Ein unterschätzter Fluss als Lebens- und Wirtschaftsader
Auf 367 Kilometern durchfließt der Neckar von Schwenningen am östlichen Rand des Schwarzwaldes bis Mannheim das Bundesland Baden-Württemberg und wird dabei von einem noch naturbelassenen Bach zu einer Bundeswasserstraße. Gerade in den schiffbaren Bereichen von Plochingen bis Mannheim – immerhin 203 Kilometer – ist dem Neckar nur noch wenig anzumerken, dass sein Name ursprünglich der ‚wilde Fluss‘ bedeutete. Nur bei Hochwasser bricht sich der Neckar hin und wieder in Erinnerung an seine alte Stärke Bahn und braust auch über die zahlreichen Staustufen hinweg. Begleiten wir den Neckar von seinem Ursprung in Schwenningen auf der Baar bis zum Zusammenfluss mit dem Rhein, dann belegen die zahlreichen Burgen seine Bedeutung als Handelsweg.

Stocherkahn: Per Muskelkraft auf dem Neckar
Zwar nimmt es der Neckar nicht mit Rhein und Donau auf, doch er ist der Fluss, der Baden-Württemberg in besonderer Weise prägt. Anders als der Rhein, der gewissermaßen die Grenze zur Schweiz, zu Frankreich oder auch zu Rheinland-Pfalz bildet, durchzieht er das Bundesland und nimmt zahlreiche andere Bäche und Flüsse auf. Nur im Odenwald ist der Neckar bei Neckarsteinach und Hirschhorn Grenzfluss zu Hessen. Wie bei der Donau streiten sich die Gelehrten, wo denn der eigentliche Ursprung des Neckars zu finden ist, im Schwenninger Moos oder in einer Quellfassung im Stadtpark Möglingshöhe. Der herausgeputzten Quellfassung entspringt nur ein kleines Rinnsal, aber im Schwenninger Moos werden dann Dimensionen erreicht, die auf den zukünftigen Fluss schließen lassen. Das Schwenninger Moos liegt im Übrigen auf einer Wasserscheide: Ein Teil des Wassers bildet den Neckar, ein anderer Teil fließt in Richtung Donau. Somit erreicht das Wasser einerseits das Schwarze Meer und andererseits die Nordsee.

Zum Neckar hatten viele Menschen immer ein zwiespältiges Verhältnis, denn er konnte schnell zur Bedrohung werden, wenn er nach starkem Regen über die Ufer trat. So bauten unsere Vorfahren im Regelfall zumindest die Kirche an einen hochgelegenen Ort. Auch die Altstadt der Universitätsstadt Tübingen liegt hoch über dem Fluss, die Zuneigung zum Neckar aber zeigt sich u.a. in den Stocherkähnen. Einst machten sich mit diesen häufig aus Eiche gefertigten Booten die Fischer ans Werk. Über die studentischen Verbindungen, deren Mitglieder gerne mal das sechs bis zwölf Meter lange Gefährt mit einem langen Stock durch den Neckar bewegten, wurde es in den letzten Jahren zunehmend zu einem touristischen Anziehungspunkt. Ganz anders die Situation in der Landeshauptstadt Stuttgart: Für die meisten Anwohner war der Neckar lange kein besonderer Anziehungspunkt, und so wendet Stuttgart dem Fluss gewissermaßen den Rücken zu. Nur das 1905 eingemeindete Bad Cannstatt liegt am Neckar. Als geborener Stuttgarter darf ich sicherlich sagen: Die Landeshauptstadt liegt am (leider verdolten) Nesenbach – und manchmal ist auch die Stadtpolitik eher etwas kleingeistig.

Der Neckar: ein Fluss der Dichter
Der Neckar verbindet auch die Lebensstationen zahlreicher Dichter und Schriftsteller. So wurde Friedrich Hölderlin, einer der bedeutendsten Lyriker seiner Zeit 1770 in Lauffen am Neckar geboren und verstarb im Tübinger Hölderlinturm 1843. Nachdem er nicht gewillt war, die für ihn vorgesehene kirchliche Laufbahn einzuschlagen, war er in deutschen Landen und im Ausland als Hauslehrer tätig. Als ihn eine psychische Erkrankung immer mehr einschränkte, lebte er bei der Tischlerfamilie Ernst Zimmer in der Turmstube – und so kam das Gebäude am Tübinger Neckarufer auch zu seinem Namen ‚Hölderlinturm‘. Trotz seines bewegten Lebens hat er den Fluss seiner Heimat nicht aus den Augen verloren: „doch weicht mir aus treuem Sinn / Auch da mein Neckar nicht mit seinen / Lieblichen Wiesen und Uferweiden.“
Um die Städte am Neckar kreisten gleichfalls viele andere Schriftsteller wie z.B. Eduard Mörike, der in Ludwigsburg geboren wurde, als evangelischer Pfarrer recht unglücklich in verschiedenen Gemeinden tätig war und in Stuttgart zehn Jahre lang als Literaturlehrer am Königin-Katharina-Stift wirkte. In einem Schlösschen in Esslingen am Neckar traf sich ab 1831 der Seracher Dichterkreis, dem u.a. neben dem Hausherrn Alexander von Württemberg Ludwig Uhland, Emma Niendorf, Gustav Schwab und Justinus Kerner angehörten.

Für die Freiheit in Werk und Handeln
Mit Friedrich Schiller assoziieren die wenigsten Leser seinen Geburtsort Marbach am Neckar (1759) oder den Fluss selbst, der in seinen literarischen Werken kaum präsent ist. Dennoch verbinden sich auch weitere Stationen Schillers mit dem Neckar, so sein Studium an der militärischen Hohen Karlsschule in Stuttgart und die Uraufführung seines erfolgreichen Bühnenstücks ‚Die Räuber‘ im Mannheimer Hof- und Nationaltheater (1782). Schillers literarisches Werk ist jedoch so gar nicht nach dem Geschmack des württembergischen Herzogs Karl Eugen, und so blieb dem freiheitsliebenden Schriftsteller nur die Flucht ins damals kurpfälzische Mannheim. Neben seinem Geburtshaus erinnert auch das Schiller-Nationalmuseum in Marbach an das Werk des großen Dichters. Dieses ist wie das ‘Literaturmuseum der Moderne’ Teil des Deutschen Literaturarchivs Marbach, das mit seinen 1400 Nachlässen und Sammlungen von Schriftstellern und Gelehrten zu den wichtigsten Literaturinstitutionen der Welt gehört.

Aber nicht nur Schiller tat sich schwer mit den politisch Mächtigen, sondern dies gilt auch für den bereits erwähnten Ludwig Uhland (1787 – 1862), der sich als führender Sprecher der Landstände für eine Verfassung und für Mitspracherechte des Landtags einsetzte. Als er 1829 die erhoffte Professur für deutsche Sprache und Literatur der Universität Tübingen erhielt, musste er sich nur wenige Jahre später zwischen seinem Landtagsmandat und der universitären Position entscheiden, da die Regierung allen Landesbeamten eine Freistellung für die Landtagssitzungen verweigerte. Schweren Herzens verzichtete Uhland auf die Professur, denn er wollte sich nicht erpressen lassen. Und so blieb er sich selbst treu: „der Deutsche ehrt‘ in allen Zeiten / der Fürsten heiligen Beruf / doch liebt er, frei einherzuschreiten / und aufrecht, wie ihn Gott erschuf“.

Zwei Automobilerfinder am Neckar
Ist es nun ein historischer Zufall oder liegt die Ursache in einer Technologieorientierung der Regionen am Neckar, wenn die beiden Erfinder des Automobils einst am Neckar lebten? Carl Benz, der als erster seinen Motorwagen 1886 beim Patentamt anmeldete, drehte die ersten Runden mit seinem Gefährt in Mannheim und war später in Ladenburg – beide Städte liegen am Neckar – tätig. Das Patent und ergänzende Unterlagen wurden 2011 von der UNESCO ins Weltdokumentenerbe aufgenommen. Die erste Überlandfahrt mit einem Auto mit Verbrennungsmotor unternahm 1888 im Übrigen nicht der Erfinder selbst, sondern seine beherzte und von der Erfindung ihres Gatten überzeugte Frau Bertha. Mit zwei Söhnen fuhr sie zu ihren Eltern nach Pforzheim – und dies ohne Tankstellennetz und ADAC! Auftretende technische Probleme löste sie während der Fahrt mit ihrem Strumpfband und der Hutnadel.
Zeitgleich mit Carl Benz in Mannheim werkelte Gottlieb Daimler mit Wilhelm Maybach im heutigen Bad Cannstatt an Benzinmotoren für Einsätze auf dem Land, auf dem Wasser und in der Luft. Und für die Probefahrt mit einem motorisierten Boot bot sich dann natürlich der Neckar an. Letztendlich kam bei Daimler auch der Durchbruch auf der Straße. Das erste Auto von Daimler und Maybach basierte auf einer von Wilhelm Wimpff in Stuttgart gefertigten Kutsche, in die sie in Cannstatt ihren selbst entwickelten Motor einbauten. Und so lagen sie 1886 gleichauf mit Carl Benz. An einen historischen Zufall kann ich nicht glauben, sondern die starke technische Basis, die sich in Württemberg und Baden entwickelt hatte, ließ die Doppelerfindung des Automobils am Neckar Realität werden.

Mark Twain und der ‚Beinahe-Untergang‘
Bewegen wir uns gedanklich vom Ursprung bei Schwenningen auf der Baar über Stuttgart-Bad Cannstatt weiter neckarabwärts. Neben vielem anderen ist bei Hirschhorn die Neckarschleife sehenswert, die sich auch aus dem Flugzeug gut erkennen lässt. Die mittelalterliche Burganlage wird auf das 12. Jahrhundert datiert, und sie beherbergte vier Jahrhunderte lang die Ritter von und zu Hirschhorn, die sich als wackere Kämpfer und auch als Kaufleute einen Namen machten. International bekannt wurde Hirschhorn aber nicht durch seine ‚Rittersleut‘, sondern durch Mark Twain. Der amerikanische Schriftsteller ‚strandete‘ gewissermaßen 1887 mit einem Floß in der Nähe von Hirschhorn. Lauschen wir ein wenig Mark Twains äußerst bildhafter, oft zu phantastischen Übertreibungen neigender Sprache in seinem ‘Bummel durch Europa’. „Volle drei Meilen wanderten wir durch die Dunkelheit und den strömenden Sommerregen und erreichten gerade eine Stunde vor Mitternacht das Gasthaus Zum Naturalisten im Dorfe Hirschhorn, fast erschöpft von Mühsal, Strapazen und Entsetzen. Diese Nacht werde ich nie vergessen.“ Zwar war der Wirt zu dieser späten Stunde „mürrisch und unhöflich“, „Aber egal, sein Personal stand auf und kochte schnell ein Abendessen für uns“. Nach dem Essen und dem Punsch „rauchten wir zur Beruhigung noch eine Stunde lang, wobei wir die Seeschlacht noch einmal durchfochten“.

Das Floß war zum Glück nur in der bildhaften Sprache Mark Twains am Untergehen gewesen und sie „stachen alsbald ohne Zwischenfall in See“. Wenn wir den Reisenden weiter folgen, dann erreichen wir Neckarsteinach. Mögen Städte wie Plochingen, Stuttgart, Heilbronn und Mannheim auch wirtschaftliche Vorteile aus den Hafenanlagen am Neckar ziehen, eine wirklich ansprechende Verbindung von Stadt und Neckar gibt es nicht, und dies gilt auch für viele kleinere Kommunen entlang des Flusses. Ganz anders die Situation, wenn sich Burgen hoch über dem Neckar aufreihen, die bereits im Mittelalter entstanden, um Zoll für die auf dem Fluss transportierte Ladung zu kassieren. Manchmal bot sich auch eine Furt an, um sich Einnahmen für das eigene Säckel zu sichern. In vielen Fällen sollte mit den Burgen natürlich der eigene Machtanspruch symbolisiert werden. So bringt es Neckarsteinach gleich auf vier Burgen: Die Vorderburg dürfte bereits im 12. Jahrhundert entstanden sein, obwohl sie erst ein Jahrhundert später urkundlich erwähnt wurde. Erzbischof Balduin von Mainz und Trier ließ 1335 an einem Steilhang über dem Neckar die Burg Schadeck errichten, die zurecht den volkstümlichen Namen ‚Schwalbennest‘ trägt. Vom begehbaren Turm aus hat man einen grandiosen Blick auf den Neckar, die Nachbarburgen und den Ortskern direkt am Fluss.

Der Ausbau zur Wasserstraße
Bereits ab dem 12. Jahrhundert ist die Nutzung des Neckars mit Treidelkähnen und der Holztransport per Floß belegt. Baumstämme wurden so aus dem Nordschwarzwald über Neckar und Rhein bis nach Holland transportiert. In Heilbronn wurde bereits 1146 ein Hafen erwähnt. Der Ausbau zu einer echten Verkehrsader erfolgte von 1921 bis 1968 – als Plochingen angefahren werden konnte. Otto Konz ließ sogar die Untertunnelung der Schwäbischen Alb planerisch prüfen, um eine Verbindung zur Donau zu schaffen. Doch kaum ein Autor hat eine Floßfahrt so begeistert geschildert wie Mark Twain: „Deutschland ist im Sommer der Gipfel der Schönheit, aber niemand hat das höchste Ausmaß dieser sanften und friedvollen Schönheit begriffen, wirklich wahrgenommen und genossen, der nicht auf einem Floß den Neckar hinabgefahren ist.“

Heute kommt einem höchstens ein Partyfloß entgegen, und die Flusskreuzfahrten nehmen zu. Über den Neckar wurden 2017 zusätzlich rd. 5,4 Mio. Tonnen Güter transportiert. Ein wichtiger Beitrag zu einer möglichst ökologischen Logistik, wenn auch im Vergleich zum Rhein vergleichsweise wenig. Probleme machen der Binnenschifffahrt die in die Jahre gekommenen Schleusen, die immer mal wieder den Dienst versagen, und die Schleusenkapazität, die nur für Schiffe bis 105 Meter Länge ausgelegt sind. Rheinschiffe mit einem Maß von 135 Metern können den Neckar nicht befahren, und dies schwächt natürlich die Konkurrenzfähigkeit. Zwar laufen inzwischen Ertüchtigungsarbeiten an den Schleusenbauwerken und die Erweiterung der Schleusen ist sogar – nach langen Streitigkeiten – geplant, doch wird sich diese über Jahrzehnte erstrecken. Hoffentlich ist dann trotz des Klimawandels mit trockenen und heißen Sommern noch genügend Wasser vorhanden.
Das für die Schifffahrt aufgestaute Wasser wird vielfach auch für die Stromerzeugung genutzt, da Schleusen und Kraftwerke kombiniert wurden. Viele Neckarbauwerke wurden von Paul Bonatz entworfen, der auch den Stuttgarter Hauptbahnhof gestaltete. Umgesetzt wurden viele Planungen unter Otto Konz, und die Bauwerke stehen heute unter Denkmalschutz. Die schnörkellose Gestaltung der Staustufen war in den 1920er Jahren für manche Betrachter etwas irritierend und zu nüchtern, und so fragten in Heidelberg viele Bürger, wann denn die künstlerische Ausgestaltung erfolge? Doch die 27 Staustufen blieben ihrem so gewollten funktionalen Charakter treu, obwohl Bonatz sich im scharfen Gegensatz zum ‘bauhaus’ befand.

Wieder mehr Natur am Neckar
Aus dem wilden Fluss wurde auf weiten Strecken eine in Beton- und Steinufer eingepferchte Wasserstraße, die Anwohner eher vertrieb denn anzog. Längst vorbei sind zum Glück die Zeiten, in denen der Neckar zu einer Kloake zu verkommen drohte. Es ist jedoch noch viel zu tun, um dem Neckar wieder ein ‚natürlicheres‘ Bett zu gewähren. Dabei wird es immer Grenzen geben, denn eine Entwicklung, die aus einem wilden Fluss eine Binnenwasserstraße machte, lässt sich nicht zurückdrehen. Und die vielen Gewerbe- und Industriebetriebe entlang des Neckars bieten Arbeitsplätze, die das Leben vieler Menschen sichern. Die näher an den Fluss gerückte Wohnbebauung, die oft auch die Talauen überdeckt, gehört zu unserem heutigen Leben. Dennoch gibt es viele Chancen zur Renaturierung. Und diese müssen genutzt werden!
Die ökologische Aufwertung des Neckars, sowie seiner Zuflüsse, kommt voran, dies belegen u.a. die ‘Zugwiesen’ bei Ludwigsburg: Der bestehende Uferdamm konnte auf einer Länge von 800 Metern geöffnet werden, wodurch eine durchgehende Wasserfläche zwischen dem Neckar und den Seitengewässern entstand. Ein Umgehungsgerinne ermöglicht es Fischen, die Schleusen bzw. die Staustufe zu überwinden. Zwar gab es gegen die ursprünglichen Planungen massive Einwendungen insbesondere aus der Landwirtschaft, doch nach Modifizierungen wurde die neue Auenlandschaft von der Bevölkerung überaus positiv aufgenommen. Davon kann man sich bei einer Wanderung vor allem an sonnigen Wochenenden überzeugen. Aber auch kleinere Projekte wie der Anschluss des Erblehensees bei Wernau an den Neckar im Bereich des dortigen Naturschutzgebiets sind wichtig für Natur und Mensch. Dieser durch die Begradigung abgeschnittene Altarm wird jetzt wieder von einem Teil des Neckarwassers – dank einer im Neckar eingebauten steinernen Schwelle – durchflossen. So entstand neuer Lebensraum für Vögel und sogar für einen Biber.

Mehr Wildheit für den Neckar
Zwar lädt der Neckar bis heute nicht zu einem erfrischenden Bad ein, und Stuttgart lehnt weiterhin eine Surfwelle aus gesundheitlichen Gründen ab, doch auf dem Wasser tummeln sich Ruderer, Kanuten und Freizeitboote aller Art. Ausflugsschiffe in Stuttgart oder Heidelberg erlauben einen interessanten Blick auf eine sehr vielseitige Landschaft.
Industrie und Gewerbe, aber auch touristische Attraktionen ziehen Menschen aus aller Welt an den Neckar. Ein Beispiel ist das Schloss in Heidelberg – besser seine Ruine –, die schon in Mark Twains Tagen die amerikanischen Gäste beeindruckte, und die haben in unseren Tagen Unterstützung aus Asien erhalten. Als französische Soldaten unter Ludwig XIV. 1689 die Residenz der Kurfürsten von der Pfalz zerstörten und französische Pioniere dem Schloss mit Sprengungen 1693 den Rest gaben, da hätten sie sich sicherlich nicht vorstellen können, dass sie ein anziehendes Denkmal schufen. Und so ist es heute vermutlich für die Heidelberger wirtschaftlich einträglicher, dass die Restaurierungsarbeiten 1764 endgültig eingestellt wurden, als auch noch der Blitz einschlug. Für politisch Interessierte ist die Gedenkstätte für Friedrich Ebert, den ersten demokratisch gewählten Reichspräsidenten in Deutschland, geradezu ein Muss! Und dies ganz unabhängig von der Parteibindung.

In der Zukunft wird es darum gehen, den Neckar für beide Bereiche, die Natur und die Binnenschifffahrt zu nutzen, und dies heißt, auch den Schleusenausbau voranzutreiben, denn mit jeder Tonne an Gütern auf dem Fluss wird auch CO2 gegenüber einem Lkw-Transport gespart. Daneben müssen die Neckarufer durch Renaturierung ökologisch aufgewertet und seine Durchgängigkeit für Fische muss mit entsprechenden Umgehungshilfen verbessert werden. Beide Funktionen stehen einander nicht im Wege, wie bereits umgesetzte Projekte beweisen. Bei allen Ausbaumaßnahmen ist darauf zu achten, dass Natur und Erholungsfunktion nicht beeinträchtigt, sondern gestärkt werden: Bei niedrigen Pegelständen muss eine Mindestwasserabgabe in die Altarme des Neckars gesichert werden. Wer verhindern möchte, dass der Neckar gerade auch in Zeiten des Starkregens zum reißenden Fluss wird, der muss ihm mehr von seiner Wildheit im Alltag zurückgeben. Die Interessen von Mensch und Natur müssen in Zukunft noch besser abgewogen werden.

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