Flughafen Frankfurt-Hahn: Malu Dreyer und die Freier aus China

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat sich zweimal verzockt

Es ist gewiss kein Zuckerschlecken, aus einer abseits gelegenen US-Luftwaffen-Basis einen gut frequentierten Airport für zivile Fluggesellschaften zu machen. In Ansätzen war das im rheinland-pfälzischen Frankfurt-Hahn gelungen. Ja, die ersten Etappen wurden gemeistert, doch dann verlor die Landesregierung unter Malu Dreyer die Lust an diesem Projekt, und die EU spezialisierte sich darauf, dem interessanten regionalpolitischen Vorhaben Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Mit grenzenloser Naivität verscherbelten Malu Dreyer & Co. den ‚Hahn‘ zweimal nach China: zuerst an eine Briefkastenfirma ohne Geschäftsbetrieb – SYT aus Shanghai -, dann an den Mischkonzern HNA, der nun in die Pleite schlitterte. In China, dem Reich kommunistischer Funktionäre und kapitalistischer Milliardäre, wurden sogar HNA-Vorstandsmitglieder inhaftiert. Deutsche Steuergelder flossen in dreistelliger Höhe in den Flughafen mit Potenzial, doch nicht nur diese Finanzmittel sind verloren, sondern auch hunderte von Arbeitsplätzen stehen auf der Kippe. Was ist nur mit der rheinladpfälzischen Landesregierung los: Malu Dreyer lächelt und gewinnt Landtagswahlen, im realen politischen Handeln allerdings zeigen sich die Defizite mit aller Härte.

Terminal 2 in Hahn, mangels Passagieren nicht in Betrieb. Das Foto zeigt den Innenbereich.
Gähnende Leere um die Mittagszeit im Terminal 2 des Flughafens Hahn in Rheinland-Pfalz, wo einst die Ryanair-Schlangen zum gewohnten Bild gehörten. Aufgenommen ca. 10.30 Uhr an einem Freitag. (Bild: Ulsamer)

Der Hahn im Sinkflug

Ehe von Politikern die wohlfeile Ausrede geäußert wird, die aus dem chinesischen Wuhan stammende Corona-Pandemie habe den Flughafen Hahn in die Knie gezwungen: Schon vor der weltweiten Seuche, die den Tourismus teilweise auf null drehte, war im Hunsrück immer weniger los. Früher mussten wir einen Parkplatz vorbuchen, doch dann gab es diese im Überfluss, und selbst ein neues Parkhaus wurde stillgelegt. Von den angekündigten Millioneninvestitionen der HNA-Gruppe war nichts zu sehen, dafür gab es auf den Monitoren in den Abflughallen Unterhaltungssendungen in chinesischer Sprache, obwohl weit und breit kein einziger Gast aus dem fernen Land gesichtet wurde. Die ursprünglichen Versuche der Betreiberfirma, dem Hahn das Flair eines aufgelassenen Militärstützpunkts zu nehmen, waren längst verstolpert worden. Auch manche der angesiedelten Läden machten sich vom Rollfeldrand.

Bildschirm in der Wartehalle.Es zeigt einen Auschnitt aus einer chinesischen Fernsehsendung mit entsprechenden Schriftzeichen.
Wer kommt auf solch abstruse Ideen? Keine chinesischen Fluggäste weit und breit, und bisher gibt es auch keine der versprochenen Direktflüge nach China, aber auf den Bildschirmen in den Wartebereichen konnten sich die wartenden Fluggäste an chinesischen Programmen erfreuen! Der zweifache Notverkauf an chinesische ‚Investoren‘ war ein Fehler! So sollte man mit Steuergeldern in Rheinland-Pfalz unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer nicht umgehen. (Bild: Ulsamer)

Der Flughafen im Hunsrück hat eine bunte Geschichte, denn 1951 begannen die Franzosen mit dem Bau, dann machten ihn ab 1952 die Amerikaner zur Hahn Air Base, dem zweitgrößten Stützpunkt der US-Luftwaffe auf deutschem Boden – nach Ramstein: rd. 10 000 Amerikaner bevölkerten den Hahn und seine Umgebung. Deutsche Zivilangestellte fanden dort Arbeit. Als 1991 die US-Luftwaffe den Airport verließ, da drohte der Absturz, denn die ganze Region ist gewerblich und industriell wenig profiliert. 1992 landete die erste zivile Passagiermaschine, und die Idee nahm Formen an, das Drehkreuz in Frankfurt am Main zu entlasten. Ganz passend machte der irische Billigflieger Ryanair ab 1999 den Flughafen im Hunsrück zu ‚seinem‘ Frankfurt-Hahn. Dieser Flughafen verfügt – im Gegensatz zum großen Bruder am Main – über eine 24-Stunden-Betriebsgenehmigung. Sprich, auch in nächtlichen Stunden sind gerade Frachtmaschinen willkommen. Doch die Fraport AG, die den Frankfurter Flughafen betreibt, gab im Streit über minimale Sonderzahlungen der Passagiere ihre Anteile ab. Mit diesen sogenannten ‚HahnTalern‘ sollte der Landeplatz aus den roten Zahlen geflogen werden. Zurück blieben zwei recht ratlose staatliche Anteilseigner, das Land Rheinland-Pfalz mit 82,5 % und Hessen mit einem Anteil von 17,5 %. Wo der Staat wirtschaftlich aktiv ist, da steht es meist nicht zum Besten, so auch am Hahn. Die Mannschaft am Flughafen strampelte sich ab, die Defizite schwankten zwar, letztendlich dominierten aber rote Zahlen. 2008 verzeichnete der Flughafen Hahn noch fast vier Millionen Fluggäste, doch bis 2019 war die Zahl auf rd. 1,5 Mio. gesunken. Auch die Luftfracht konnte den Hahn nicht aus den Miesen fliegen: so manche Airline hatte sich nach Frankfurt abgesetzt.

Leere Schaufenster und heruntergelasene Metallrollläden im Terminal 1. Einige Menschen, darunter Mitarbeiter des Flughafens.
Hier steppte einst der Bär, und dies selbst im Winter! Lange vor Corona dominierten leider auch im Terminal 1 am Flughafen Hahn die Leerstände. (Bild: Ulsamer)

Landesregierungen haben versagt

Die Landesregierungen unter Malu Dreyer suchten das Heil bei chinesischen ‚Geldgebern‘ – mit und ohne Zaster! „Das Land Rheinland-Pfalz hatte den Flughafen in den Jahren 2014/2015 mit 122 Millionen Euro Steuergeld entschuldet“, so Die Rheinpfalz, „bevor es seine Anteile in Höhe von 82,5 Prozent verkauft hat.“ Und man glaubt es kaum, nachdem der erste chinesische ‚Käufer‘ seinen Obolus schuldig geblieben war, entrichtete HNA wohl 15 Mio. Euro. Den kleinen feinen Unterschied zwischen den Steuermitteln, die insgesamt in den Hahn flossen, und dem Kaufbetrag der Chinesen, wollte die rheinland-pfälzische Landesregierung ungern vorgehalten bekommen. Hessen blieb dem Hunsrück-Airport zumindest treu, doch Malu Dreyer und Volker Bouffier hatten es versäumt, ein tragfähiges Konzept entwickeln zu lassen.

Weißer Flügelspitze eines Flugzeugs mit blauen Großbuchstaben: RYANAIR.
Vor Jahren standen auf dem Vorfeld trotz der engen Taktzeiten bei Ryanair zahlreiche Maschinen. Heute oft nur ein Flugzeug! Die eklatante Abhängigkeit von einem Billigflieger war von Anfang an ein Fehler. (Bild: Ulsamer)

Für mich als Steuerzahler und langjährigen Nutzer des Flughafens in Hahn ist es eine regionalpolitische Katastrophe, in welch unzulänglicher Art und Weise die rheinland-pfälzische Landesregierung die Chancen des Projekts genutzt hat. Mit Steuergeldern bestimmte Vorhaben starten, und dann den Flughafen Hahn an chinesische Firmen verhökern, das kann nicht die Lösung sein! Die Leerstände in den Ladenzeilen, die deprimierende Atmosphäre im ungenutzten zweiten Terminal, die riesigen Parkflächen ohne Autos, die Stille auf dem Vorfeld, das alles zeigt die Trostlosigkeit einer verfehlten Regionalpolitik. Wer A sagt, der muss auch B sagen, und dies hätte eine Bahnverbindung zwischen Frankfurt am Main und dem Flughafen Hahn bedeutet. Zumindest die Hochmoselbrücke hat eine bessere Straßenanbindung der Gesamtregion gebracht und ergänzt die ausgebaute Bundesstraße 50 von der A61 her. Doch ein ‚halbherziges‘ Engagement bedeutet nur die Verschwendung von Steuergeldern. Und ganz ehrlich: Es war ein Witz, dass weiter Betriebszuschüsse flossen, obwohl ein chinesisches Unternehmen ohne Strategie und ausreichende Investitionen den Hahn gegen die Wand flog. In Deutschland und der EU fehlt eine innovative Regionalpolitik, die es vermag, neue wirtschaftliche Schwerpunkte zu setzen.

Weißes Gebäude mit der farbigen Aufschrift 'frankfurt hahn airport'. Keine Fahrzeuge oder Menschen zu sehen.
Wir kennen den Flughafen Hahn im rheinland-pfälzischen Hunsrück nun rund zwei Jahrzehnte: Die Aufbruchstimmung am Flughafen Frankfurt-Hahn war bereits vor der Corona-Pandemie verflogen, die Leerstände in den Terminals wurden immer sichtbarer, die Parkplätze waren zunehmend verwaist, die Passagiere fehlten – eine regionalpolitische Chance wurde verspielt. Das Foto oben wurde am 7. Februar 2020 gegen 10.30 Uhr aufgenommen: In früheren Jahren war um diese Zeit auch im Winter viel mehr los! (Bild: Ulsamer)

Investoren genauer unter die Lupe nehmen

In einer globalisierten Welt gehört es zum Alltag, dass Investoren aus fernen Ländern ihre Aktivitäten nach Deutschland ausdehnen, das ist für mich völlig klar. Aber dann müssen die gleichen Spielregeln auch in China angewandt werden. Ausländische Investoren gelten vorschnell als Heilsbringer, doch die Schwarzwaldhochstraße ist ein beredtes Beispiel dafür, dass dies nicht immer zutreffen muss: Leerstehende frühere Luxushotels säumen die einstige ‚Prachtstraße‘, nicht selten als Ruinen. Ihre Käufer stammen zumeist aus Staaten am osteuropäischen Rand, die sich nicht um ihre Schnäppchen kümmern, sondern sie oft in trostlosem Zustand vor sich hinvegetieren lassen. Oder sie kommen wiederum aus China wie bei der leerstehenden Kurklinik in Bad Rippoldsau, einem Komplex mit 300 Betten. Die Ideen sind verwelkt, auf den Balkonen wachsen Bäumchen und der chinesische Investor sucht mangels eigener Mittel einen neuen Käufer.

Aus der Luft sieht die Hochmoselbrücke fst filigran aus.
Die Hochmoselbrücke erleichtert die Anfahrt zum Flughafen Hahn im Hunsrück. Regionalpolitisch wäre die Schließung des Flughafens ein echtes Desaster: Wer den Zuzug in die wirtschaftlich erfolgreichen Ballungszentren – wie Frankfurt am Main – reduzieren möchte, der muss durch eine zukunftsorientierte Regionalpolitik weitere Kristallisationspunkte stärken. (Bild: Ulsamer)

Rheinland-Pfalz hat einschlägige Erfahrungen mit der Verschwendung öffentlicher Gelder und problematischen Investoren: Ich nenne nur mal das Nürburgring-Debakel. Kurt Beck häufte als SPD-Ministerpräsident 330 Mio. Euro Schulden aus Steuergeldern an und flüchtete dann mit Höchsttempo aus der Landespolitik. Seine Parteifreundin und Nachfolgerin, Malu Dreyer, hat es bisher vermocht, die erneute Bruchlandung am Hahn von sich weg zu drücken, doch die Ministerpräsidentin muss sich schon fragen lassen, warum sie zweimal auf chinesische Investoren setzte, die weder über sinnvolle oder innovative Strategien noch über die notwendigen Mittel verfügten, um den Flughafen Hahn aus den roten Zahlen zu fliegen. Gemeinsam mit dem Land Hessen und Fraport hätte man sich die Bälle so zuspielen müssen, dass zumindest mehr Fracht über den Hunsrück abgewickelt wird und so die lärmgeplagten Anwohner des Frankfurter Flughafens entlastet worden wären.

Regierungsmitglieder müssen die Verantwortung für ihre Fehlentscheidungen, für ihr Unterlassen und mangelhaftes Management übernehmen, und dies gilt auch für den Flughafen Hahn. Wer sich bedenkenlos Freiern aus China an den Hals wirft, der tut sich, dem Land Rheinland-Pfalz, den Steuerzahlern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Hahn keinen Gefallen.

 

Parkplatz im Schummerlicht. Dahinter einige Bäume. Rechts ein Schild mit der Aufschrift 'Hertz'.
Der Service am Hahn hat sich nach unseren Erfahrungen in den letzten Jahren nicht verbessert, ganz im Gegenteil. Ein Beispiel: Am Abend landeten wir aus dem irischen Kerry kommend im Hunsrück und bekamen nach einer längeren Wartezeit am Hertz-Schalter unseren Mietwagen. Dieser stand nicht im gegenüberliegenden Parkhaus oder in der Nähe, sondern bei der ‚Bohr-Insel‘. Ein unfreundlicher Fahrer des Kleinbusses half weder beim Ein- oder Ausladen des Gepäcks noch fuhr er uns zum Hertz-Parkplatz. Statt dessen lud er uns am Kassenhäuschen des Parkplatzes aus, auf dem wir vor einigen Jahren auch unser Fahrzeug geparkt hatten. Seinerzeit war der Service deutlich besser gewesen. In der aufkommenden Dunkelheit war die schmale Tür zum Hertz-Parkplatz in der Ferne nicht zu erkennen, der sich am Ende des weitläufigen Geländes befand. Eine Kontrolle des Mietwagens auf mögliche Schäden war auf diesem Parkplatzteil im Schummerlicht nicht möglich. Und so versuchte Hertz uns später Altschäden anzulasten. Eine Antwort auf unsere Beschwerde kam nie. Letztendlich erstattete der Vermittler uns unser Geld zurück. Aber der Ärger saß dennoch tief. Wie man auf einem nicht im geringsten ausgelasteten Flughafenareal die Kunden zur Abholung des Fahrzeugs auf einen abgelegenen, unbewachten und kaum beleuchteten Parkplatz schicken kann, das ist mir ein Rätsel. Irgendwie war es für mich kein Wunder, dass der Autovermieter Hertz in die Insolvenz schlitterte. Solch wenig erbauliche Erlebnisse, wie hier am Hahn, tragen nicht zur Kundenzufriedenheit bei, und man kann auch anderswo abfliegen. Im Übrigen sind wir uns der Problematik des Fliegens bewusst und gleichen das angefallene CO2 über ‚atmosfair‘ aus. (Bild: Ulsamer)

 

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Leere Asphaltfläche vor dem Terminal. Hier standen früher die Flugzeuge in Reih und Glied.Auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück machten sich die Flugzeuge schon vor Corona rar. (Bild: Ulsamer)

 

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