Industrielle Massentierhaltung verseucht die Ressource Wasser
Auf den ersten Blick können wir Deutschen uns gegenseitig auf die Schultern klopfen, denn der Wasserverbrauch pro Kopf ist in unserem Land kontinuierlich zurückgegangen: So verbrauchen wir jeder pro Kopf und Tag nur noch etwas über 120 Liter. Und die Frischwasserentnahme liegt bei ‚nur‘ 20 % der jährlich sich erneuernden Ressourcen. Na, dann ist Deutschland doch keine Bananenrepublik, wie es der Name meines Blogs mit einem leichten Augenzwinkern vorgibt. Doch so einfach ist die Situation dann doch nicht zu beschreiben, ansonsten hätte die Europäische Kommission unter Jean-Claude Juncker unser Land der Wassersparer auch nicht verklagt: Die Nitratwerte liegen an zahlreichen Messstellen über den zulässigen Grenzwerten – und dies dank einer gewaltigen Gülleflut. Dazu hin kommt, dass wir viele Produkte für unser tägliches Leben – man denke nur an Obst und Gemüse – aus anderen Regionen beziehen, und dieses virtuelle Wasser muss der Ehrlichkeit halber zu unserem Verbrauch hinzugerechnet werden.
Noch im Wasser-Schlaraffenland
Im Vergleich zu weiten Teilen der Welt leben wir gewissermaßen noch im Schlaraffenland des Wassers, denn „Schätzungen zufolge leben rund 30 % der Weltbevölkerung in Gebieten, die regelmäßig von Überschwemmungen oder Dürren betroffen sind“, so der UN-Weltwasserbericht 2018. Aber auch wir Europäer müssen uns im Zeichen des Klimawandels verstärkt darum kümmern, die für Mensch und Natur unerlässliche Ressource Wasser schonender und nachhaltiger zu behandeln als bisher. Denn im Schlaraffenland der Märchen gab es noch alles umsonst, aber auf unsere weniger paradiesische Welt trifft das nicht zu. Wenn auf regenreiche Wochen lange heiße und regenarme Perioden folgen, dann geht es darum, Wasser zu speichern. Und nicht überall gibt es wie in Süddeutschland den Bodensee oder vergleichbar große Gewässer. Der Ausbau der sogenannten grauen Infrastruktur stößt schnell an ihre Grenzen, wenn es um das Speichern von Wasser geht, denn optimale Täler ‚zieren‘ schon heute Talsperren aus Schüttmaterial, Stein und Beton. Die Anlage neuer Speicherseen zur Wasserversorgung oder auch für Pumpspeicherwerke zur Energieerzeugung trifft nahezu überall auf Ablehnung.
Somit bleibt nur die Natur selbst als Verbündeter bei der Wasserspeicherung, doch gerade Feuchtgebiete wie Moore und Feuchtwiesen oder Sümpfe waren und sind vielen Zeitgenossen ein Dorn im Auge. Jahrzehnte, Jahrhunderte lang haben unsere Vorfahren alles darangesetzt, jede Sumpfwiese trockenzulegen. Erst in den letzten Jahren setzt sich – allzu langsam – selbst in der Politik die Erkenntnis durch, dass z.B. Moore nicht nur CO2 speichern, sondern auch für den Wasserhaushalt bedeutsam sind. Dennoch wird weiterhin in Deutschland Moor abgebaut und in Säcken als Blumenerde in die Gärten transportiert. Aber gerade auch Wälder – bei entsprechender Gestaltung – und landwirtschaftliche Nutzflächen dürfen weder bei der Vermeidung von Überschwemmungen noch bei der Wasserspeicherung unterschätzt werden.
Allerdings sind dies Themen, die bisher bei der EU-Agrarpolitik, aber auch bei Entscheidungen in den einzelnen Staaten, zu wenig Beachtung finden. Es diskutiert sich natürlich viel leichter über die Vernichtung des Regenwaldes in anderen Weltregionen für die Anpflanzung von Palmen zur Ölgewinnung, als über politische Fehler in Deutschland oder in Europa.
Grünflächen sichern statt zu überbauen
Für den Erhalt des Grundwassers und die Durchfeuchtung der Böden kommt natürlich der Landnutzung zentrale Bedeutung zu: „Weltweit entstammen bis zu 40% der Niederschläge über der Landmasse aus Pflanzenverdunstung im Aufwindbereich und anderen Formen der Landverdunstung“ (UN-Weltwasserbericht). Wollen wir in deutlich wärmeren Zeiten die Städte weiterhin mit Wasser versorgen und sollen die Häuserschluchten nicht zu Hitzekatastrophen führen, dann muss auch beim Städtebau umgedacht werden. Grünflächen in und um die Städte brauchen den besonderen Schutz, da sie kühlend wirken und auch das Versickern von Regenwasser und damit die Erneuerung des Grundwassers zulassen.
Aber leider ist das Gegenteil in vielen deutschen Städten der Fall: Auch noch die letzte Baulücke soll unter politischem oder rechtlichem Druck geschlossen werden. Diese fixe Idee treibt sogar Boris Palmer, den grünen Oberbürgermeister der baden-württembergischen Universitätsstadt Tübingen um. In Esslingen am Neckar möchte die Stadtverwaltung unter ihrem SPD-Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger u.a. eine Grünfläche mit dem Namen Greut bebauen, während gleichzeitig die riesige Fläche des ehemaligen Busbahnhofs seit Jahren mitten in der Innenstadt ungenutzt brachliegt. Längst hätte man hier eine provisorische Begrünung durchführen können. Sie alle und ihre Amtskollegen aus anderen Parteien fühlen sich vom Zuzug und den höheren Ansprüchen an Wohnfläche getrieben, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Und nicht nur durch den Zustrom von Millionen Flüchtlingen wurde längst der Gedanke über Bord geworfen, die Flächenversiegelung zu reduzieren. Doch diese wohlklingende Floskel wird zwar in Partei- und Regierungsprogrammen immer noch gerne angeführt, aber die Realisierungsschritte finden sich nirgendwo. Wir brauchen dringend eine andere Landesplanung, die dort neue Schwerpunkte schafft, wo Infrastruktur noch zur Verfügung steht. Dabei denke ich an Teile der nicht mehr ganz so neuen Bundesländer, aber auch an andere Regionen, die über sinkende Einwohnerzahlen klagen, so z.B. Goslar.
Überdimensionierte Versorgungsanlagen statt Plastikkanister
Wenn es uns nicht gelingt, die Bevölkerungszahlen besser auszutarieren, und ich bin mir bewusst, dass dies schwierig ist, dann kommen bei Wasser- und Abwassersystemen erhebliche Rückbaukosten auf die Gesellschaft zu. Diese Gelder sind mit Sicherheit besser in eine gezielte Regionalförderung einzubringen. Nicht zuletzt in den neuen Bundesländern wurden Wasserwerke und Kläranlagen, aber auch die Ver- und Entsorgungsnetze für eine zu hohe Nutzerzahl dimensioniert. Aber auch in den alten Bundesländern lagen vielfach die Planungen völlig daneben, da mit einem steigenden Wasserverbrauch gerechnet wurde, doch das Gegenteil trat ein. So lag der Wasserverbrauch pro Kopf und Tag in den 1970er Jahren in Deutschland bei rd. 150 Litern und gerechnet wurde mit einem Anstieg auf 250 Liter. Nun ist man generell hinterher schlauer, und selbstredend hätten alle, die heute über die zu üppigen Anlagen und damit verbundenen Fixkosten maulen, noch lauter gepoltert, wenn durch zu geringe Vorkehrungen das Wasser nur noch aus dem Wasserhahn getröpfelt hätte.
Zum Glück müssen wir heute nicht – wie in anderen Gegenden auf unserem Globus – mit einem Eimer oder Kanister das Wasser über weite Strecken zu Fuß heranschaffen, dennoch sollten wir die Bedeutung der Ressource Wasser niemals zu geringschätzen. Nicht auf einem anderen Kontinent, sondern im irischen Kerry durften wir über ein Jahrzehnt lang erleben, was es heißt, wenn das Wasser eben nicht regelmäßig aus dem Hahn sprudelt. Waren zu viele Touristen am Duschen und kühlte gleichzeitig der nächstgelegene Bauer die Milch seiner Kühe mit fließendem Wasser herunter, dann kam nur noch Luft aus der Leitung. Aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten stand das so wichtige Nass nur tröpfchenweise zur Verfügung. Leicht verzweifelt kaufte ich mir für Notfälle zuerst einige Kanister, die ich sonst nur vom Wassertransport in weniger entwickelten Regionen kannte, dann einen 1000-Liter-Tank und eine Gartenpumpe, um das Wasser in den unter dem Dach unseres Ferienhäuschens eingebauten Speicher – eine Art offene Badewanne – zu schaffen. So kam es uns wie ein kleines Wunder vor, als sich das zuständige Kerry County Council daran machte, uns an einen neuen Leitungsstrang anzuschließen. Und ganz plötzlich ist man sehr glücklich und zufrieden, obwohl der Wasserdruck nicht so ganz den gewohnten Maßstäben entspricht.
Wasserverluste müssen minimiert werden
Von der Aufbereitung bis zum Verbraucher verlieren die irischen Wasserversorger nach eigenen Angaben die Hälfte des Wassers, da die Infrastruktur marode ist. Als ein Lichtblick erschien die politische Entscheidung der irischen Regierung, Wassergebühren einzuführen und damit ‚Irish Water‘ so instand zu setzen, das Wassernetz auf Vordermann zu bringen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal freuen würde, zusätzliche Gebühren bezahlen zu müssen, aber Wasser erschien uns nach den geschilderten Erlebnissen – die keine Einzelfälle sind – als ein noch wichtigeres Gut. Inzwischen haben wir die bezahlten Gebühren wieder erstattet bekommen, da es die Regierung nicht länger wagte, dem Volkszorn zu trotzen, denn viele unserer Nachbarn halten Wasser für ein Menschenrecht, für das man nichts bezahlen muss. Wer dann in Zukunft für den Erhalt und Ausbau der Wasser- und Abwasserinfrastruktur aufkommt, das ist bis heute nicht so richtig geklärt.
Der Ausbau und die Instandhaltung der Wassernetze ist weltweit ein zentrales Thema, und selbst die Ägypter vor einigen tausend Jahren waren sich bewusst, dass mit Wasser sorgsam umzugehen ist. Davon zeugen Bewässerungssysteme, die bis heute genutzt werden.
Wasserverschmutzung kostet Geld
Nun aber nochmals zurück in deutsche Lande. Absehbar droht uns zwar keine Wasserknappheit, doch die Verunreinigung mit Nitrat hat selbst die EU-Kommission dazu bewogen, das EU-Mitgliedsland Deutschland zu verklagen. Und die Vereinten Nationen betonen: „Der Schutz von Wasser an der Quelle senkt für städtische Versorger Aufwand und Kosten der Wasseraufbereitung und trägt zugleich zu sauberem Trinkwasser auf dem Land bei.“ Wo sie recht hat, da hat die UN recht. Und wo kommt nun die Verunreinigung in vielen Fällen her? „Die diffuse Verunreinigung von Gewässern durch die Landwirtschaft, insbesondere durch Nährstoffe, ist weltweit ein ernstes Problem, auch in den Industrieländern.“
Dies trifft in ganz besonderer Weise auch auf Deutschland zu, und dies ist für mich besonders bitter, denn wenn Begriffe wie Natur- und Umweltschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit bei internationalen Konferenzen fallen, dann sind auch deutsche Politikerinnen und Politiker die Wortführer. Bohrt man etwas tiefer, denn allerdings landet man schnell bei der Wasserverschmutzung und erkennt, dass Worte und Taten häufig zweierlei sind. Ähnlich ist es ja auch beim Klimawandel, wo sich Angela Merkel und ihre Kabinettskolleginnen und -kollegen gerne als Retter der Welt und Unterstützer des Pariser Klimaabkommens gerieren, dann aber ganz vergessen, den Ausschaltknopf für die Verstromung von Braunkohle zu drücken. Aber es ist ja auch viel einfacher, US-Präsident Donald Trump für seine Eskapaden zu schelten.
Wenn aus Gülle Gift wird
Dass Gülle und Mist auf Äcker ausgebracht werden und auch Wiesen im Regelfall der Gülleflut nicht entkommen können, dies ist nun gewiss keine Neuigkeit, und im richtigen Maße eingesetzt, sind die tierischen Hinterlassenschaften als Dünger anzusehen. Aber wie so oft kommt es auf das richtige Maß an, und dieses wird seit Juni 2017 durch eine neue Gülleverordnung vorgegeben. Wenn diese Vorgaben eingehalten werden, dann ist es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Eine echte Kehrtwende kann jedoch nur eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft darstellen, denn der bäuerliche Betrieb mit einer überschaubaren Anzahl von Schweinen, Rindern oder Hühnern ist ja nicht das Problem. Die industrielle Massentierhaltung trägt die Schuld an der Gülleflut, und diese verbindet sich noch zusätzlich mit Gärresten aus Biogasanlagen. On top gibt es dann auch noch Gülleimporte z.B. aus den Niederlanden in großem Umfang. So sollen rd. 1,4 Mio. Tonnen Gülle und Hühnermist aus Holland jährlich auf deutschen Äckern landen. Wenn hier nicht eine Neuorientierung an Nachhaltigkeit und Ökologie erfolgt, dann wird das Grundwasser auch weiterhin mit Nitrat verschmutzt.
Zu viel Nitrat würde unsere Gesundheit gefährden, da es im Körper in Nitrit umgewandelt wird. Dieses steht im Verdacht, Krebs hervorzurufen und Nitrit beeinträchtigt bei Säuglingen den Sauerstofftransport im Blut, was zum Tode führen kann. Natürlich möchte kein Wasserversorger die Gesundheit seiner Kundinnen und Kunden gefährden, und daher wird herausgefiltert, was möglich ist. Dann wird Wasser mit zu viel Nitrat mit anderem Wasser verschnitten, um die Grenzwerte von 50 Milligramm pro Liter zu unterschreiten, was nicht nur erhöhte Kosten auch für den Verbraucher mit sich bringt, sondern zugleich neue und tiefere Bohrungen notwendig macht.
Billigeres Fleisch erhöht Wasserkosten
Die industrielle Massentierhaltung wird immer damit entschuldigt, dass der Verbraucher billiges Fleisch kaufen wolle, und dies sei nun mal nur mit gewaltigen Mastanlagen ‚produzierbar‘. Es wäre dann sicherlich nicht falsch, verstärkt auch darauf hinzuweisen, dass gleichzeitig die Wasserpreise in bisher ungewohnte Höhen steigen werden – und diese Preissteigerungen trägt wiederum der ‚sparsame‘ Konsument. Ich teile eine solche vereinfachte Darstellung jedoch im ersten Teil der Argumentation nicht, denn wenn die 50 Milliarden der EU, die in eine verfehlte Landwirtschaftsstrategie fließen, umgesteuert würden, dann könnten landwirtschaftliche Erzeugnisse auch unter ökologischeren Voraussetzungen hergestellt werden, ohne dass die Preise über Gebühr steigen würden.
Bei Diskussionen mit Landwirten im Rahmen der Flächensuche für ein Infrastrukturprojekt in Baden-Württemberg musste ich immer wieder erleben, dass es eigentlich nicht – wie ich annahm – um die Feldfrucht ging, die auf denkbaren Flächen angebaut und geerntet wird, sondern um die Gülle oder den Hühnermist, der ausgebracht werden soll. Damit wird auch mehr als deutlich, dass die Landwirtschaftspolitik falsch orientiert ist. Warum wird ausgerechnet in einem Land wie Deutschland die Fleischproduktion weiter ausgebaut, obwohl beim Schweinefleisch „der deutsche Markt bereits mit 120 Prozent gesättigt“ ist, so der WDR. Letztendlich führt dies dazu, dass nur industrielle Mast- und Verarbeitungsbetriebe eine wirtschaftliche Überlebenschance haben, die dann auch maßgeblich zur Gülleflut beitragen. Zu allem Überfluss werden häufig Futtermittel importiert, denn auf den Äckern vor dem Bauernhof wird ja der Mais für die Biogasanlage angebaut! So fällt nicht nur die Gülle der Tiere an, sondern auch noch die Gärreste aus der Biogasanlage. Armes Grundwasser, kann ich da nur sagen!
„Um 400 Gramm Schweineschnitzel herzustellen“, so der WDR, „fallen fast 10 Liter Gülle an.“ Das ist ein Gedanke, der einen hoffentlich nicht beim Essen ereilt. Wichtig ist es, dass die gehaltenen Tiere in einem passenden Verhältnis zur Fläche des Bauernhofs stehen, denn dann sollte es bei Einhaltung der Düngevorschriften eigentlich nicht zu einer Verunreinigung des Grundwassers kommen. Nicht verwunderlich ist es, dass Bundesländer mit überproportional vielen Tieren in großen Mastbetrieben auch die höchsten Nitratwerte im Grundwasser aufweisen. Der Deutsche Bauernverband sollte sich für die kleineren bäuerlichen Betriebe einsetzen und sich nicht zum Erfüllungsgehilfen der industriellen Mastbetriebe machen.
Die Schaumberge sind weg
Schaut man sich Filme an, die unsere deutschen Flüsse vor einigen Jahrzehnten zeigen, läuft zumindest mir der kalte Schauer über den Rücken; Schaumberge allerorten und unterschiedlichste Farben des Wassers. Diese Probleme haben wir gelöst, dank zahlreicher moderner Kläranlagen. Selbst wenn bei uns auch nahezu das letzte Gehöft angeschlossen wurde, so gibt es in zahlreichen EU-Staaten noch akuten Nachholbedarf. Dort ersetzt nicht selten ein sogenannter ‚landfall‘ ins Meer eine Kläranlage, und so mancher Fluss ist nicht der Vorfluter für geklärte Abwässer, sondern bekommt die volle Last der menschlichen Hinterlassenschaften ab.
Beruhigt zurücklehnen können wir uns dennoch nicht, denn neue Gefahren bedrohen unser Wasser – neben dem altbekannten Nitrat -, so z.B: Mikroplastikteile aus Kosmetika oder Medikamentenrückstände. Für all diese Stoffe in unseren Abwässern finden sich auch technische Lösungen, doch der beständige Ausbau der Kläranlagen mit neuen Filtersystemen kostet Geld, unser Geld! Wir müssen daher alles daransetzen, die Belastung der Abwässer zu reduzieren.
Geradezu abwegig ist das Klagen der wenigen Berufsfischer am Bodensee, die die geringe Fangquote bei Felchen auf die geringe Verschmutzung zurückführen. Wenn es nach diesen Ewiggestrigen ginge, dann müsste man die Leistung der Kläranlagen reduzieren, damit die Fische mehr zum Fressen finden: Na, dann Mahlzeit! Und natürlich findet sich auch noch ein ‚Feind‘ in der Natur, der Kormoran, der den Fischen ans Leben will. Eine verdrehte Weltsicht wird auch dadurch nicht besser, dass manche Politiker den Unsinn nachplappern.
Umdenken ist erforderlich
Lassen wir nochmals die Vereinten Nationen zu Wort kommen: „Seit dem Jahr 1900 sind schätzungsweise 64 bis 71% der natürlichen Feuchtgebiete weltweit durch das Wirken des Menschen verloren gegangen. All diese Veränderungen hatten sowohl auf regionaler Ebene wie auch im weltweiten Maßstab erhebliche negative Auswirkungen auf das Wasser.“ Allein schon diese Zahlen sind erschreckend und machen auch deutlich, warum in manchen Regionen die Wasserversorgung zusammenbricht. Jüngstes Beispiel ist Kapstadt in Südafrika. „Solche Veränderungen von Ökosystemen haben im Laufe der Geschichte offensichtlich zum Untergang alter Zivilisationen beigetragen.“ Wer dies vermeiden möchte, der muss mit und nicht gegen die Natur arbeiten. Und dies heißt auch, dass wir Nationen mit weniger Wasser-Glück unterstützen müssen, wenn sie ihre Zukunft sichern wollen.
Auch wenn uns Deutschen auf absehbare Zeit das Wasser noch nicht ausgeht, so müssen wir heute mit aller Konsequenz für dessen Reinheit und nachhaltige Verfügbarkeit Sorge tragen. Unsere natürliche Umwelt, seien es Feuchtgebiete, Moore, Wälder, Wiesen und Äcker müssen stärker in den Mittelpunkt des politischen Interesses treten, denn die Art ihrer Sicherung und Bewirtschaftung trägt maßgeblich zur Wasserqualität bei. Graue Infrastruktur hat gleichfalls ihre Bedeutung: Aber weder können Talsperren ausreichendes Trinkwasser dauerhaft sichern, noch Regenrückhaltebecken Überflutungen verhindern. Nur durch den pfleglichen und nachhaltigen Umgang mit der Natur, unserer grünen Infrastruktur, ist dies möglich!
14 Antworten auf „Die Gülleflut schwappt als Nitrat in unser Grundwasser“