Erinnerungskultur: Gedenkorte am Weg

NS-Geschichte bleibt als Mahnung präsent

Über die bekannten Gedenkstätten, die an den Völkermord erinnern, der durch die Nationalsozialisten in Deutschland und Europa an den Juden begangen wurde, oder andere Gedenkstätten für barbarische Verbrechen, die während des Zweiten Weltkriegs von Deutschen verübt wurden, sollten wir die kleinen historischen Orte nicht vergessen, die wir immer wieder passieren. Häufig ist den vorbeigehenden oder -fahrenden Menschen gar nicht bewusst, welche Ereignisse sich dort während der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus ereigneten. An solchen Stellen zeigt sich einmal mehr die Perversion eines politischen Systems, das millionenfachen Mord an den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ohne jeden Skrupel durchorganisierte. Den Nationalsozialisten war aber auch das eigene Volk im Grunde gleichgültig, das der Ideologie untergeordnet wurde. In diesem Beitrag möchte ich einige historische Orte kurz ansprechen, die sich gewissermaßen auf wenigen Kilometern an der Autobahn A 8 von Stuttgart nach München zwischen Kirchheim/Teck und der Albhochfläche aneinanderreihen. Hier findet sich die Abschussrampe für ein Raketenflugzeug aus Holz ebenso wie ein Tunnel, in dem Zwangsarbeiter für die deutsche Rüstungsindustrie schuften mussten. Erinnert wird aber auch an einen Pfarrer, der sich für die jüdischen Mitbürger einsetzte, oder eine Brücke, die zuerst unter dem NS-Regime erbaut und dann auf dessen Geheiß wieder gesprengt wurde. Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden ähnliche Örtlichkeiten auch in Ihrer eigenen Umgebung finden, die uns an die dunkelsten Jahre deutscher Geschichte erinnern. Diese historischen Orte sind ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur.

Eine kreisrunde Platte aus Beton zwischen Bäumen.
Eine kreisrunde Betonplatte erinnert in einem Waldstück bei Kirchheim/Teck nahe der Autobahn A8 an eine absurde Idee der Nationalsozialisten, die glaubten, mit einem Sperrholzflugzeug alliierte Bomberverbände aufhalten zu können. (Bild: Ulsamer)

Sperrholzflugzeuge gegen Bomberverbände

In der Nähe der baden-württembergischen Gemeinde Kirchheim/Teck bzw. des Ortsteils Jesingen findet sich in einem kleinen Wäldchen eine kreisrunde Betonplatte mit einem gemauerten Schacht in der Mitte. Von hier aus wollte die SS ein eigens entwickeltes Flugzeug wie eine Rakete senkrecht gen Himmel schießen, um dort die alliierten Bomberverbände, die sich häufig an der heutigen A 8 orientierten, zu attackieren. Mangels anderer Materialien wurde das Flugobjekt aus Sperrholz gebaut. Obwohl der Jungfernflug auf dem Truppenübungsplatz Heuberg bei Tuttlingen mit dem Tod des Piloten endete, quartierten sich Anfang April 1945 mehrere Wagemutige in der Umgebung der Abschussrampen im Albvorland ein. Wer zu diesem Zeitpunkt noch auf die Idee kommen konnte, den Sieg der Alliierten mit Holzflugzeugen aufhalten zu können, der muss sehr tief in die NS-Ideologie versunken gewesen sein. Der Angriff mit solch primitiven Fluggeräten hätte vermutlich mit dem Tod der Piloten geendet. Ohnehin hatten die zuständigen SS-Schergen schon früher darüber nachgedacht, die Flugzeugführer in einen Kamikaze-Einsatz zu schicken. Menschenleben zählten für die NS-Ideologen weder beim Gegner noch bei den eigenen Soldaten oder Zivilisten. Von den drei Abschussrampen im ‚Hasenhölzle‘ ist nur eine erhalten, die beiden anderen fielen den Bauarbeiten für die Schnellbahntrasse zwischen Stuttgart und Ulm zum Opfer.

Quadratischer ausgemauerter Schacht in einer kreisrunden Betonplatte.
Bei Kirchheim/Teck startete nie eines der mit Raketenantrieb ausgerüsteten ‚Natter‘-Flugzeuge, welches das NS-Regime für eine „Wunderwaffe“ hielt. Zum großen Glück für uns alle beendeten die Alliierten die mörderischen Umtriebe der Nationalsozialisten. (Bild: Ulsamer)

Der Start der ersten ‚Natter‘ sollte bei Kirchheim zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1945 erfolgen, doch zu diesem Zeitpunkt hatten US-Panzer dem NS-Spuk in der Region bereits ein Ende bereitet, und die Piloten und andere Mitarbeiter des Projekts setzten sich ab. „Insgesamt wurden 30 Exemplare der ‚Natter‘ gebaut – vier davon fielen nach Kriegsende in die Hände der Alliierten“, so spiegel.de. Entwickelt hatte das Flugobjekt der Ingenieur Erich Bachem, der seine Interessen an der Leichtbauweise für Segelflieger mit Kenntnissen zum Raketenantrieb verband. Er bekam den Zuschlag von der SS unter mehreren Mitbewerbern. Die ‚Natter‘ wurde von den realitätsfernen NS-‚Strategen‘ als eine der immer wieder propagierten „Wunderwaffen“ angesehen, die jedoch zu unser aller Glück niemals hergestellt bzw. eingesetzt wurden. Der Vormarsch der alliierten Truppen verlief ohnehin so schnell, dass die ‚Natter‘ – selbst, wenn sie geflogen wäre – den Kriegsverlauf in keiner Weise hätte verändern können. Bachem hatte im Übrigen einen Gedanken von Wernher von Braun aufgegriffen, der bereits 1939 einen raketenbetriebenen Abfangjäger vorgeschlagen hatte, jedoch am Reichsluftfahrministerium scheiterte. Als intakte Start- und Landebahnen fehlten, sollte es ein Sperrholzflieger richten, der von einer Betonplatte mit einem über 20 Meter hohen Gerüstturm aus gestartet werden konnte. Wir Nachgeborenen sollten heute noch den Alliierten danken, die den Nationalsozialismus und dessen Weltherrschaftspläne zerstörten, nachdem alle Widerständler im Inland – wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg – gescheitert waren.

Ein weißes Kirchengebäude mit einem rötlichen Ziegeldach. Der viereckige Turm wurde mit Natursteinquadern gemauert. Das Dach des Turms ist dunkel. Eine Uhr mit goldenen Lettern zeigt 17 Uhr 10.
In der Pfarrkirche in Oberlenningen geißelte Julius von Jan das Unrecht, das die Nationalsozialisten an den Juden begingen: „Wo ist der Mann, der im Namen Gottes und der Gerechtigkeit ruft, wie Jeremia gerufen hat: Haltet Recht und Gerechtigkeit, errettet den Beraubten von des Frevlers Hand! Schindet nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen, und tut niemand Gewalt und vergießt nicht unschuldig Blut?“ Die klaren und eindringlichen Worte des Pfarrers ließen nicht lange auf eine gewalttätige Antwort der Nationalsozialisten warten: Er wurde brutal verprügelt, aus seiner Gemeinde vertrieben, verhaftet, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und zum Kriegseinsatz an der Ostfront gezwungen. (Bild: Ulsamer)

Mutige Worte von der Kanzel

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 griffen insbesondere SA-Männer jüdische Geschäfte und deren Besitzer an, Läden wurden geplündert und Juden und Jüdinnen inhaftiert, misshandelt und getötet. Als die Synagogen in Brand gesteckt wurden, waren die auflodernden Flammen bereits ein Fanal für die nachfolgende systematische Judenverfolgung und die bestialische Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Kaum jemand fiel dem brandschatzenden Mob in die Arme, zahlreiche Zeitgenossen schlossen sich den Plünderern an. Am 16. November setzte sich der evangelische Pfarrer Julius von Jan in seiner Predigt zum Buß- und Bettag für die bedrängten Mitbürgerinnen und Mitbürger ein: „Die Leidenschaften sind entfesselt, die Gebote Gottes missachtet. Gotteshäuser, die anderen heilig waren, sind ungestraft niedergebrannt worden, das Eigentum der Fremden geraubt oder zerstört. Männer, die unserem deutschen Volk treu gedient haben und ihre Pflicht gewissenhaft erfüllt haben, wurden ins KZ geworfen, bloß weil sie einer anderen Rasse angehörten.“ Nur wenige Pfarrer hatten den Mut, sich so eindeutig gegen die Gewaltaktionen der nationalsozialistischen Organisationen zu wenden. Und Pfarrer von Jan sprach deutlich aus, dass Juden „unserem deutschen Volk treu gedient hatten“, und dies lässt sich auch auf deutschen Soldatenfriedhöfen mit Opfern des Ersten Weltkriegs erkennen, denn dort liegen die Getöteten mit jüdischem und christlichem Glauben nebeneinander.

An einem silbernfarbenen Pfahl ist ein blaues Schild befestigt. Text: Julius-von-Jan-Platz.
Julius von Jan wird von der Gedenkstätte Yad Vashem und einer israelischen Kommission zu den „Gerechten unter den Völkern“ gezählt, die sich für die verfolgten Juden eingesetzt haben. Dies ist eine besondere Ehre! In Oberlenningen trägt das evangelische Gemeindehaus ebenso seinen Namen wie der Platz davor. Seine mutigen Worte gegen den Ungeist des Nationalsozialismus dürfen nicht vergessen werden. Sie sind Teil unserer Erinnerungskultur. (Bild: Ulsamer)

Die Reaktion der Nationalsozialisten ließ nicht lange auf sich warten. Eine Woche nach seiner mutigen Predigt wurde Julius von Jan von nationalsozialistischen Schlägern, die man eigens zu diesem Zweck herangekarrt hatte, in Schopfloch abgepasst und nach Oberlenningen transportiert, um ihn dort auf übelste Weise zu verprügeln. Der Ortspolizist hat ihm vermutlich durch sein Eingreifen das Leben gerettet, doch nach Meinung des Journalisten Martin Stährmann war es gerade dieser ‚Ordnungshüter‘, der Julius von Jan nach seiner Predigt bei der Stuttgarter Gestapo angezeigt hatte. 1939 wurde Pfarrer von Jan, der wenig Rückhalt in der damaligen Landeskirche gefunden hatte, zu 16 Monaten Haft verurteilt. „In der evangelischen Enklave Ortenburg in Niederbayern fand die Familie Zuflucht“, so Andreas Steidel im Evangelischen Gemeindeblatt. Und er fährt fort: „Mitte 1943 wurde er 46-jährig an die Ostfront geschickt, mit dem kaum verhohlenen Ziel, ihn dort an einem der gefährlichsten Kampfabschnitte sterben zu lassen.“ Julius von Jan überlebte den Krieg, Gelbsucht und eine kurze Kriegsgefangenschaft. Nach Oberlenningen konnte von Jan erst 1945 zurückkehren. Mutige Stimmen wie die von Julius von Jan gab es leider in den christlichen Kirchen während des Nationalsozialismus viel zu wenige. Eine israelische Kommission unter Federführung der Gedenkstätte Yad Vashem ehrte Julius von Jan 2018 mit der Aufnahme unter die ‚Gerechten unter den Völkern‘, die sich für die von den Nationalsozialisten verfolgten Juden eingesetzt hatten.

Portal eines Tunnels, das aus Natursteinquadern gemauert ist. Links und rechts ein Schild mit der Tempobegrenzung auf 100 km/h.
Das Eingangsportal des Lämmerbuckeltunnels – heute Teil der Autobahn A 8 – war in der Endphase des Zweiten Weltkriegs mit Stahltoren verschlossen, hinter denen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter für die NS-Kriegswirtschaft schuften mussten. (Bild: Ulsamer)

Zwangsarbeit im Tunnel

Wer sich heute hinter Wiesensteig den Albaufstieg im Stau hinaufschiebt, der möchte kaum glauben, dass ihn kurz zuvor noch ein großes Hinweisschild begrüßte: „Schönste Autobahnstrecke Deutschlands“. Nun, über diese Einstufung kann man getrost streiten, wird doch bereits seit Jahrzehnten zurecht für eine neue Trassenführung gefochten, die Staus verhindert und den umliegenden Gemeinden den Schleichverkehr erspart. Fast auf der Albhochfläche angekommen, durchfahren Pkw und Lkw einen engen Tunnel: kaum einer der Fahrzeuglenker ist sich bewusst, dass in dieser Röhre während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter für die deutsche Rüstungsindustrie schuften mussten. Die heutige Aufstiegstrasse war während der Zeit des Nationalsozialismus zwar in Grundzügen fertiggestellt worden, doch der Tunnel war noch nicht vollständig ausgebaut. Die Fahrzeuge fuhren auf der heutigen Fahrbahn, die ins Tal führt, im Gegenverkehr. Den Tunnel nutzten ab 1942 Betriebe, die ihre Fertigung wegen der alliierten Bombenangriffe in unterirdische Anlagen verlagert hatten. Die Firma Heller aus Nürtingen und die Daimler-Benz AG produzierten im Lämmerbuckeltunnel rüstungsrelevante Teile für die Marine bzw. für Flugmotoren. Daimler-Benz setzte hier überwiegend sogenannte ‚Ostarbeiter‘ ein – Kriegsgefangene oder andere Verschleppte aus der damaligen Sowjetunion.

Blick aus einem Fahrzeug, das durch einen Tunnel fährt. Davor ein weiteres Fahrzeug, das den Tunnel gerade verlässt und ins helle Tageslicht verschwindet. Die Beleuchtung im Tunnel ist gelblich.
Bei der Durchfahrt durch den 625 Meter langen Lämmerbuckeltunnel bei Wiesenteig – auf der Fahrt von Stuttgart nach Ulm – fällt die Enge auf: Der zweitälteste Autobahntunnel Deutschlands ist nur 7,50 Meter breit. Während des Nationalsozialismus wurde dieser Tunnel zwar weitgehend fertiggestellt, doch erst in der Nachkriegszeit konnte er für den Autoverkehr genutzt werden. (Bild: Ulsamer)

Daimler-Benz gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Stiftungsinitiative Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, die das Leid der früheren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter anerkannte und dafür 5,1 Mrd. DM aufbrachte. Diese Finanzmittel wurden durch 5 Mrd. DM vom Bund ergänzt. Auch ich hatte während der Gründungsphase, die letztendlich zur Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft führte, als Büroleiter der Stiftungsinitiative die Gelegenheit zu zahlreichen Gesprächen mit Menschen, die während der NS-Diktatur als Zwangs- oder Sklavenarbeiter in Deutschland ausgebeutet wurden. Ich bin dankbar für den offenen Austausch, der trotz all des Leidens, das sie als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erleben mussten, möglich war. Wenn wir heute von Stuttgart nach München durch den Lämmerbuckeltunnel fahren, sollten wir uns alle daran erinnern, dass Mitmenschen während der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft nach Deutschland verschleppt und in deutschen Betrieben ausgebeutet wurden.

Großes Betonteil liegt zwischen Bäumen. Es liegt etwas Schnee.
Die Nationalsozialisten haben im Grunde nichts aufgebaut, sondern mit ihrer perfiden Ideologie nur der Destruktion gehuldigt. Dies zeigt sich bei den großen Verbrechen ebenso wie bei den kleineren Zerstörungen. So wurde die Drachenlochbrücke zwar in der NS-Zeit gebaut (1937), doch als Folge des selbst begonnenen Weltkriegs wurde sie von der deutschen Wehrmacht wieder gesprengt, um die alliierten Truppen aufzuhalten. Längst war abzusehen gewesen, dass dieser Krieg verloren war. (Bild: Ulsamer)

Erst gebaut, dann gesprengt

Lässt sich die Perversion des nationalsozialistischen Unrechtssystems an der Ermordung von sechs Millionen Juden, der Entrechtung von 13 Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und einem Weltkrieg erkennen, der ganz bewusst zur Stärkung der eigenen Macht begonnen wurde, so ist die Idiotie der NS-Gedankenwelt auch in den kleinen Dingen sichtbar. Dies gilt für die hölzernen Raketenflugzeuge ebenso wie für die Drachenlochbrücke – ein Teil des Albabstiegs. Sie wurde – wie bereits erwähnt – nach ihrer Eröffnung im Jahre 1937 im Gegenverkehr befahren, da der Lämmerbuckeltunnel und die entsprechenden Autobahnabschnitte nicht fertiggestellt waren. Am Rande sei bemerkt, dass sich noch immer bei manchen Mitbürgern die Meinung hält, die Nationalsozialisten hätten die Idee zum Autobahnbau entwickelt, obwohl das längst widerlegt ist. Schon in den 1920er Jahren wurden Konzepte für ein Netz von Autobahnen ausgearbeitet, das jedoch nicht umgesetzt wurde. Die Nationalsozialisten lehnten die Autobahnen anfänglich ab, weil sie nur den Reichen zum Zeitvertreib dienen würden, dann allerdings nutzten sie deren Bau für ihre Propaganda. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs sprengte die Wehrmacht die Drachenlochbrücke, in der Annahme, dass auf diese Weise der alliierte Vormarsch aufgehalten werden könnte. Ein Irrtum – wie so viele. Die Trümmer liegen immer noch unterhalb der 1949/50 wieder aufgebauten Drachenlochbrücke und stehen – wie sie selbst – unter Denkmalschutz.

Rundbögen einer Brücke sind zu sehen, unter- und oberhalb Bäume ohne Laub. Auf der Brücke fahren Sattelzüge.
Die Drachenlochbrücke ist Teil der A8 zwischen Merklingen auf der Schwäbischen Alb und Wiesensteig. Sie wurde 1937 eröffnet, und über sie lief der Autoverkehr von und in Richtung Ulm, da der Albaufstieg durch den Lämmerbuckeltunnel nicht fertiggestellt war. Die deutsche Wehrmacht sprengte die Brücke mit zehn Bögen am Drackensteiner Hang in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Die Trümmer liegen noch heute unterhalb der nach dem Krieg wieder aufgebauten Brücke. (Bild: Ulsamer)

Dieser kleine Text soll daran erinnern, dass sich in unserem unmittelbaren Umfeld zahlreiche historische Orte befinden, die das Unrechtsregime der Nationalsozialisten ebenso charakterisieren wie die überregional bekannten Gedenkstätten. Zur Erinnerungskultur gehört es, solche Örtlichkeiten zu pflegen und im Bewusstsein zu behalten. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass den NS-Machthabern weder andere Nationen und Kulturen noch das eigene Volk am Herzen lagen. Daran erinnern viele Soldatenfriedhöfe oder auch der ‚Monte Scherbelino‘ – ein Trümmerberg in Stuttgart. Wer Wind säht, wird Sturm ernten, und wer die Fackel des Krieges in die Welt trägt, der muss damit rechnen, dass die eigenen Städte gleichfalls brennen. Wir alle müssen uns daher für Frieden und Freiheit, für Demokratie und Rechtsstaat, für Völkerverständigung und internationale Zusammenarbeit einsetzen!

 

Zum Beitragsbild

Eine Reliefplatte zeigt das Profil eines Mannes und ein mit Stacheldraht umwickeltes Kreuz. und einen Dvidstern. Dazu der Text: Julius v. Jan 1897 - 1964 Hielt hier am 16. 11. 1938 seine Busstagspredigt.Am 16. November 1938 predigte Julius von Jan in der evangelischen Kirche St. Martin in Oberlenningen zum Buß- und Bettag und hielt den Nationalsoziasten den Spiegel vor, die eine Woche zuvor Juden angegriffen und getötet hatten. Die Nationalsozialisten waren für ihn „Lügenprediger wie die nationalen Schwärmer zu Jeremias Zeiten und können nur Heil und Sieg rufen“, und er fuhr fort, „schmerzlicherweise haben es unsere Bischöfe nicht als ihre Pflicht erkannt, sich auf die Seite derer zu stellen, die des Herrn Wort gesagt haben.“ Das Manuskript der Bußtagspredigt von Pfarrer Julius von Jan finden Sie auf der Seite seiner früheren Kirchengemeinde. (Bild: Ulsamer)  

 

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