Erfolge des Naturschutzes werden konterkariert
Man sollte es nicht glauben, aber kaum tauchen Wildtiere wieder auf, die in bestimmten Regionen ausgerottet waren, da möchte der eine oder andere Politiker schon zur Flinte greifen. Und immer finden sich willfährige Bürokraten, die beim Laden des Gewehrs helfen. In Kärnten und Niederösterreich sollen Fischotter getötet werden, und in Bayern erschossen Jäger 2018 nach einer aktuellen Landtagsdrucksache doch tatsächlich 1899 Biber! Immer mehr gewinne ich den Eindruck, dass Wildtiere bald nur noch hinter Zäunen und Gittern eine Überlebenschance haben. Mal sind Wölfe illegal oder halblegal dem Gewehrfeuer ausgesetzt, mal werden Luchse gemeuchelt. Und Kormorane, Kolkraben, Füchse oder gar ein Bär haben viel zu wenige Freunde. In Brandenburg wurde sogar ein friedlicher Wisent, der sich aus Polen nach Deutschland ‚verirrt‘ hatte, erschossen. Wie steht es um den Naturschutz, wenn Wildtiere, die wieder ein Plätzchen in unserer Landschaft gefunden haben, rücksichtslos abgeschossen werden?
„Entnommene“ Tiere sind mausetot
Verblüffend ist es, mit welcher Selbstverständlichkeit Regierungspolitiker und ihre Vasallen Gründe finden, um unter Schutz stehende Tiere zum Abschuss freizugeben. Eigentlich sind Biber in Deutschland streng geschützt und so schreibt der NABU: „Nach der europäischen FFH-Richtlinie und dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Biber eine streng zu schützende Art und profitiert ganz klar von nutzungsfreien sowie extensiv genutzten Räumen“, wenn er denn welche findet. Nach Meinung der bayerischen Landesregierung gibt es inzwischen aber zu viele Biber, und so wurden 2017 nach der Statistik 1596 Tiere erlegt, und im darauffolgenden Jahr 1899. Dies sind zumindest die neuesten Zahlen aus einer Landtagsdrucksache vom 20. März 2020. Bei unseren österreichischen Nachbarn sind die Fischotter in Kärnten und Niederösterreich den Landesregierungen ein Dorn im Auge, obwohl auch sie durch die Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (FFH) der EU geschützt sind. Aber gewiefte Politiker finden immer ein Hintertürchen und schon darf auf Biber oder Fischotter angelegt werden.
Irgendwie ist es abstrus, wenn sich NABU, BUND, WWF oder die Aktion Fischotterschutz und andere Naturschützer einerseits für bedrohte Tierarten einsetzen und Lebensräume zu erhalten versuchen, und andererseits gibt es dann aus politischen Gremien den Abschussbefehl. Naturschützer werben um Verständnis für die Bedürfnisse von Fischottern und Bibern, doch nicht wenige Politiker, Bauern und Angler schließen ihre Ohren. Noch skurriler ist es, wenn sich Politiker verbal verbiegen, um nur nicht Worte wie ‚Abschuss‘ oder ‚Tötung‘ in den Mund nehmen zu müssen, und stattdessen von ‚Entnahme‘ sprechen. ‚Entnommene‘ Biber und Fischotter sind anschließend allerdings mausetot. “Wir haben rund 5000 im Land, und pro Jahr werden es ein Drittel mehr Biber sein“, sagte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk, der es gern seinen bayerischen Kollegen gleichtun möchte. „Wenn wir nicht handeln würden, wären wir dann in sechs Jahren bei 20 000 Tieren. Wir werden dem nicht Herr werden, wenn wir den natürlichen, jährlichen Zuwachs nicht abschöpfen und bereits heute in ein sinnvolles und nachhaltiges Management einsteigen“. Da haben wir die nächste Verschleierungsformel: „Zuwachs abschöpfen“, da höre ich schon die Büchsen knallen oder die Fallen zuschnappen! ‚Bibermanagement‘ ist auch eine wohlklingende Vokabel: Am Ende des angemahnten Managementprozesses steht wieder der Tod vieler Biber. Heuchelei pur!
Biber und Fischotter stärken die Natur
Und damit sich politische Mehrheiten für das Abschusssignal finden lassen, müssen natürlich gewaltige Katastrophenszenarien an die Wand gemalt werden: Fischotter fressen alle Flüsse und Seen oder auch die nächste Fischzucht leer, Biber fällen Bäume und verstärken Überflutungen, so ertönt es vielstimmig aus Politikerkehlen. „Gerade nach großen Hochwasserereignissen wird immer wieder darüber berichtet, dass Biberhöhlen an Dammbrüchen Schuld seien. Dabei wurde bisher noch kein einziger solcher Fall dokumentiert“, stellt der Bund für Umwelt- und Naturschutz in Bayern fest. „Zwar können Tierbaue von Bibern, Bisam, Nutria, Dachs, Fuchs und Kaninchen die Standsicherheit von Deichen beeinträchtigen. Doch die Wasserwirtschaftsämter haben Vorkehrungen getroffen und sichern Deiche schon seit über 25 Jahren entsprechend ab.“ Das mögen schießwütige Politiker nicht so gerne hören, und noch weniger, wenn es heißt: „Der Biber verursacht also kein Hochwasser, im Gegenteil: Durch seine Baumaßnahmen kann sich der Wasserabfluss stark verzögern, wodurch Hochwasserspitzen vermieden werden.“ Der Biber zerstört eben keine Landschaft, sondern er holt etwas an Natur in diese zurück. Die Biberfamilien schaffen neue Lebensräume auch für Fische, Libellen, Amphibien, und machen aus einem kanalisierten Wasserlauf wieder einen Bach.
Der armselige Versuch mancher Politiker scheitert, wenn sie den Fischotter als Zerstörer der Fischpopulationen darstellen wollen: „Der Fischotter ernährt sich größtenteils von Fischen. Er erbeutet hierbei überwiegend kleine Fischarten und darunter auch oft langsame und geschwächte Tiere“, so der NABU. „Somit trägt der Fischotter dazu bei, dass die Fischbestände gesund bleiben. Neben Fischen macht der Otter auch vereinzelt Jagd auf junge Blesshühner, Enten, Bisam- und Wasserratten, Froschlurche, Krebstiere, Mäuse und Würmer.“ Sollte es in bestimmten Flüssen oder Seen weniger Fische geben, dann liegt dies nicht an den Fischottern, sondern an den Eingriffen des Menschen. Der österreichische WWF betont daher völlig zurecht: „Der Rückgang der Fischbestände liegt an der Verbauung unserer Fließgewässer durch Wasserkraftwerke, Flussbegradigungen und deren schlechten ökologischen Zustand. Nur noch etwa ein Drittel der heimischen Flüsse und Bäche sind natürlich oder naturnah.“ Leider finden wir dies bei unseren Wanderungen immer wieder bestätigt. Und die Behauptung, der Otter würde so viele Amphibien vertilgen, dass sie ausgerottet würden, ist ebenso ein Polit-Märchen: Denn „verantwortlich für deren Ausrottung ist“ der Fischotter „aber mit Sicherheit nicht. Der Zusammenbruch von Amphibienbeständen in den letzten Jahrzehnten ist eine Folge von flächendeckend vorgenommenen Trockenlegungen von Feuchtgebieten sowie Verbauungsmaßnahmen an Gewässern.“ Die Zahl der Tümpel, Weiher, Moore und Feuchtwiesen ist nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland immer weiter zurückgegangen!
Wildtiere sind ein Schatz der Natur
Schmetterlinge flattern immer seltener durch unsere Landschaft, Hummeln und Wildbienen vermissen blühende Wiesen, Amsel, Drossel, Fink und Star verstummen, und selbst der Regenwurm regt sich in einer Agrarwüste und unter Schottergärten kaum noch. Dies alles sind Warnsignale, die gerade in der Politik mehr durchdringen sollten. Wer diese Hilferufe der Natur überhört, der hat offensichtlich auch kein Problem damit, Biber und Fischotter zu dezimieren, kaum dass sie wieder in unseren Landen aufgetaucht sind. So mancher Acker wird zu einem Heiligtum erklärt, wenn der Biber einen Damm baut und sich das Wasser aufstaut. Und wehe der Biber fällt einen Baum, dann sind Empörungsschreie aus Politik und Forstwirtschaft zu hören, obwohl nebenan gerade der Vollernter ganze Baumplantagen umlegt. Dem Fischotter geht es ähnlich wie dem Kormoran, wenn er bei den von Anglervereinen ausgesetzten Fischen zugreift, obwohl ein großes Futterangebot natürlich auch hungrige Tiere anlockt. Von der Natur ist in unseren Industriegesellschaften im Grunde wenig übriggeblieben, und wenn sich tatsächlich Biber und Fischotter blicken lassen, dann ist dies ein positives Zeichen. Leider wird es aber von vielen Entscheidungsträgern nicht so gesehen, ansonsten würden sie nicht zur Jagd auf diese Tiere blasen.
Gibt es große, alte oder besonders erhaltenswerte Bäume in Gewässernähe, dann können sie durch Drahtgeflecht vor den Biberzähnen geschützt werden. Und sollte sich der Fischotter ‚unziemlich‘ einer Fischzucht nähern, dann hilft ein sachgerechter Elektrozaun, um ihn abzuschrecken. Das letzte was wir brauchen ist ein Schießbefehl für Fischotter – wie in Kärnten und Niederösterreich – oder für Biber – wie in Bayern! Wildtiere sind ein Schatz in unserer recht armselig behandelten Natur geworden, den wir wieder neu zu schätzen lernen müssen, und dies gilt für Biber und Fischotter, aber auch für Wolf und Luchs, Bär und Wisent gleichermaßen!
Grottenschlechte Recherche führt zu grottenschlechten Artikeln. Oder ist die einseitige und falsche Berichterstattung eine Folge der WWF – Werbung auf dieser Seite, die dem Blog sicher eine Menge Geld einbringt.
In meinem Blog gibt es keine bezahlte Werbung! Wo haben Sie denn Werbung für den WWF entdeckt? Generell schlägt mein Herz allerdings für den Naturschutz, das gebe ich gerne zu und dafür trage ich auch alle Kosten für diesaen Blog selbst. Wollen Sie Fischotter und Biber vielleicht lieber abschießen? So klingt zumindest Ihr Kommentar! Dafür habe ich nun allerdings keinerlei Verständnis!