland gleicht häufig der Szenerie in Deutschland, wo mancher Zeitgenosse gleichfalls seinen Restmüll ablädt. Allerdings wird in Irland stärker als in deutschen Kommunen mit Videoüberwachung gegen Müllsünder vorgegangen, was aus meiner Sicht zu begrüßen ist. „Nach Angaben des Umweltministeriums werden in Irland pro Tag rund fünf Mio. Getränke in Einwegverpackungen konsumiert. Von diesen Behältern würden nur etwa 60 Prozent für das Recycling erfasst, berichtet Re-turn. Die Organisation weist darauf hin, dass Irland wie alle EU-Mitgliedstaaten ab 2025 mindestens 77 Prozent aller Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff getrennt sammeln muss und ab 2029 mindestens 90 Prozent“, so die Internetseite ‚EUWID Recycling und Entsorgung‘. Im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland wird weiter über die Einführung eines Pfandsystems debattiert. Als Schottland vorpreschen wollte, wurde die Regionalregierung von London zurückgepfiffen.

Aus Sicht von Umwelt und Natur können wir nur hoffen, dass weitere Staaten in Europa ein Flaschenpfand flächendeckend einführen. Dies gilt z. B. auch für die Flächenstaaten Frankreich, Spanien oder Polen. Die baltischen Staaten haben neben den Skandinaviern bereits Pfandsysteme eingeführt. Österreich will 2025 mitziehen, in der Schweiz kümmert sich ein Verein um die Rücknahme von PET-Einwegflaschen. Es wäre wünschenswert, dass die EU, die unter der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerne über einen ‚Green Deal‘ palavert, mit größerem Nachdruck auf die Mitgliedsstaaten einwirkt, die in Sachen Pfandsysteme noch zurückhaltend sind. Die Schonung der Umwelt und das Recycling von Kunststoffflaschen und Dosen muss eine höhere Priorität bekommen. Und überall sollte das Leitungswasser einen Standard erreichen, so dass es gefahrlos und mit Genuss getrunken werden kann, denn dies erspart zahllose PET-Flaschen. Eine hohe Mehrwegquote ist anzustreben, dabei müssen aber auch die Belastungen für die Umwelt durch den Transport und das Reinigen der Flaschen einbezogen werden.

Die Republik Irland hat mit einem Pfandsystem für Kunststoffflaschen und Getränkedosen den richtigen Weg in die Zukunft eingeschlagen, der zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz führt. Hoffentlich werden nun die Kunststoffflaschen, Plastikreste und Getränkedosen an den Stränden seltener zu sehen sein.




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Am Strand sollten Kunststoffflaschen – wie hier am Ventry Beach – nie enden, doch das zum 1. Februar 2024 eingeführte Pfandsystem dürfte zu einer Reduzierung des Plastikmülls an irischen Stränden beitragen. (Bild: Ulsamer)