3 000 Menhire erzählen ihre Geschichte
Was mögen sich unsere Vorfahren in der Steinzeit wohl gedacht haben, als sie in der heutigen Bretagne tausende von kleineren und größeren Steinen gewissermaßen in Reih und Glied aufgerichtet haben? Die Spekulationen zu den Menhiren von Carnac reichten in den letzten Jahrhunderten von Grabanlagen über eine Kultstätte bis zum Windschutz römischer Soldaten. Bereits in Zeiten bevor Asterix mit seinem Kumpel Obelix durch die Lande zog und dieser gerne Hinkelsteine herausmeißelte, wurden die langen Steinreihen den Kelten zugeschrieben. Fachwissenschaftler sind sich auch bis heute unsicher, ob die Gesamtstruktur nicht doch mit den Gestirnen zu tun haben könnte, denn Ausgräber, Straßen- und Häuslebauer oder sogar Landwirte schleppten die gerne mal bis zu sechs Meter aufragenden Granitsteine an eine andere Stelle oder führten sie einer neuen Nutzung zu, sodass diese Annahme weder definitiv bestätigt noch verworfen werden kann. Die Geschichte der Menhire, Steingehege oder Dolmen endet somit nicht im Neolithikum, als Menschen sesshaft wurden, sondern sie erlebten so manche Wirren bis in unsere Tage. Eines sind die Alignements von Carnac aber bis heute geblieben: sehr beeindruckend und irgendwie äußerst geheimnisvoll! Und allemal sind sie einen Besuch wert.
Ein symbolträchtiger Ort
Die nahezu 3 000 Menhire bei Carnac wurden 5 000 bis 2 500 Jahre vor Christus vor Ort gewonnen. Eine nahe an der Oberfläche verlaufende Granitschicht bot die Basis für die kilometerlangen Steinreihen. Im Gegensatz dazu wurden die gewaltigen Steine für das südenglische Stonehenge oder das irische Newgrange teilweise über lange Strecken herangeschafft. Diesen Monumenten habe ich bereits einen Blog unter dem Titel ‚Den Lauf der Sonne verstehen: Stonehenge, Newgrange und die Himmelsscheibe. Das unterschätzte Wissen der Jungstein- und Bronzezeit‘ gewidmet. Bei diesen Bauten, die bis heute jedes Jahr zahlreiche Besucher anziehen, steht die Ausrichtung auf die Sonnwende nach wissenschaftlichen Analysen fest. Eine solche Orientierung an einem bestimmten Stand der Gestirne konnte in Carnac bisher nicht belegt werden, doch wurden die Steinreihen vielfach verändert oder ergänzt, und dies in den letzten Jahrhunderten ebenso wie in der Steinzeit, daher könnten weitere Ausgrabungen oder Untersuchungen ein anderes Bild ergeben. Eines steht aber auf jeden Fall fest: Die beim heutigen Carnac vor 7 000 Jahren lebenden Steinzeitmenschen wollten ein kulturell bedeutsames Symbol schaffen, einen Ort, der für ihre Gemeinschaft eine besondere Bedeutung hatte. Die damaligen Familienverbände und Clans oder Stämme umfassten keine großen Kopfzahlen, daher mussten sich Bewohner der Region aus Überzeugung zusammenfinden, um solche Alignements hervorzubringen.
Vielleicht wollten die Menschen mit den Steinreihen ein weithin sichtbares Zeichen der eigenen Macht errichten, wie dies später die Kelten z. B. mit der Heuneburg an der oberen Donau taten. Dienten die Menhire einem Kult? Waren sie ein sakraler Platz, an dem sich der irdische Mensch mit einer übergeordneten Gottheit zu verbinden suchte? Eines ist sicher, und das erzählen die Menhire ohne Zweifel: Die damaligen Menschen schufen diese Steinreihen, weil sie den Ort für wichtig hielten und mit kulturellen Inhalten zu etwas Besonderem machten. Den notwendigen Mühen unterzogen sich die Menschen vermutlich aus freien Stücken, aus innerer Überzeugung und nicht wie später im Reich der ägyptischen Pharaonen unter Zwang. Manche erhellende Artefakte dürften bei Ausgrabungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts oder durch die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes verlorengegangen sein. Nicht wenige der eindrucksvollen Monolithe – und damit auch ihr Anteil an der Gesamtgeschichte der Steinreihen – wurden vor langer Zeit einem anderen Zweck zugeführt, denn das eigentliche Bewusstsein für die Bedeutung einer solchen prähistorischen Stätte entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. „Die erste bekannte Darstellung der Menhire von Carnac verdanken wir Christophe Paul de Robien, Präsident des Parlaments der Bretagne in Rennes“, so Anne Belaud-de Saulce in ihrer sehr informativen Veröffentlichung ‚Die Alignements von Carnac‘. Zwischen 1740 und 1750 sammelte er nicht nur Pflanzen oder Steine, sondern beschäftigte sich auch mit Bauwerken – und eben gerade mit den Alignements, die sich in einer seiner Zeichnungen der Landschaft finden. Ein Politiker und Gelehrter, leider heute eine äußerst seltene Kombination!
Schutz der Steinreihen wichtig
Zu jener Zeit wurden die Steinreihen den Galliern zugeschrieben, die allerdings erst einige Jahrtausende später in der Bretagne siedelten. Neben den Kelten wurde sogar Caesars Soldaten die Urheberschaft angedichtet. Im ‚Feldlager‘ hätten die aufrechtstehenden Steine dazu gedient, den Zelten der Armee Schutz vor den oft starken Winden in der Bretagne zu bieten. Mal waren die Schöpfer der Steinreihen Riesen, wer sonst sollte tonnenschwere und mehrere Meter hohe Steinbrocken in solcher Zahl in die Landschaft ‚gepflanzt‘ haben? Riesen oder Außerirdische waren es nun mit Sicherheit nicht, die Hand angelegt hatten, um ein eindrucksvolles Werk zu schaffen, sondern viele Steinzeitmenschen. So mancher Forscher oder Regierungsbeauftragte beließ es nicht beim Erkunden, sondern begann, umgefallene Steine wieder in die vermutete Ausgangsposition zu hieven. Andere, die beispielsweise einer Straße im Weg standen, wurden als Lückenfüller andernorts wieder errichtet, so dass heute an Stellen Menhire stehen, an denen sich auf alten Fotografien keine finden. Die heutigen Steinreihen sind daher noch schwieriger zu entschlüsseln, denn in ihre Geschichte wurde vielfach eingegriffen.
Mit dem aufkommenden Tourismus wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Alignements aufgeschlagen, das zu weiteren Eingriffen führte. Auf einzelne Geschichtsinteressierte folgte der Massentourismus mit seinen gravierenden Folgen für die Steinreihen. Die Vegetation wurde zertrampelt, besonders bekannte Monolithe zogen so viele Besucher an, dass der Untergrund in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bereits 1834 hatte der französische Dichter und Politiker Victor Hugo den schlechten Zustand der Steinreihen in einem Brief an seine Frau Adèle mit den Worten beklagt „Von all dem erblickt das Auge nur noch Zerfall“. Schutzmaßnahmen hatten sich im 19. Jahrhundert darauf konzentriert, das unmittelbare Fleckchen Land, auf dem die Menhire oder Dolmen standen, in öffentlichen Besitz zu überführen. Bereits 1889 wurden Grenzmauern gezogen, um den Zugang einzuschränken. Bis heute ist die aktuelle Form der Einzäunung der Steinreihen, die ab 1991 umgesetzt wurde, ein lokales Streitthema, doch aus meiner Sicht dient diese dem Erhalt der Menhire und der ‚ursprünglichen‘ Vegetation. Einzelne Besuchergruppen können auch direkt zwischen den Steinreihen unterwegs sein, aber selbst von den umgebenden Wegen aus sind die Menhire bestens zu sehen. Schutz muss hier vor allgemeiner Zugänglichkeit stehen. Und wenn die Steinreihen jetzt wieder in einer halbwegs natürlichen Heidelandschaft zu sehen sind, in der sogar Schafe der seltenen und gefährdeten Rasse ‚Landes de Bretagne‘ als Landschaftspfleger eingesetzt werden, dann ist dies allemal besser, als auf zertrampeltem Boden in einem Pulk von Besuchern zu wandeln.
Geschichten und viele Fragen
Manche der Steinreihen von Carnac enden zum Teil in einem Kreis aus Menhiren, deren Bedeutung ebenfalls noch offen ist. Einzelne sehr große Monolithe befinden sich in der Nähe von Steingehegen, die einen abgeschlossenen Bereich darstellen, dessen Grenze durch eng stehende Menhire definiert wird. Sollten besonders hohe Steine – wie der Géant du Manio – auf die in unmittelbarer Nähe liegende Begräbnisstätte hinweisen? Das wissen wir nicht, denn die Granitsteine behalten das ein- oder andere Geheimnis noch für sich. Die erkennbaren Formen auf der Oberfläche stammen im Übrigen nicht von Menschenhand, sondern sind Folge der jahrtausendelangen Witterungseinflüsse. Die Erosion hat interessante Formen hinterlassen.
Newgrange, Stonehenge und die Alignements von Carnac haben Jahrtausende überstanden und zeugen heute vom Wissensstand und der Willensstärke unserer steinzeitlichen Vorfahren. Nicht sonderlich kopfstarke Gemeinschaften haben in prähistorischer Zeit Stätten geschaffen, die nur entstanden, weil es bereits vor 5 000 bis 7 000 Jahren den Menschen wichtig war, kulturelle oder religiöse Bezüge in Objekten darzustellen. Die geballt auftretenden Zeugnisse der Megalith-Kultur in der Region um Carnac haben uns sehr beeindruckt und ich hoffe, dass zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen noch die eine oder andere Erkenntnis ans Licht bringen werden, die die Menhire erzählen. Die frühe Geschichte unseres Kontinents, seien es die Steinzeit oder auch die Kelten, verdienen weitere Forschungen.
Hallo,
möchte euch sagen, dass es bereits neuere Erkenntnisse dazu gibt.
Man hat festgestellt, dass unter Steinen im Boden “Energieadern” verlaufen, entlang einer Verwerfung, welche sich GENAU unter den Menhiren befindet. Man nimmt daher an, das diese große Feld aus Menhiren ein Energiegenarator war. Ein Physiker hat das gesamte Feld gemessen und die Ergebnisse auch veröffentlicht. An einen Ende befindet sich eine Konstruion, die den pyathgoräischen Lehrsatz entspricht. usw ….
Nochmal Hallo,
habe jetzt einen Link von der Sendung, in welcher davon berichtet wird, was ich vor 15 Minunten geschrieben habe (neuere Erkenntnisse):
https://www.joyn.de/play/serien/unerklaerliche-phaenomene-ancient-aliens/14-2-steinerne-mysterien
Staffel 14/Folge 2 von Ancient-Aliens
LG
Angelo Koller