Frankfurt-Hahn – ein Flughafen im Tiefflug

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat versagt

Wenn man die Flüge eines Tages an zwei Händen und die Fluggesellschaften, die Passagiere befördern, an einer Hand abzählen kann, dann ist man am Flughafen Hahn im Hunsrück angelangt. Dieser nennt sich gerne Frankfurt-Hahn, doch mit dem großen ‚Bruder‘ hat er nun wirklich nichts gemein. Zuerst verscherbelte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer den ‚Hahn‘ an eine chinesische Briefkastenfirma ohne Geschäftsbetrieb, danach an HNA – gleichfalls aus China -, und schon landete der Airport in der Insolvenz. Und der Konkursverwalter Jan Markus Plathner verhökert ihn an die eigens gegründete Swift Conjoy GmbH, die allerdings zum vereinbarten Termin den Kaufpreis nicht überweisen konnte oder wollte. Ein Desaster reiht sich an das andere, und das spürten wir kürzlich wieder bei unserem Abflug vom Flughafen Hahn: wenige Passagiere, kaum Flüge, leerstehende Läden – und ein Flugzeug ohne Turbinen vor der Tür! Wir hatten aber Glück und stiegen bei Ryanair ein, wo es nicht am Antrieb fehlte, sondern nur am Mineralwasser. Nun gut, man kann nicht alles haben, wenn man im Hunsrück ins irische Kerry startet. 30 Jahre zivile Luftfahrt auf der ehemaligen US-Luftwaffenbasis sind keine Erfolgsgeschichte, die Turbulenzen haben sogar noch zugenommen!

Bildschirm im Terminal mit der Schrift "frankfurt hahn airport - WIR KÖNNEN FLUGHAFEN".
„Wir können Flughafen“, heißt es auf den Bildschirmen des Flughafens Hahn. Das mag sein, doch die rheinland-pfälzische Landesregierung unter Malu Dreyer hat die Chancen nicht aufgegriffen, sondern den Airport im Hunsrück gleich zweimal an chinesische Unternehmen verscherbelt, die leider nur als Flop bezeichnet werden können. Die chinesische HNA ließ nach dem Kauf in den Terminals schon mal chinesische Tanzgruppen und Schriftzeichen über die Bildschirme huschen, doch dies dürfte kaum für mehr Andrang bei den Fluggästen gesorgt haben. (Bild: Ulsamer)

Zwei Fehltritte mit chinesischen ‚Investoren‘

Wo der Staat im Wirtschaftsleben mitmischt, klappt meist wenig. Das sieht man nicht nur bei der traurigen Entwicklung des Flughafens Hahn, sondern beispielsweise auch bei der Deutschen Bahn und so manchem anderen Unternehmen. Im Hunsrück wird die Tragik politischer Unvernunft gepaart mit wirtschaftlicher Unkenntnis hautnah erlebbar, vor allem dann, wenn man den Flughafen fast von der ersten zivilen Stunde an kennt. Es ist natürlich kein Zuckerschlecken, aus einem reichlich vergammelten Konglomerat von Gebäuden und einer Landebahn für Düsenjets im wirtschaftlichen Nirgendwo einen Flughafen zu entwickeln, der die ganze Region beflügeln soll. An dieser Stelle möchte ich nicht nochmals das Versagen der Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Hessen im Detail schildern, da ich das bereits in zwei Blog-Beiträgen getan habe, zuletzt in: ‚Flughafen Frankfurt-Main: Malu Dreyer und die Freier aus China‘. Mit grenzenloser Naivität verscherbelten Malu Dreyer & Co. den ‚Hahn‘ gleich zweimal nach China und läutete den Niedergang damit ein: Zuerst wurde eine Briefkastenfirma auserkoren, die über keinerlei Geschäftsbetrieb verfügte – SYT aus Shanghai -, aber dort immerhin einen Briefkasten aufgehängt hatte.

Ein weiß-blaues Frachtflugzeug vor einem Terminal. Ds Triebwerk fehlt.
Wir Passagiere durften wieder – im Sinne des Songtextes von Frank Ramond „Zum Flieger ging’s zu Fuß“ – einen Marsch durch den Schnee absolvieren, erspart blieb uns „den letzten Rest geschwommen“.  Dafür parkte direkt vor dem Terminal dieses leicht lädierte Flugzeug. Und daneben eine verschneite Frachtmaschine. Wer kommt eigentlich auf eine solche Platzverteilung? (Bild: Ulsamer)

Aus Fehlern kann man lernen, allerdings ist das wohl nicht die Stärke der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Auf den ersten Fehlgriff folgte der Verkauf an den Mischkonzern HNA, der zügig in die Pleite schlitterte. In China, dem Reich kommunistischer Funktionäre und kapitalistischer Milliardäre, wurden sogar HNA-Vorstandsmitglieder inhaftiert. Deutsche Steuergelder flossen in dreistelliger Höhe in den Flughafen mit Potenzial, doch nicht nur diese Finanzmittel sind verloren, sondern auch hunderte von Arbeitsplätzen stehen seit Jahren auf der Kippe. Soll das eine zukunftsorientierte und innovative Regionalpolitik sein? Was ist bloß mit der rheinladpfälzischen Landesregierung los: Malu Dreyer lächelt und gewinnt Landtagswahlen, im realen politischen Handeln allerdings zeigen sich die Defizite mit aller Härte. Das bekamen auch die Menschen im Ahrtal zu spüren, die starben oder ihr Hab und Gut verloren, weil die Landesregierung und nachgeordnete Behörden bei einer gewaltigen Flutwelle nicht rechtzeitig Alarm schlugen und gefährdete Anwohner evakuierten. So ist das in Rheinland-Pfalz mit dem Führungspersonal: Was nutzen dramatische Videos von der Mannschaft eines Polizeihubschraubers aus der Flutnacht, wenn sie nicht sofort ausgewertet werden? Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) blieb noch im Oktober 2022 im Angesicht dieser Aufnahmen bei seiner Aussage, er habe am 14. Juli 2021 keine Katastrophenlage erkennen können. Da war der Rücktritt unausweichlich. Damit folgte er seiner früheren Kabinettskollegin Anne Spiegel (Bündnis90/Die Grünen), die nach der Flutwelle erst mal in Urlaub fuhr. Sie hatte sich zwar aus dem Umweltressort in Mainz nach Berlin abgesetzt, doch kaum zur Bundesfamilienministerin ernannt, musste sie gehen. Im Grunde hätte längst auch Malu Dreyer als Ministerpräsidentin ihren Hut nehmen müssen, bisher allerdings gelingt es ihr meisterhaft, zwar nicht ihr Land zu regieren, aber sich selbst ihr Pöstchen zu sichern!

Leere Schalter, wo früher Mietwagenfirmen saßen. Die Farben rot und grau.
Hier gab’s mal Mietwagen am Flughafen Hahn, der überwiegend auf der Gemarkung der Hunsrück-Gemeinde Lautzenhausen liegt. (Bild: Ulsamer)

Politische Verantwortung übernehmen

Ob ein Regionalflugplatz mit relativ wenigen Starts und Landungen überhaupt wieder durchstarten kann, weiß ich nicht, doch es wurden in drei Jahrzehnten viele Chancen von der Politik verspielt, den ‚Hahn‘ auf Erfolgskurs zu bringen. Vielleicht hätten die Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und Hessen, das noch immer mit 17,5 % am Flughafen Hahn beteiligt ist, das Ruder herumwerfen und aus dem Areal einen Industrie- oder Gewerbepark entwickeln müssen. So soll nach Presseberichten unter den Interessenten weiterhin die Triwo AG sein, die sich mit der Projektentwicklung auskennt. Ihr Augenmerk könnte allerdings – wie beim früheren saarländischen Flughafen Zweibrücken – eher auf den Gewerbeflächen liegen. Ich selbst habe bei einem Projekt in Baden-Württemberg erlebt, wie schwer es ist, eine 100 Hektar große Fläche für ein Technologie- und Prüfzentrum zu finden. Dies ist zu guter Letzt gelungen, und wir landeten bei 500 Hektar, doch weiterhin gibt es Interessenten für Ansiedlungen im größeren Stil. Der ‚Hahn‘ verfügt über eine Genehmigung für Abflüge und Landungen rund um die Uhr, davon können andere Flughäfen nur träumen. Hätten die Landesregierungen in Hesen und Rheinland-Pfalz anders agiert, wäre u. U. der Großaktionär Fraport, der den Airport in Frankfurt betreibt, nicht von Bord gegangen. In den Jahren 2007 und 2008 brachte es der Flughafen Hahn jeweils auf fast 4 Mio. Passagiere, doch anschließend ging die Zahl der Fluggäste – lange vor der Coronapandemie – dramatisch zurück. Im Vor-Corona-Jahr 2019 verbuchte man am ‚Hahn‘ gerade noch 1,4 Mio. ankommende bzw. abfliegende Gäste.

Zwei Personen mit Handgepäck steigen die Treppe zum Flugzeug hoch. Auf der Seite der weißen Gangway steht 'Frankfurt Hahn Airport'.
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Flughafen Hahn und allen Unternehmen, die sich im Umfeld angesiedelt haben, ist zu wünschen, dass wieder mehr Passagiere im Hunsrück abheben oder landen. (Bild: Ulsamer)

Wenn die Landesregierung schon auf die Karte ‚Flugplatz‘ gesetzt hat, dann hätte aus dem Hahn kein Wanderpokal werden dürfen. Nach zwei chinesischen ‚Käufern‘ soll jetzt sogar der russische Oligarch Wiktor Charitonin in den Startlöchern stehen, der sich den Nürburgring einverleibt hat. Ja, ja, der Nürburgring: Für Rennsportfans hat er einen guten Klang, doch unter dem damaligen SPD-Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) hatte sich auch dieser zu einem Fass ohne Boden für über 300 Mio. Euro an Steuergeldern entwickelt. Seine Parteifreundin und Nachfolgerin, Malu Dreyer, hatte beim ‚Hahn‘ ebenfalls kein glückliches Händchen. Vielleicht sollte sie es ihrem Amtsvorgänger gleichtun und den Sessel der Ministerpräsidentin freimachen. Der ‚Hahn‘ wird seit Jahren heftig durchgeschüttelt, und der wahre Grund für diese Turbulenzen sind politische Fehler, die sich die Landesregierung unter Malu Dreyer seit 2013 zuschreiben lassen muss. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Flughafen Hahn, aber auch den Unternehmern, die sich im Umfeld engagiert haben, kann ich nur wünschen, dass der Airport im Hunsrück trotz der abgelegenen Lage noch eine Chance bekommt.

 

Weiß-blaues Flugzeug von Ryanair steht mit Gangway auf dem nassen Vorfeld.
Ohne die irische Fluggesellschaft Ryanair wäre in Frankfurt-Hahn längst das Licht ausgegangen. (Bild: Ulsamer)

 

Verschlossene Ladengeschäfte.
Der Leerstand in den Terminals am Flughafen Hahn lässt sich längst nicht mehr kaschieren. Es war ein gravierender wirtschaftspolitischer Fehler, dass die Fraport AG, die den Airport in Frankfurt betreibt und nach eigenen Angaben „an insgesamt 29 Flughäfen rund um den Globus beteiligt“ ist, ihre Anteile am ‚Hahn‘ abgegeben hat. Bei Fracht- und Passagierflügen hätte sich bei etwas gutem Willen eine interessante Kombination aus beiden Standorten ergeben können. Das Land Hessen und die Stadtwerke Frankfurt am Main halten eine Mehrheit am Flughafen Frankfurt und hätten zu dessen Entlastung – und der Anwohner – auf eine Kooperation setzen müssen. (Bild: Ulsamer)

 

Duty-Free-Bereich. Mehrere Regale in roter und grauer Lackierung sind mit kleinen Mineralwasserflaschen gefüllt.
Der Duty-Free am Flughafen Hahn läuft seit neuestem im Eigenbetrieb, und ganze Regale sind jetzt mit Mineralwasserflaschen gefüllt. Da habe ich noch gelacht, doch im Ryanair-Flugzeug gab es in der Tat keines zu kaufen! Hätten wir besser ein Fläschchen mitgenommen! (Bild: Ulsamer)

 

 

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