Feuer frei auf Wölfe

Die Koalition der Wolfsjäger lädt die Büchsen

Svenja Schulze und das Bundesumweltministerium sind für mich ein echtes Phänomen: Sie reden vom Schutz des Wolfes, obwohl namhafte Medien – wie Tagesschau und Heute, Zeit oder Spiegel – nach der Bundestagsentscheidung titeln „Wölfe dürfen leichter geschossen werden“. Die Umweltministerin scheint in einer eigenen Welt zu leben, ansonsten könnte sie auch nicht bei der UN-Weltklimakonferenz in Madrid Deutschland als vorbildlichen Klimaschützer darstellen, obwohl alleine die Mitarbeiter der Bundesministerien und nachgeordneter Behörden 2018 knapp 230 000 Inlandsflüge absolvierten – mit steigender Tendenz in 2019. Dazu passt es auch, dass die SPD-Umweltministerin jetzt in Sachen Wolf den Schulterschluss mit der CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner probte: Zukünftig sollen in einer Region mit Nutztierrissen so lange Wölfe abgeschossen werden dürfen, bis die Angriffe auf Ziegen, Schafe usw. aufhören. Damit entfällt die Nachweispflicht, welcher Wolf sich gerne Nutztiere greift, um ihn zum Abschuss durch die zuständigen Behörden freizugeben. Durch die Hintertür wird hier Sippenhaft in Deutschland wieder eingeführt. Kein gutes Zeichen für den Naturschutz!

Grau-brauner Wolf schaut aus Brombeergebüsch.
Der Wolf wird durch die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes schlechter gestellt und der Schutz wird ausgehöhlt. Jetzt dürfen auch ganze Rudel abgeschossen werden, wenn sich nicht eindeutig feststellen lässt, welcher Wolf für Nutztierrisse verantwortlich ist. Mal sehen, was die EU zur Sippenhaft sagt. (Bild: Ulsamer)

Mehr Förderung für Weidetierhalter

Schafe gehören zu meinen Lieblingstieren, und sie haben gemeinsam mit Ziegen auch wichtige Aufgaben im Naturschutz bzw. beim Erhalt der gewohnten Kulturlandschaft. Und wenn Schafe und Ziegen, aber natürlich auch Rinder und Pferde, rupfend und fressend Wiesen pflegen und von Bäumen und Büschen freihalten, dann sind sie natürlich im Freien unterwegs. Damit haben sie gleichzeitig einen großen Vorteil gegenüber anderen Nutztieren oder Artgenossen mit weniger Glück, die als Folge der millionenfachen Massentierhaltung in immer größeren Ställen ihr Dasein fristen. Kommen Wolf oder Bär in unsere Natur zurück, dann gibt es Konflikte mit Nutztieren auf der Weide. Wer jetzt jedoch vorschnell nach dem Abschuss der Beutegreifer ruft – wie dies ein Teil der Agrarlobbyisten tut – der lenkt nur vom eigentlichen Thema ab. Die Weidetierhaltung in Deutschland wird nicht vom Wolf bedroht, sondern von schlechten Preisen für Schaffleisch und einer EU-Agrarpolitik, die über Flächenprämien Fehlanreize setzt. Den deutschen Weidetierhaltern hat eine unselige Allianz von CDU/CSU, SPD und FDP die Weidetierprämie vorenthalten, die in der Mehrheit der EU-Staaten bezahlt wird. Wenn heute Nutztierhalter Mahnfeuer gegen den Wolf entzünden, dann sollten sie besser mit gleichem Nachdruck die Bundesregierung in die Pflicht nehmen, die Weidetierhaltung stärker zu fördern.

„Weidetiere haben dasselbe Recht auf Tierschutz wie Wölfe“, betonte Gitta Connemann, Fraktionsvize der Union im Deutschen Bundestag. Da kann ich nur zustimmen, doch dies bedeutet für mich: Herdenschutzhunde und Zäune, die Wölfe von Attacken abhalten. Und für mich ist auch klar, dass die Schäfer und andere Nutztierhalter nicht die Kosten für zusätzliche Schutzmaßnahmen gegen Wölfe tragen sollen. Die Kosten müssen aus öffentlichen Kassen, also von unseren Steuergeldern bezahlt werden. Dies sollte auch kein Problem sein, wenn man die 58 Mrd. Euro im Blick hat, die die EU jährlich für Agrarsubventionen aufwendet, und dabei stehen die flächenbezogenen Fördergelder im Vordergrund, die ohnehin nicht mehr zeitgemäß sind. Es mag despektierlich klingen, doch wenn die Bundesregierung in Berlin für einen spöttisch als „Kulturscheune“ bezeichneten Museumsbau 450 Mio. Euro ausgeben will, dann sollten auch aus deutschen Landwirtschafts- oder Naturschutzmitteln jährlich einige Millionen für zusätzlichen Schutz der Weidetiere drin sein!

Vier Schafe mit hellem Fell hinter einem grünlichen Elektrozaun.
Schafe und Ziegen brauchen Herdenschutzhunde und möglichst wolfssichere Zäune. Hier muss an vielen Stellen noch ‚nachgerüstet‘ werden. Wer auf den Schießbefehl setzt, der vergeht sich an der Natur. (Bild: Ulsamer)

Feuerbefehl mit freundlichen Worten garniert

Im Jahr 2018 rissen Wölfe in Deutschland 2 067 Nutztiere. Diese Zahl möchte ich nicht klein reden, aber wenn ich gleichzeitig lese, dass bei einem Schweinezüchter 1 000 Tiere an Hunger und Durst verendet sind, dass Millionen Tiere in der Massentierhaltung versterben, und dies lange vor der Überstellung zum Metzger, dann geht mir das hysterische Geschrei mancher Bauernverbandsvertreter gehörig auf die Nerven. Nicht nur bei diesem Personenkreis, sondern zunehmend auch bei unseren Parteien habe ich den Eindruck, dass diese mit Hetzparolen gegen den Wolf nur von anderen – vernachlässigten – Themen ablenken wollen. Nicht nur in Union und SPD oder bei FDP und AfD grassiert der Wunsch, den Wölfen eines auf den Pelz zu brennen, sondern auch bei der thüringischen Landesregierung, der Linke und Grüne angehören, gibt es die Befürworter für die Dezimierung der Wölfe. Selbstredend kann man aus ideologischen Gründen oder weil man Rotkäppchen falsch verstanden hat, gegen den Wolf in unserer Natur sein, aber wir sollten bitte alle ehrlich bleiben: Zu gerne wird von „Entnahme“ palavert, doch anschließend bleibt der Wolf auf der Strecke – und zwar tot! Mir waren politische Gegner immer lieber, die offen für ihre Sache fochten, auch wenn ich ihre Argumente nicht teilte. Aber die Unart, mit freundlichen Umschreibungen vom blutigen Kern abzulenken, das mag ich nicht durchgehen lassen.

Facebook-Post des Bundesumweltministeriums mit einer Abbildung von drei Wölfen. Titel "der Wolf bleibt in Deutschland streng geschützt"
Fake News: Das Bundesumweltministerium weiß zu berichten: „Der Wolf ist und bleibt streng geschützt. Er darf auch weiterhin nicht gejagt werden.” Doch bei Nutztierrissen dürfen nach der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes ganze Rudel abgeschossen werden – bis die Risse aufhören. Den betroffenen Wölfen dürfte es egal sein, ob sie gejagt oder „entnommen” werden – tot sind sie anschließend allemal. (Bild: Screenshot, Facebook, 20.12.19)

Carsten Träger von der SPD betonte im Deutschen Bundestag zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes: „Die SPD begrüßt die Rückkehr des Wolfes in seine deutsche Heimat. Wir setzen alles daran, das Zusammenleben von Mensch, Nutztieren und Wolf vernünftig und konfliktfrei zu regeln.“ Was heißt hier „konfliktfrei“? Der Wolf ist ein Wildtier, und da wird es immer Konflikte geben können. Wer diese vermeiden möchte, der kann nur alle Wölfe abschießen. Dieser Verdacht liegt auch nahe, wenn nach behördlicher Genehmigung zukünftig ein ganzes Rudel erschossen werden kann, bis keine Risse von Nutztieren mehr in der betroffenen Region auftreten. Schon reif fürs Kabarett ist der Satz von Carsten Träger: „Es wird kein unkontrolliertes Rudelschießen geben.“ Wen meint er denn da, die Zwei- oder die Vierbeiner? Hoffentlich greifen nicht ganze Rudel von Jägern zur Flinte, die gerne mal einen Wolf erlegen wollen – und dies dann auch noch legal! Ob die EU einen solchen Weg mitgehen wird, das muss sich erst noch zeigen, denn dort hat der Wolf – oh Wunder – noch einen höheren Schutzstatus. Aber was grämt es diese Bundesregierung, so könnte man fragen, wenn sie mal wieder über EU-Recht stolpert? Bei der Nitratbelastung im Grundwasser oder der Pkw-Maut scheint man EU-Entscheidungen auch nicht so richtig mit zu tragen.

Ziegen auf einer hoch bewachsenen Wiese.
Ziegen halten den Bewuchs mit Bäumen und Büschen niedrig und halten gemeinsam mit Schafen, Rindern und Pferden unsere Kulturlandschaft frei. Die Weidetierprämie wäre für Nutztierhalter wichtiger als der Schießbefehl auf Wölfe. Und die Schutzmaßnahmen gegen Wölfe müssen von öffentlichen Kassen übernommen werden. (Bild: Ulsamer)

Die apokalyptischen Reiter im Bundestag

„Die Bürger in den ländlichen Räumen verzweifeln am Wolf, und noch mehr verzweifeln sie mittlerweile an der Bundesregierung“, weiß Karlheinz Busen von der FDP zu berichten. In den ländlich strukturierten Gebieten verzweifeln die Menschen meiner Meinung nach eher an den Mobilfunklöchern und dem lahmen Internet!! „Deutschlandweit haben wir inzwischen mit über 2 000 gerissenen Weidetieren zu kämpfen, Tendenz steigend. Alleine die vier Wölfe in Nordrhein-Westfalen kosteten bislang 880 000 Euro pro Jahr. Das versteht draußen kein Bürger. Wissen Sie, was der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband dazu gesagt hat? Ich zitiere:“, so fährt Busen fort, „Eine Patrone kostet 2,50 Euro.“ Da fällt mir allerdings der alte Sponti-Spruch der 1970er Jahre ein: „Legal, illegal, scheißegal.“ Hier hätte ich gerade von der FDP ein Wort zur Bedeutung des Rechtsstaats erwartet, aber Fehlanzeige!! So wurde ja auch in Baden-Württemberg ein Wolf illegal erschossen und der Kadaver dann in den Schluchsee geworfen. Und damit ‚legale‘ Abschüsse leichter möglich sind, wurden jetzt die rechtlichen Hürden herabgesetzt. Hermann Färber lobte die Gesetzesnovelle für die Union gerade deshalb: „Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf werden die Kommunen bei Wolfsübergriffen künftig schneller und rechtssicher reagieren können. Wir haben die Schadschwelle von „erheblichen Schäden“ auf „ernste Schäden“ abgesenkt.“ Hier wäre es sinnvoller gewesen, die Zahlungen bei Schäden durch Wölfe zu entbürokratisieren und zu beschleunigen.

Folgt man den apokalyptischen Reitern, die in Sachen Wolf durch den Bundestag preschten, dann droht uns Allen Gefahr durch Wolf und Bär. Aber ganz ehrlich: Fühlen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, bei einem abendlichen Waldspaziergang unwohler als beim Durchqueren so manchen großstädtischen Parks selbst mitten am Tag? Die Gefahr, an sozialen Brennpunkten eines auf die Mütze zu bekommen, halte ich für deutlich größer, als eine potentielle Begegnung mit einem Wolf, der im Regelfall sowieso durch menschliche Anwesenheit in die Flucht geschlagen werden würde! Ich würde mir den gleichen Elan vieler Bundespolitiker wünschen, wenn es um Verbesserungen der inneren Sicherheit in unseren Ballungszentren geht, doch einige konzentrieren sich lieber auf die Wolfshatz! Wenig Verständnis habe ich dafür, dass selbst der WWF diese Gesetzesverschärfung als „zufriedenstellenden Kompromiss“ mitträgt. Er distanzierte sich ja leider auch nicht vom Abschuss des Bären Bruno in Bayern. Vielleicht kein Wunder, denn der damalige spanische König und Ehrenpräsident des WWF, Juan Carlos, ging ja selbst gerne auf Elefantenjagd in Afrika!

Ein hell gefärbter Luchs auf einem dunkelbraunen Baumstumpf sitzend.
Der Luchs hat Glück, denn er lässt sich kaum sehen, ansonsten würden ihn manche Zeitgenossen auch ins Visier nehmen. (Bild: Ulsamer)

Gleich mal das gesamte Rudel liquidieren

Wie ich bereits betont habe, selbstredend gibt es Argumente für und wider den Wolf in unserer Natur, und entsprechende Debatten sollen auch offen ausgetragen und Kompromisse gefunden werden. Für ein Desaster halte ich es jedoch, wenn wir Bürger für dumm verkauft werden sollen. Auf seiner Facebookseite verkündet das Bundesumweltministerium „Der Wolf ist und bleibt streng geschützt.“ Aber ist dies eine wirklich ehrliche Aussage? Wurde bisher nach Nutztierrissen ein identifizierter Wolf zum Abschuss freigegeben, so heißt es jetzt im Gesetz „dass, wenn Schäden bei Nutztierrissen keinem bestimmten Wolf eines Rudels zugeordnet worden sind, der Abschuss von einzelnen Mitgliedern des Wolfsrudels in engem räumlichem und zeitlichem Zusammenhang mit bereits eingetretenen Rissereignissen auch ohne Zuordnung der Schäden zu einem bestimmten Einzeltier bis zum Ausbleiben von Schäden fortgeführt werden darf.“ Dies ist doch eine Verschlechterung zum bisherigen Zustand, die man nicht leugnen kann. Wenn man den Satz ernst nimmt, dann blüht den Wölfen in Deutschland langfristig eine erneute Ausrottung. Es braucht nur Nutztierrisse, die auch durch unzureichende Schutzmaßnahmen provoziert werden können, um dann zur Jagd auf ein ganzes Rudel zu blasen.

Positiv an der Gesetzesänderung ist das Verbot des Anfütterns von Wölfen, denn manche Zeitgenossen schaffen die Probleme erst, über die sie anschließend klagen. Dringend erforderlich ist die vorausschauende Erhöhung der Schutzmaßnahmen, noch ehe der Wolf in einer Region zuschlägt. Fachleute betonen, dass der Wolf erst gar nicht auf den Geschmack kommen darf, sprich, bereits beim ersten Angriffsversuch muss er auf entsprechende Zäune und Herdenschutzhunde treffen. Und, dies halte ich für unerlässlich, alle entstehenden Mehrkosten müssen den Nutztierhaltern durch die öffentliche Förderung abgenommen werden. Daraus resultiert aber auch die Pflicht, die Weidetiere zu schützen. In vielen Fällen mit Wolfsrissen liegt die Ursache an den unzureichenden Zäunen bzw. am mangelhaften Aufbau.

Zwei Wisente auf einer grünen Wiese, dahinter Bäume.
Vielen Mitbürgern scheint in Deutschland das Gespür für die Natur abhandengekommen zu sein. Da wird in Brandenburg schon mal ein gutmütiger Wisent auf behördliche Anordnung erschossen, obwohl er in Polen jahrelang friedlich durch die Landschaft und durch Dörfer trotten konnte. ‘Nasz Zubr‘ – ‚unser Wisent‘ – wäre besser nicht auf die fatale Idee gekommen, durch die Oder nach Brandenburg zu schwimmen. (Bild: Ulsamer)

Immer mehr Wildtiere im Visier

Bestürzend ist für mich, dass Wildtiere – trotz Sonntagsreden von Politikern – immer häufiger als Bedrohung angesehen werden. Es geht ja nicht nur um Wolf oder Bär, sondern auch um Luchs und Wildkatze. Die letzteren haben nur den Vorteil, dass sie sich nicht sehen lassen. Aber auch Biber, Fischotter, Kormorane, Graureiher oder Fuchs werden von Teilen der Land- und Forstbesitzer oder der Fischzüchter, Fischer und Angler als Erbfeinde angesehen. Haben viele Mitmenschen das Gefühl für Natur in ihrem ursprünglichen Sinne verloren? Oder sind die Gegner von Wildtieren nur lautstärker? Wenn in Brandenburg ein Wisent als öffentliche Gefahr im behördlichen Auftrag abgeschossen wurde, obwohl er jahrelang friedlich durch polnische Landschaften und Dörfer getrottet war, dann spricht dies Bände. Und wenn in Erfurt ein ‚betrunkener‘ Waschbär auf dem Weihnachtsmarkt eingefangen wird, um anschließend erschossen zu werden, dann scheint noch nicht einmal in der Weihnachtszeit Gnade vor Recht zu gelten.

Die Neuregelung des Bundesnaturschutzgesetzes bringt eine deutliche Verschlechterung des Wolfsschutzes, doch der Feuerbefehl bringt weniger Sicherheit für Weidetiere als konsequenter Schutz mit Elektrozäunen und Herdenschutzhunden. Ich halte es für einen Skandal, in welch unverfrorener Weise die Bundesregierung und allen voran die Ministerinnen Svenja Schulze und Julia Klöckner versuchen, die Tatsachen zu verdrehen! Wer ganze Rudel – sprich Familien – von Wölfen bei Nutztierrissen auf die Abschussliste setzen lässt, der vergeht sich an der Natur. Und die Perversion wird dadurch noch deutlicher, dass bei der Hatz auf Wölfe immer das hohe Lied der Weidetierhalter gesungen wird, doch Union und SPD stimmten im XXL-Bundestag gegen die Weidetierprämie, die eine echte Hilfe für die Halter traditioneller Pferde- und Kuhrassen, von Ziegen oder Schafen gewesen wäre.

 

10 Antworten auf „Feuer frei auf Wölfe“

  1. Zum Entwurf der Bundesregierung zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes

    Diese Gesetzesänderung ist abzulehnen weil:
    1. damit gegen EU- Recht verstoßen würde,
    2. Wölfe dringend für unsere Ökosysteme nötig sind,
    3. die Interessen des überwiegenden Teil der Bevölkerung nicht gewahrt würden.

    Zu1.) Der Entwurf der Bundesregierung zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes verstößt bereits im Ansatz gegen geltendes EU-Recht. Das gilt auch zum Gesetzentwurf der FDP zum Wolfsmanagement.

    Der Umfang für „erhebliche“ oder „ernste“ Schäden wird durch EU-Recht vorgegeben und kann nicht frei auf nationaler Ebene festgelegt werden und die Entnahme stellt nur eine absolute Ausnahmeregelung dar.
    Der § 45a Abs. 2 im Entwurf zur Änderung vom BNatSchG verstößt absolut gegen die Logik von Artikel 16 Abs. 1, 12 Abs. 1 Buchst a) FFH-Richtlinie.
    Nach bestehender FFH Richtlinie wird nur in Ausnahmefällen ausschließlich die Entnahme von einzelnen, eindeutig bestimmten Individuen und nicht von einer beliebigen Anzahl erlaubt. Das gilt auch nur dann, wenn die Schadensabwehr nicht durch eine andere zufriedenstellende Maßnahme erreicht werden kann.

    Dazu können der Einsatz von Herdenschutzhunden, Flatterband, ausreichender Spannung in wirksamer Höhe auf den Zäunen, Vergrämung und vieles mehr gehören.
    Jedoch wird angemessener Herdenschutz in Deutschland noch nicht flächendeckend betrieben, was vielerorts einer Anfütterung von Wölfen gleichkommt. Das ist unbedingt zu ändern!

    Außerdem fordert Art 16 Abs. 1 FFH-Richtlinie eine umfassende Begründungspflicht, die die besten einschlägigen wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse sowie die Umstände des konkreten Einzelfalls umfassen muss. Eine Entnahme von tatsächlich auffälligen Wölfen ist nach sämtlichen Wolfsmanagementplänen und Verordnungen bereits möglich. Dazu bedarf es keiner Änderung bestehender Gesetze.

    Weidetierhalter sind gesetzlich allgemein zum Schutz ihrer Tiere verpflichtet (Obhutspflicht u.a. §833 und § 832 BGB).
    Bei der Wolfsprävention sollten sie unterstützt, der Schutz aber auch eindeutig eingefordert werden.
    Wolfsabschüsse helfen dabei nicht! Ganz im Gegenteil zerstörte Rudelstrukturen führen bekannter Weise zu mehr Übergriffen auf Nutztiere.

    Zu2.) Wölfe halten nicht nur in bekannter Weise das Wild gesund, sondern tragen zum Umbau der Wälder von Monokulturen in Mischwälder bei (trophische Kaskade). Sie helfen die heimische Artenvielfalt zu erhalten, wie es vom Grundgesetz gefordert wird.
    In Zeiten des weltweiten Artensterbens sollte die Bundesrepublik Deutschland doch als Vorbild wirken.

    Zu3.) Nicht alle Nutztierhalter sehen die Rückkehr der Wölfe kritisch, sonder bitten nur um ausreichende Unterstützung. Dazu gab es auch eine gemeinsame Stellungnahme von 11 Verbänden. (https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/170831-nabu_eckpunktepapier-weidetierhaltung-und-wolf.pdf und https://www.presseportal.de/pm/6347/4294985)
    Die extremen Wolfsgegner, die am „lautesten schreien“ stellen nicht die Mehrheit dar, wenn sie auch gern diesen Eindruck erwecken möchten.
    Leider werden entsprechende negative Schlagzeilen, dann gern von Medien genutzt, um ihre Auflagen zu erhöhen.
    Dementi zu vielen Falschmeldungen liest man kaum.
    Erfolgsmeldungen zum Herdenschutz wirken leider eher langweilig und gibt es somit kaum zu lesen oder zu hören.
    So sind beispielsweise in Brandenburg trotz gewachsener Wolfspopulationen die Risszahlen rückläufig, da der Herdenschutz beginnt zu greifen und gibt es Schäfer mitten in Wolfsgebieten, die seit über 10 Jahren keine Risse hatten.
    Immer dort, wo Wölfe neu auftauchen, dauert es lange – zu lange bis vernünftig geschützt wird und gibt es dann entsprechend Übergriffe. Darum ist Prävention in ganz Deutschland zu fördern und zu fordern!
    Das führt zu erhöhter Akzeptanz der Wölfe auch bei Weidetierhaltern, nicht der unwirksame Abschuss von Wölfen!

    Der große Einfluss der konservativen Jägerlobby als Landnutzer ist allgemein bekannt (nur max. 0,5% der Bevölkerung).
    Die Jagdstrecken im letztem Jahr waren im Wolf-reichsten Bundesland Brandenburg dennoch nach wie vor sehr hoch.
    Es gibt erfreulicher Weise auch den Ökologischen Jagdverband, der die Rückkehr der Wölfe begrüßt und für deren Schutz eintritt.
    Die großen und vielen kleinen Umwelt-, Natur- und Tierschutzorganisationen und -gruppen werden ihnen sicher teils selbst Stellungnahmen zu den geplanten Gesetzesänderungen übermittelt haben. Sie werden von diesen einmütig abgelehnt.
    Die Forderung den Wölfen umfangreichen Schutz zu gewähren, wird auch nicht nur von den zig tausenden Mitgliedern vieler Wolfs-freundlicher Facebook-Gruppen/Seiten und anderer sozialer Medien getragen, sondern der überwiegende Teil der Bevölkerung begrüßt die Rückkehr der Wölfe und steht gegen deren Abschuss, wie Umfragen immer wieder belegen.

  2. All diese Informationen sollten in die Öffentlichkeit und weit verbreitet werden. Es ist traurig zu sehen, wie schnell sich die Politik in Sachen Wolf umorientiert hat. Die Antiwolf-Lobby hat das geschafft. Die Änderung könnte dazu führen, dass die Präventivmassnahmen gegen Wolfrisse nicht konsequent vorgenommen werden. Die Rudelentnahme ist ja billiger

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