Besser den ÖPNV weiter ausbauen
Nachdem ich schon in Stuttgart den Eindruck hatte, dass die E-Scooter nur in seltenen Fällen eine Autofahrt ersetzen, so verdichtete sich dieser Verdacht jüngst in Dresden weiter. Schon die abgestellten E-Scooter fanden sich überwiegend auf Gehwegen und Plätzen, in Hausnischen und Fußgängerzonen. Meist warteten die E-Scooter weit entfernt von Fahrradwegen oder Straßen, auf denen sie eigentlich gefahren werden dürfen. Richtig lebendig wurden die zweirädrigen Lifestyle-Vehikel gerade am späteren Abend. Und nach Schichtarbeitern sahen die Nutzer wirklich nicht aus.

E-Scooter bringen keine ökologischen Vorteile
Während des Tages hatte ich mich in Dresden schon gewundert, wann denn die zahlreichen E-Scooter bewegt werden, die allenthalben einfach so ‚herumstanden‘. Als ich am Abend aus dem Hotelfenster an der Prager Straße blickte, da bewegten sich plötzlich recht schnelle Glühwürmchen. Und sie drehten eine Runde nach der anderen zwischen den Hotels und Geschäften: Die E-Scooter machten so zwar ihre Verleihkilometer, doch sie brachten ihre Fahrer nicht nach Hause oder ins Büro, sondern sie fuhren nur im Kreis herum, wie zum Spaß.

Das Fazit des Bundesumweltamts zum E-Scooter lautet denn auch: „Als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo ÖPNV-Netze gut ausgebaut und die kurzen Wege gut per Fuß & Fahrrad zurückzulegen sind, bringen die Roller eher Nachteile für die Umwelt – und drohen als zusätzlicher Nutzer der bereits unzureichend ausgebauten Infrastruktur das Zufußgehen und Fahrradfahren unattraktiver zu machen.“ Diese Aussage kann ich nach meinen Erfahrungen beispielsweise in Dresden und Stuttgart nur bestätigen. Auch Studien in Paris belegen, dass nur acht Prozent der Fahrten ansonsten mit dem Auto oder einem Taxi erfolgt wäre, aber 56 % hätten ohne E-Scooter-Angebot die eigenen Beine – zu Fuß oder auf dem Fahrrad – und 29 % den ÖPNV genutzt. Für die Ökologie lässt sich somit mit E-Scootern bei der derzeitigen Nutzung nichts erreichen

Umweltschädlinge auf zwei Rädern
Einen verstärkten Einsatz von E-Scootern in Innenstädten mit einem ausgebauten Nahverkehr halte ich für absurd, was insbesondere dann zutrifft, wenn Fahrten mit dem ÖPNV durch E-Scooter ersetzt werden. Und das Ziel einer ökologischen Stadtpolitik kann es ja wohl auch nicht sein, wenn sich die bisherigen Fußgänger mit einem Elektromobil durch den urbanen Raum bewegen. Dies gilt nicht nur, wenn der Strom fossil erzeugt wird, sondern auch regenerativer Strom hat schließlich seinen Umweltpreis (Windräder im Wald, auf Bergen und im Meer!).

Äußerst störend ist es für mich, wenn an allen möglichen Orten – wie in Dresden und Stuttgart – Scooter im Weg herumstehen und das Stadtbild verschandeln. Es gilt, den ÖPNV weiter auszubauen, wenn wir mehr Menschen ohne Autos in der Stadt bewegen wollen. E-Scooter, die eine relativ kurze Lebenszeit beim Verleih haben, dienen in vielen Fällen nur dem Freizeitvergnügen und sind Umweltschädlinge auf zwei Rädern.

3 Antworten auf „E-Scooter in Dresden: Freizeitvergnügen statt Autoersatz“