Die einen fliegen ins All, die anderen sollen Rad fahren!

Übersteigerter Luxus spaltet zunehmend die Gesellschaft

Zwar geht mir das Enteignungsgerede von Heidi Reichinnek, der Lichtgestalt der Linken, gehörig auf den Geist, doch als Vertreter einer sozialen und ökologischen Marktwirtschaft bin ich überzeugt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht immer größer werden darf. Ludwig Erhard, der als Bundesminister von 1949 bis 1963 mit seiner Sachkunde half, die deutsche Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in Schwung zu bringen, betitelte sein 1957 erschienenes Sachbuch nicht ohne Grund mit „Wohlstand für alle“. Ja, darum muss es in einer sozialen Marktwirtschaft gehen und nicht um das Anhäufen von ins Gigantische wachsenden Vermögen auf der einen Seite und das Anstehen am Tafelladen oder das Schlafen auf der Parkbank für eine wachsende Bevölkerungsgruppe auf der anderen Seite. Wer, wie Reichinnek und die Linke, Jagd auf Milliardäre machen möchte, um sich im Nachsatz gleich noch die Millionäre vorzuknöpfen, der hat nicht im Sinn, die Spaltung der Gesellschaft zu überbrücken, sondern diese durch Parolen zu vertiefen, um so ihr sozialistisches Süppchen kochen zu können. Es besteht für mich jedoch kein Zweifel daran, dass Vermögen mit Verantwortung einher gehen muss. Vielfach entsteht in den Medien der Eindruck, jeder Milliardär habe nichts anderes vor, als ins All zu fliegen, mit seiner Superjacht über die Ozeane zu cruisen oder mal einen Präsidenten zu kaufen, doch damit greifen wir zu kurz und landen wieder bei Heidi. Die negativen Empfindungen vieler Wähler halfen der Linken bei der letzten Bundestagswahl aus dem Umfragekeller. Es sind seltener die deutschen Milliardäre, die so manchen Wähler auf die Palme treiben, sondern eher US-amerikanische oder asiatische Superreiche, die mit europäischen Kunden gerne Gewinne scheffeln, diese dann aber trickreich am Finanzamt vorbei in einem sicheren und weniger kostspieligen Hafen an Land setzen. Schuld an solchen Finanztransaktionen sind jedoch nicht die, die Steuern sparen wollen, sondern die Politiker, die es zulassen! Auf Dauer wird es eine demokratische Gesellschaft nicht ertragen, wenn die einen mal einen Trip ins All unternehmen, die Normalbürger jedoch aufs Fahrrad verwiesen werden. So wird das – ganz nebenbei gesagt – auch nichts mit der Reduktion von Klimagasen!

Im Vordergrund eine parkähnliche Anlage mit Bäumen und einer weißen Bank. Dahinter auf der ganzen Breite am Hang ein Gebäude aus grauem Beton mit zahlreichen Balkonen.
Aus dieser Ex-Kurklinik, die bereits 2011 nach einem Großbrand und zwei Insolvenzen die Türen schloss, wollte ein chinesischer Investor in Baden-Württemberg ein 5-Sterne-Hotel machen. Doch das 300-Betten-Ensemble vergammelt weiter in der Schwarzwaldgemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach. Mehr dazu in: ‚Mehr Einfallsreichtum bei der Flächennutzung. Vorgenutzte Areale innovativ mit Leben füllen‘. Wir brauchen keinen neuen Marsch in den Sozialismus, den die Bürger in der DDR erleiden mussten, sondern klare Regelungen in der sozialen Marktwirtschaft, die notfalls auch die Enteignung von Immobilienbesitzern umfassen, die sich nicht um ihre Liegenschaften kümmern. (Bild: Ulsamer)

Eigentum bringt Verantwortung mit sich

Steuersysteme sind immer Anlass für Diskussionen, doch wer glaubt, wachsende Löcher in Staatskassen damit dauerhaft füllen zu können, indem man Milliardäre und Millionäre stärker zur Kasse bittet oder sie gleich enteignet, der irrt. Das heißt nicht, dass man Steuersysteme nicht weiter optimieren und gerechter gestalten könnte. Dabei dürfen aber weder Betriebe in eine Schieflage geraten noch Gewinne abgeschöpft werden, die für die Finanzierung von Innovationen notwendig sind. Vielleicht hat Heidi zu oft Donald Duck gelesen, denn dort badet Dagobert Duck in seinem Geld. Dass hohe Finanzmittel meist in Unternehmen investiert sind, das scheint der Linken nicht aufgefallen zu sein, aber Heidi Reichinnek erzählt ja gerne das Märchen, in der DDR habe kein sozialistisches Regime geherrscht. Aus meiner Sicht befinden sich Heidi & Konsorten mit ihren einfach gestrickten Parolen wie ‚Milliardäre abschaffen‘ auf einem Irrweg, allerdings würde uns in Deutschland und darüber hinaus eine Diskussion über Moral und Verantwortung gut anstehen. Diskussionswürdige Aspekte reichen von vernachlässigten Immobilien über die fragwürdige Steuervermeidung bis zu touristischen Flügen ins All für eine betuchte Klientel. Wer kennt sie nicht, leerstehende Gebäudekomplexe, die unangenehm ins Auge stechen. Da steht dann zwar ein Schild ‚Eltern haften für ihre Kinder‘ am Bauzaun, doch Eigentümer scheinen nicht für die Verwahrlosung ihrer Immobilien zur Verantwortung gezogen zu werden. Ganz im Gegenteil: Wer es besonders schlau anfängt, der lässt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude so lange vergammeln, bis er vor Gericht bescheinigt bekommt, jetzt sei es nicht mehr zu sanieren und könne abgerissen werden. Gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein scheint, dass im Grundgesetz „Eigentum verpflichtet“ steht! Wer sich nicht um seine Immobilien kümmert und sie verwahrlosen lässt, der müsste in letzter Konsequenz damit rechnen, enteignet zu werden. Und dies schreibe ich ganz bewusst als überzeugter Vertreter der sozialen Marktwirtschaft. In meinem Beitrag ‚Eigentum verpflichtet! Zu nichts? Schlüsselimmobilien müssen notfalls enteignet werden‘ bin ich genau darauf eingegangen.

Eine erwachsene Person mit Helm und dahinter ein Kind mit Helm auf einem Rad mit Anhänger. Sie sind von hinten zu sehen und fahren auf einer innerörtlichen Straße.
Den immer bedrohlicher werdenden Klimawandel werden wir nicht stoppen können, wenn die einen zwar Fahrrad fahren, um ihren CO2-Fußabdruck zu minimieren, die anderen aber per Privatjet durch die Welt düsen oder gar ins Weltall fliegen. (Bild: Ulsamer)

Die deutschen Milliardäre dürften den meisten Mitbürgern kaum bekannt sein, auch wenn sie diese tagtäglich ‚besuchen‘, z. B. den laut ‚Forbes‘-Liste reichsten Deutschen Dieter Schwarz bei Lidl und Kaufland oder die Aldi-Erben. Vielleicht haben sie ja sogar Schrauben von Reinhold Würth im Werkzeugkasten. Dieter Schwarz findet sich im Übrigen auf der weltweiten ‚Forbes‘-Liste auf Platz 37, damit werden auch internationale Ungleichgewichte erkennbar. Die deutschen Milliardäre machen deutlich weniger von sich reden, als Elon Musk, der reichste Mann der Welt, der im Umfeld von US-Präsident Donald Trump irrlichtert, und dem das Automobilunternehmen ‚Tesla‘ ein Aktienpaket mit einem Wert von einer Billion Dollar offeriert, sollte er den E-Fahrzeug-Hersteller wieder auf Kurs bringen. Gefährlich wird es, wenn Superreiche sich Medienmacht erkaufen, so Elon Musk mit der Internetplattform ‚X‘ – früher ‚Twitter‘ – oder der König der Päckchen, Jeff Bezos, der mit seinen Amazon-Gewinnen die angesehene ‚Washington Post‘ erwarb und die Redaktion davon abhielt, allzu kritisch über Donald Trump zu berichten.

Ein Obdachloser liegt in einem Park auf seinem aufgeklappten Schlafsack und schaut vom Betrachter weg. Rechts ein Koffer und eine Getränkebüchse..
Obdachlosigkeit nimmt zu, wobei ich nicht wie die Frontfrau der Linken, Heidi Reichinnek, glaube, man müsse nur ‚Milliardäre abschaffen‘ und schon seien die sozialen Probleme gelöst. Die nachlassende Bindungsfähigkeit unserer Gesellschaft hat wenig mit der scheinbaren Ebbe in öffentlichen Kassen zu tun. Jedes Schicksal zählt, darum müssen wir in unserer Kultur wieder stärker auf den Nächsten achten. (Bild: Ulsamer)

Mit Jets und Raketen sich die Zeit vertreiben

Die einen drängt es – wie Elon Musk – zum Mars, anderen reicht ein Flug ins All, um mal die Schwerelosigkeit zu erleben. Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn nicht andererseits wir Bürger gedrängt würden, uns aufs Fahrrad zu schwingen oder zumindest mit Bussen und Bahnen unterwegs zu sein, um auf diese Weise die Umwelt zu schonen und den Klimawandel zu bremsen. Dazu passen die rund 550 Privatjets in Deutschland nicht, mit denen zumeist nur 250 oder 500 Kilometer zurückgelegt werden. Natürlich griff die linksorientierte ‚TAZ‘ die Flugbegeisterung von Friedrich Merz gerne auf: „Mit seinem Propellerflugzeug sorgte Merz bereits im Jahr 2022 für Aufregung. In Begleitung seiner Ehefrau flog er zur Hochzeit von FDP-Chef Christian Lindner auf die Insel Sylt. Im Netz hagelte es Häme und Kritik.“ Wie kann man nur so kleinlich sein, mag mancher denken, wenn in den USA touristische Flüge ins All gebucht werden können.

„Mit Virgin Galactic ins Weltall“, heißt der Werbeslogan von ‚Designreisen‘ in München. „Hatten Sie auch schon einmal den Traum, Raum und Zeit zu überwinden und das Weltall zu ergründen? Mit Virgin Galactic steht Ihnen der Himmel offen: Exklusiv bei Designreisen können Sie sich für einen Weltraumflug in Sir Richard Bransons Spaceship anmelden.“ Einen zweieinhalbstündigen Flug in den Weltraum gibt’s zum Schnäppchenpreis von 450 000 US-Dollar. Wer nicht mit Ritter Richard ins All starten möchte, der kann dies auch mit dem allgegenwärtigen Tesla-Chef Elon Musk – SpaceX – oder mit Amazon-Gründer Jeff Bezos – Blue Origin – tun, seinem direkten Konkurrenten, der eben nicht nur die Welt mit Amazon-Päckchen beglücken möchte. Blue Origin schickte bereits 31 Menschen ins All. Eine halbe Million Euro für ein Bisschen Schwerelosigkeit? Oder doch besser ein Trip für 50 Mio. Euro pro Nase? „Die Gruppe – bestehend aus dem spanisch-amerikanischen Astronauten Michael López-Alegría, dem US-Unternehmer Larry Connor, dem israelischen Unternehmer Eytan Stibbe und dem kanadischen Investor Mark Pathy – war am Freitag mit einer “Crew Dragon”-Raumkapsel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet“, so der ‚stern‘ beim Flug der ersten rein touristischen Gruppe zur ISS. „Organisiert wurde die Reise zur ISS von dem privaten Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Zusammenarbeit mit der Nasa und Elon Musks Firma SpaceX.“ Musk, Branson, Bezos & Co mag es in den Weltraum ziehen, doch da halte ich es lieber mit Taylor Swift, die sich einen solchen Ausflug zwar gut leisten könnte, gegenüber ‚BBC 2‘ allerdings betonte, als sie nach einem Welltraumflug gefragt wurde: „Niemals! Warum sollte ich das tun? Es gibt absolut keinen Grund für mich, das zu tun.“ Und laut ‚Spiegel‘ fuhr sie fort: „Es ist kalt, es ist gruselig, man weiß nicht, ob man wieder auf die Erde zurückkommt.“ Zumindest bei Elon Musk wäre sicherlich mancher froh, er würde nicht nur eine Kolonie auf dem Mars gründen, sondern gleich dortbleiben.

Ein überwiegend weißes Schiff mit mehreren Etagen für Bewohner auf dem dunkelblauen Meer, im Hintergrund sich dunkel abhebende Berge. Das Schiff gleicht einem Kreuzfahrtschiff.
Kann es eine Gesellschaft aushalten, wenn die einen am Tafelladen anstehen und die anderen schwimmende Apartments besitzen, die sie nur wenige Monate im Jahr nutzen? Im Bild ‚The World’ in der Dingle Bay im Südwesten Irlands. Schlappe 2,5 bis 15 Mio. Dollar kostet eine Suite. Plus jährlich bis zu 750 000 Dollar für laufende Kosten. „The World ist das größte als Privatresidenz ausgestattete Seeschiff der Welt und das einzige Schiff seiner Art, das derzeit in Betrieb ist. Sie befährt kontinuierlich alle Ozeane und besucht alle Kontinente. An Bord dieses wirklich einzigartigen Schiffes finden Sie Annehmlichkeiten, die selbst die höchsten Standards für Luxusreisen übertreffen.“ Na, dann Schiff ahoi! (Bild: Ulsamer)

Nicht in die sozialistische Sackgasse abbiegen!

Es muss ja nicht unbedingt ein Flug zur Internationalen Raumstation (ISS) sein, die letztendlich aus Steuermitteln der beteiligten Staaten finanziert wurde und daher im Grunde kein touristisches Ziel sein sollte, aber vielleicht ein schwimmendes Appartement auf ‚The World‘? Als wir das Schiff vor dem Hafen des irischen Touristenstädtchens Dingle sahen, dachten wir an einen Kreuzfahrtriesen, doch weit gefehlt: „Mit 165 individuellen Apartments ist The World das weltweit größte als Privatresidenz ausgestattete Seeschiff in privater Hand“, so die Eigenwerbung. „Zwischen 2,5 und 15 Millionen US-Dollar liegt der Kaufpreis pro Wohnung mit Meerblick.“, berichtete der ‚stern‘. „Doch das ist noch nicht alles: Die “maintenance fee”, die laufenden Kosten, können je nach Apartmentgröße 750.000 US-Dollar pro Jahr betragen – das ergibt umgerechnet einen Tagespreis von 2000 Euro.“ Wer nun aber glaubt, die Besitzer wären meist an Bord, der irrt, denn sie wollen nicht mehrfach über den Atlantik dampfen und nehmen lieber den Jet: „Die Bewohner reisen so lange sie möchten und verbringen durchschnittlich drei bis vier Monate im Jahr an Bord“, heißt es auf der Internetseite von ‚The World‘. Daraus ergibt sich, dass der ‚Dampfer‘ meistens mit relativ wenigen Passagieren durch die Ozeane pflügt.

An einem weißen Gebäude steht in roten Lettern 'greet'. Davor eine kleine Rasenfläche mit zwei bräunlichen Hühnern.
Warum nicht mal in einem Hotel übernachten, das mit nach Nachhaltigkeit klingenden Sätzen für sich wirbt? „Alte, recycelte Einrichtungsgegenstände erhalten bei uns eine neue Funktion, so wird beispielsweise aus einem Gurkenglas eine Nachttischlampe. Und da wir allem, was uns umgibt, eine zweite Chance geben, haben alle Dinge bei Greet eine Geschichte zu erzählen.“ Tatsächlich, Stühle und Tische haben ein Vorleben, die Zimmerwand ziert eine alte Tür, die Lampen haben schon anderen heimgeleuchtet. Zur Begrüßung suchen Hühner nach Würmern! Sollte Nachhaltigkeit bei der Hotelgruppe ‚Accor‘ einen höheren Stellenwert als bisher besitzen? (Bild: Ulsamer)

In Trignac beim französischen Saint-Nazaire begrüßten uns vor dem ‚Greet‘-Hotel zwei Hühner – mitten in einem Gewerbegebiet. Wir hatten diese Unterkunft gebucht, weil die Accor-Hotelgruppe damit warb, es würde Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, und wo immer möglich erhielten Möbel, Lampen oder Wandverkleidungen eine zweite Nutzungschance. Ein sinnvoller Gedanke, wenn es darum geht, den Ausstoß an Klimagasen zu reduzieren. Die Umsetzung der Idee ist durchaus gelungen. Hatte da ein Hotelkonzern vernommen, was die Glocke geschlagen hatte? Ehe Sie sich fragen, was das genannte Hotel denn nun mit Luxus zu tun hat, folgen Sie mir bitte in den Hafen von Saint-Nazaire. Dort beeindruckten uns gewaltige Bauteile für Windparks und die dafür benötigten Spezialschiffe. Dann fiel unser Blick auf ein Schiff mit drei hohen ‚Masten‘, das nicht so ganz zu den anderen Wasserfahrzeugen zu passen schien. Das im Ausbau befindliche Schiff entpuppte sich als die ‚Orient Express Silenseas‘, die 2026 in See stechen soll. Auf dieser gewaltigen Segeljacht der Accor Group werden sich 170 Mann Besatzung um bis zu 120 Passagiere kümmern. Luxus pur dürfte nicht nur die Präsidentensuite mit über 1 400 Quadratmetern bieten. Vor diesem Hintergrund erscheint das ‚Greet‘-Hotel ein verschämter Versuch, das Image mit etwas Nachhaltigkeit aufzupolieren, obwohl es mit der ‚Orient Express Silenseas‘ und ihrem geplanten Schwesterschiff eindeutig in Richtung Luxus für gut Betuchte geht. Und wenn der Wind nicht aus der richtigen Richtung weht, müssen sich die Passagiere nicht auf die drei über 100 Meter hohen Masten und je 1 500 Quadratmeter Segel verlassen, nein, dann werden die Gasturbinen angeworfen.

Ein blau-weißes Schiff mit drei weißen Masten, die jeweils ca. 100 Meter hoch sind. Daneben an Land ein orangefarbener Kran, der in eine ähnliche Höhe reicht.
Obwohl wir uns an die Jachten russischer Oligarchen gewöhnt haben, deren Reiseglück Wladimir Putin mit seinem Angriffskrieg getrübt hat, waren wir doch überrascht, im Hafen von Saint-Nazaire den oben abgebildeten hochmodernen Dreimaster zu sehen, der sich im Endausbau befand. 2026 soll die ‚Orient Express Silenseas‘ mit 170 Mann Besatzung und höchstens 120 Passagieren in See stechen. Diese luxuriöse Art der Seefahrt geht auf das Konto der Accor-Hotelgruppe, die mit ihren neuen ‚Greet‘-Hotels nachhaltigen Konsum demonstrieren möchte. (Bild: Ulsamer)

Von Heidi Reichinnek und Gleichgesinnten, die noch immer über die Ausbeutung der ‚Arbeiterklasse‘ palavern und mal wieder eine sozialistische Gesellschaft anstreben, trennen mich gewiss Welten. Das Erstarken der Linken ist wie der Stimmenzuwachs bei der AfD eine Folge ungelöster gesellschaftlicher Probleme. Wir müssen aufpassen, dass Deutschland nicht in eine Situation schlittert, wo – wie in Frankreich – extreme linke und rechte Parlamentsabgeordnete eine sachorientierte Politik unmöglich machen können. An dieser für ganz Europa problematischen Situation trägt der Herr im feinen Zwirn, Emmanuel Macron, einen gehörigen Teil der Schuld. Weitere Ausführungen finden Sie dazu in: ‚Macron – ein Meister der Sprechblasen. Europa braucht Schaffer und keine Schwätzer.‘ Wie bei der Migration ist es auch bei der sozialen Ungleichheit höchste Zeit, das Wohl breiter gesellschaftlicher Gruppen in den Mittelpunkt zu rücken. „Wohlstand für Alle“ ist im Sinne Ludwig Erhards weiterhin ein wichtiges Ziel. Wenn die Politik dazu rät, das Auto gegen das Fahrrad zu tauschen, dann kann es auf Dauer nicht gutgehen, dass über die Fahrradkolonnen Privatjets düsen und Weltraumtouristen freundlich per Social Media aus dem All grüßen! Sozialistische Sackgassen werden uns nicht weiterbringen, selbst wenn Heidi und ihre Wählerschaft dies glauben. Sozialistische und kommunistische Experimente, Marx und Engels mögen‘s mir verzeihen, sind bisher stets mit weniger Wohlstand und dem Verlust der Menschenrechte einhergegangen.

Ein weißer Kirchturm erhebt sich in den blauen Himmel. Rechts, etwas abgesetzt, das Kirchenschiff in hellen und braunen Farben. Davor links und in der Mitte jeweils ein Baum.
Dieser Kirche in Stuttgart fehlen die Gläubigen, und so wird die Andreäkirche Anfang 2026 abgerissen. Löst sich der Glaube auf, dann fehlen zunehmend verbindende Werte und Normen. Rund 40 000 kirchliche Gebäude stehen in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland vor der Umwidmung oder einem Abriss. Der harte Kern der Gläubigen kann keinesfalls die Vielzahl der Kirchen und schon gar nicht der sozialen Einrichtungen dauerhaft unterhalten. Mehr dazu in: ‚Vielen Kirchen droht die Abrissbirne. Sind Klosterruinen und Kirchen nur noch Touristenziele?‘ (Bild: Ulsamer)

Debatte über Werte und Moral

Die von Heidi Reichinnek angeführte Hatz auf Milliardäre lenkt im Grunde von den eigentlichen Problemen nur ab. Wenn mehr Menschen aus familiären Bezügen herausfallen, liegt das nicht in erster Linie an mangelnden Finanzmitteln in öffentlichen Haushalten, sondern an der nachlassenden Bindungsfähigkeit unserer Gesellschaft. Der Sozialbereich ist in Deutschland im internationalen Vergleich nicht unterfinanziert, sondern es mangelt an klaren Schwerpunktsetzungen: Wer mit der Gießkanne Sozialleistungen ausschüttet, der gibt vielen etwas, den wirklich Bedürftigen andererseits zu wenig. Musterbeispiel ist das ‚Bürgergeld‘, das nicht nur begrifflich eine politische Fehlleistung war. Ich habe jedoch nicht den Eindruck, dass die neue ‚Grundsicherung‘ wirklich eine Verbesserung darstellt. Allein der Bundeshaushalt umfasst über 500 Mrd. Euro, dazu kommen die Landes- und Kommunalhaushalte, Landkreise und Regionen usw. Hier wird für mich deutlich, dass wir Priorisierungen brauchen und nicht mehr Steuern! In Stuttgart soll die Oper für eineinhalb bis zwei Mrd. Euro saniert werden – da kann wirklich niemand von Finanzengpässen sprechen! In Hamburg wurde im Oktober 2023 eine unterirdische Toilettenanlage eröffnet, die zwei Millionen Euro gekostet hatte, nach drei Monaten war sie ein Sanierungsfall, jetzt wird sie zugeschüttet. Die Bundesregierung unter Friedrich Merz hält an den Plänen fest, die bereits Angela Merkel und Olaf Scholz gefallen hatten, das Bundeskanzleramt vom Umfang her zu verdoppeln! Die Tage des Gigantismus, in der Herrscher durch überdimensionierte Bauten ihre Macht demonstrieren und ihr Volk beeindrucken wollten, sollten längst vorbei sein. Monströse Gebäude schrecken in einem demokratischen Gemeinwesen eher ab und tragen gewiss nicht zur Stärkung der freiheitlichen Ordnung bei. Auf diese Aspekte bin ich in meinem Beitrag ‚Bundeskanzleramt: Prunk und Protz. Der Erweiterungsbaubau passt nicht in unsere Zeit‘ eingegangen.

An einem Lichtmast hängt ein grau-rotes Plakat, das Karl Marx zeigt. Es weist auf ein entsprechendes Museum in Trier hin. Unten steht ein Fahrrad.
In all den Ländern, die bisher auf die Lehren von Karl Marx als Richtschnur für Staat und Gesellschaft setzten, wurden nicht nur die Menschenrechte missachtet, sondern auch der Konsum reglementiert. Auf einen Trabi durfte der Besteller in der DDR gut und gerne 10 bis 15 Jahre warten. Milliardäre gab es keine, dafür Polit-Bonzen, die es sich auf Kosten der eingemauerten Bürger gut gehen ließen. Ratschläge der Linken, die wieder den Sozialismus hoffähig machen wollen, würden ins nächste Debakel führen. Mehr dazu in: ‚Mauerfall: Vor 30 Jahren ging der Unrechtsstaat DDR unter. Aber wir dürfen das SED-Unrecht nicht vergessen‘. (Bild: Ulsamer)

Wer wie die Sozialisten-Heidi meint, man müsse nur „Milliardäre abschaffen!“, dann seien die Finanzprobleme des Staates gelöst und die soziale Gerechtigkeit wäre hergestellt, der irrt sich gewaltig. Statt der Hatz auf ‚Reiche‘, wie auch immer diese definiert werden, brauchen wir eine offene Debatte über Moral und Werte in unserer Gesellschaft. Wer sich um die anfallende Steuer drückt, der handelt genauso unsozial wie derjenige, der arbeiten könnte, sich aber lieber auf staatlichen Leistungen ausruht! Im gesellschaftlichen Diskurs muss die Frage beantwortet werden, was denn bei den Handlungen des Einzelnen und von Gruppen auf Konsens trifft und was nicht. Auf Dauer kann es keine tragfähige Basis für eine Gesellschaft und Kultur sein, wenn die einen touristisch ins All fliegen und die anderen von der Politik, eben auch aus ökologischen Gründen, auf das Rad und den ÖPNV verwiesen werden. Die gemeinsamen kulturellen Werte drohen weiter zu erodieren, wenn sich eine ansteigende Zahl von Zeitgenossen das Recht herausnimmt, sich über gesellschaftliche Vorgaben hinwegzusetzen. Und das trifft auf den Jet-Passagier ebenso zu, der für eine Strecke von gerade mal 250 km die Umwelt verpestet, wie auf Auto- oder Mopedfahrer, die meinen, über Feld- und Spazierwege abkürzen zu dürfen! Eine Debatte über Werte ist in unserer vielfältigen Gesellschaft schwerer geworden, insbesondere auch durch den Wegfall früherer Autoritäten wie der Kirchen oder kultureller Vorbilder. Die christlichen Kirchen sind in Deutschland im Niedergang begriffen und seit Jahren eher mit sich selbst beschäftigt. Auf diese traurige Entwicklung bin ich in meinem Beitrag ‚Deutschland: Kirchenmitglieder erstmals in der Minderheit. 40 000 kirchlichen Immobilien droht die Umwidmung ‘ eingegangen. Intellektuelle, die Mahner oder Richtungsgeber sein könnten, gehen in einem dissonanten Chor unter, den die Medien mit anstimmen, oder ergehen sich in Selbstverliebtheit. Moral und Werte drohen zu zerfallen, da hilft auch kein Ethikrat, wenn die Bereitschaft zur Selbstreflexion abhandengekommen ist.

Unsere Gesellschaft muss es schaffen, wieder sozialer und wirtschaftlich erfolgreicher zu werden und dies mit Ökologie und Nachhaltigkeit zu verbinden. Das wird nur gelingen, wenn klare Prioritäten die Verschwendung im öffentlichen Sektor verhindern und Verantwortungsgefühl im privaten Bereich zur Beschränkung beim übersteigerten Konsum führen. Wir brauchen Werte und Moral statt wohlfeiler Parolen!

 

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Am blauen Himmel ist links ein Düsenflugzeug mit Kondensstreifen zu sehen, rechts ist der Mond (Halbmond) bereits zu sehen.Wem das Herumdüsen im Privatjet zu langweilig wird, der hat dank der Milliardäre Elon Musk, Jeff Bezos und Richard Branson die Möglichkeit, mit deren Raketen ins All zu fliegen. Den schillernden ’X‘-Besitzer Musk zieht es laut eigenem Bekunden bereits am Mond vorbei zum Mars. Wie soll man für eine Reduktion der Klimagase bei Mitbürgern werben, die höchstens mal nach Mallorca fliegen, wenn Superreiche für 50 Mio. Euro als Touris zur Weltraumstation ISS starten? Mehr dazu in: ‚Würden Sie Ihr Kind „X Æ A-12“ nennen? Elon Musk zwischen Genie und Wahnsinn‘. (Bild: Ulsamer)

 

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