Es fehlt an Ladesäulen, Stromnetzen und Rohstoffen
Für mich besteht kein Zweifel daran, dass wir engagiert gegen den Klimawandel ankämpfen müssen, denn die Erderwärmung könnte mit Hitzeperioden, dem weiteren Anstieg des Meeresspiegels, heftigsten Stürmen, Wasserknappheit einerseits und Dürren andererseits die menschliche Zivilisation weiter in Bedrängnis bringen. Für unredlich halte ich es allerdings, wenn Politikerinnen und Politiker im Europaparlament, der EU-Kommission und in nationalen Regierungen und Parlamenten das Ende des Verbrennungsmotors feiern und die E-Mobilität zur Glaubensfrage stilisieren. Beim Marschtempo der politischen Entscheider und der sie stützenden Bürokraten sind zumindest Zweifel erlaubt, ob die regenerative Energieerzeugung und der ausreichende Stromtransport in alle Haushalte oder zur letzten ‚Tankstelle‘ in Stadt und Land bis 2035 reibungslos funktioniert. Wer leichtfertig alternative Treibstoffe (wie E-Fuels aus CO2 oder Wasserstoff) für Pkw ablehnt und einzig der Batterie huldigt, der vergibt möglicherweise Chancen in der Zukunft. Hätte es im 19. Jahrhundert bereits politische Festlegungen und bürokratische Hindernisse wie im heutigen ‚EU-Land‘ gegeben, dann hätten vermutlich weder Carl Benz noch Gottlieb Daimler das Auto auf verschiedenen Wegen entwickelt, und Robert Bosch wäre verzweifelt.
EU-Inquisition
Der schleppende Ausbau der Nord-Süd-Stromtrassen und der regionalen Netze in Deutschland lässt wenig Gutes erwarten, und so dürften Fahrer mit batteriebetriebenen Fahrzeugen häufig vergeblich eine funktionierende Lademöglichkeit suchen. Ob es im batterieelektrischen Zeitalter noch für breite Schichten möglich sein wird, individuell und motorisiert in den Urlaub zu fahren, wage ich zu bezweifeln. Die Bahn freut sich dann über zahlreiche neue Gäste, ob sie diese aber auch transportieren kann, ist eine andere Frage, wenn ich mir das heutige Bahndesaster anschaue. Beim Streit um den richtigen Antrieb von Straßenfahrzeugen geht es nicht um technologische Feinheiten, sondern um die frei gewählte Form der individuellen Mobilität. Nicht jeder ist so fit, um über die Alpen gen Italien mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Und ob Lastenräder in einer alternden Gesellschaft wirklich helfen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei EU und deutscher Ampelregierung vermisse ich die Bereitschaft zu technologieoffenen Lösungen und zum konsequenten Ausbau der Energie- und Verkehrsinfrastruktur.
Wenn EU-Parlamentarier das Ende des Verbrennungsmotors bis 2035 einfordern, dann ist dies das eine, doch wo bleiben der dynamische Ausbau der regenerativen Energieerzeugung und eine Ertüchtigung der Verteilnetze sowie der Ladeinfrastruktur? Die Vorgehensweise beim Verbrennungsmotor und der Mobilität insgesamt erinnert in fataler Weise an die Bürokratisierung der Digitalisierung. Die EU und die sie tragenden Staaten befassen sich lieber mit einengenden Vorschriften statt mit der Förderung innovativer Internetunternehmen. Dies bescherte uns den andauernd aufpoppenden Hinweis auf mögliche Cookies, wann immer man eine Seite des Internets anklickt, die man ablehnen könne, doch wer beachtet diesen Unsinn wirklich? Wer dauerhaft und überall ablehnt, der kommt an viele Informationen ganz einfach nicht ran. Hat es die EU-Bürokratie mit ihrer Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geschafft, europäische Initiativen voranzutreiben, die Google, Facebook, Twitter, Instagram oder Microsoft aus den USA oder TikTok aus dem Reich der chinesischen Kommunistischen Partei Paroli bieten? Ich kann hier nichts Positives erkennen! Bürokratie zerstört Gesellschaften, aber sie schafft keine innovativen Ansätze! Und so läuft dies auch beim Verbrennungsmotor! Leider! Verbieten ist das eine, Alternativen befördern, ist weit schwieriger. Wer schon das Nachdenken über Alternativen zum batterieelektrischen Ansatz auf den Index setzt, der handelt wie die Inquisition im Mittelalter.
Individuelle Mobilität nur noch per Fahrrad?
Die Automobilindustrie hat sich weithin dem politischen Diktat der Batterie-Technokraten gebeugt. Ob dies nahezu überall aus innerer Überzeugung geschieht, wage ich nach meinen jahrzehntelangen Erfahrungen in der Automobil- bzw. Zulieferindustrie zu bezweifeln. Für ein Wirtschaftsunternehmen macht es jedoch keinen Sinn, sich in ständigen Scharmützeln mit einer Politbürokratie zu verschleißen, die ohne technologische Kenntnisse beharrlich auf eine einzige Antriebsform setzt. In so manchem Gespräch mit Politikerinnen und Politikern habe ich aus Überzeugung für die Elektromobilität geworben, ohne jedoch die notwendigen Voraussetzungen – wie Ladesäulen und Stromnetze – zu verschweigen. Für mich hatte immer die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle eine große Bedeutung, auch im Pkw, da der Tankvorgang zeitlich mit Benzin und Diesel vergleichbar ist. Die Politik hat diesen Vorteil allerdings zerredet und die Batterie in den Autohimmel gehoben. Gerne verschwiegen werden die zeitlichen Unterschiede beim Ladevorgang und der Bedarf von Millionen Ladesäulen. E-Fuels wurden geradezu zum Schimpfwort, obwohl sie – wie der Wasserstoff – große Vorteile bieten.
Die Politik sollte den Rahmen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz setzen, aber sich nicht auf bestimmte Technologien festlegen. Die Dummen sind allemal wir Bürgerinnen und Bürger, wenn die batterieelektrische Mobilität schnell an ihre Grenzen gerät. Dann braucht man eben per Auto nach Italien mehrere Tage, auch Bahnreiseverbindungen stehen ja nicht ernstzunehmend zur Verfügung und Flugreisen befinden sich sowieso auf dem Index. Es wird das Ende der individuellen motorisierten Mobilität von Politikern eingeläutet, die bei persönlichem Versagen nicht zur Verantwortung gezogen werden! Außerdem wird es der ‚Fahrer‘ schon richten! Eine Frage halte ich auch noch nicht ausreichend für geklärt: Wo soll beim schleppenden Ausbau der regenerativen Energieerzeugung der Strom für eine komplette Elektrifizierung von Haushalten, Industrie und Mobilität herkommen? Wir persönlich haben auf alle Fälle – vor allem aus Klimaschutzgründen, aber auch um eine Mindeststromversorgung zu sichern – eine PV-Anlage installieren lassen und mit uns etliche Nachbarhaushalte. Bei einem Blackout soll bei uns das Licht nicht ausgehen. Gerne lasse ich mich bei meiner kritischen Einschätzung vom Gegenteil überzeugen. Dazu reichen jedoch wortgewaltige Strategien nicht aus. Was wurde uns alles schon erzählt, das gilt für den Ausbau der Bahn ebenso wie für die Mobilität per Auto. Das Fahrrad ist wichtig, allerdings wird es wohl kaum die Mobilität per Auto, Bus oder Bahn ersetzen. Die Grüne Jugend in Baden-Württemberg forderte bereits vor Jahren eine Reduktion der Fahrzeuge um 85 %. Ob dann aber alle noch zur nächsten ‚Fridays for Future‘-Demo (rechtzeitig) kommen? Nicht an jedem Ort reicht das Fahrrad – trotz neuer Radwege – aus, und im ländlichen Raum wird der ÖPNV in überschaubaren Zeiträumen nicht alle notwendigen Fahrten übernehmen können. Die individuelle Mobilität auch mit Fahrzeugen – und dabei emissionsfrei – gehört zu einer offenen Gesellschaft, daher darf die batterieelektrische Mobilität dieses Freiheitsrecht nicht in den Schwitzkasten nehmen. Und ganz nebenbei ist es absolut keine Lösung, wenn Rohstoffe für Lithium-Ionen-Batterien von Kinderhänden gefördert und ohne Rücksicht auf die Umwelt gewonnen werden!
Zum Beitragsbild
Das Zeitalter von Benzin und Diesel neigt sich zumindest an europäischen Zapfsäulen seinem Ende zu. Aber die einseitige Konzentration auf batterieelektrische Antriebe und die Ausgrenzung von E-Fuels und Brennstoffzelle für Pkw wird die individuelle Mobilität stark beschränken. (Bild: Ulsamer)