Das 3. Biosphärenfest zog in Todtnau fast 6 000 Besucher an
Der große Zuspruch auch zum dritten Biosphärenfest in der Schwarzwald-Gemeinde Todtnau im Wiesental ist ein deutlicher Beleg dafür, dass das Biosphärengebiet gut in der Bürgerschaft verankert ist. Gerade dies halte ich bei Biosphärengebieten oder Nationalparks für besonders wichtig, denn sie können nur Erfolg haben, wenn die Menschen bei deren Entwicklung mitwirken können. Dies ist beim Biosphärengebiet Schwarzwald von Anfang an gelungen, denn die Initiative ging gerade auch von den beteiligten Gemeinden aus. Biosphärengebieten – in anderen Weltgegenden Biosphärenreservat genannt – kommt neben Nationalparken eine wichtige Funktion beim Schutz der Natur zu, allerdings steht bei den Biosphärengebieten die gleichgewichtige Entwicklung von Natur- und Kulturlandschaften im Mittelpunkt, sie sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, wo gemeinsam mit den hier wirtschaftenden Menschen beispielhafte Konzepte für den Schutz und die Pflege von Natur- und Kulturlandschaft erarbeitet werden.
Orientierung an Nachhaltigkeit und Ökologie
Das Biosphärengebiet Schwarzwald umfasst rd. 63 000 Hektar: Beteiligt sind die Landkreise Lörrach, Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald, 28 Gemeinden und die Stadt Freiburg. In unserer Zeit war es schon ein Erfolg, so viele institutionelle Akteure und eine vielfältige Bürgerschaft unter einen Hut – fast hätte ich gesagt Bollenhut – zu bringen, und gekrönt wurden die Vorarbeiten durch die UNESCO-Anerkennung im Jahr 2017 – ich habe darüber berichtet.
Ein Biosphärengebiet hat im Regelfall einen breiteren Ansatz als zum Beispiel ein Nationalpark, bei dem die Fläche weitgehend der wirtschaftlichen Nutzung entzogen wird. In einem Biosphärengebiet dagegen müssen diese Kernzonen nur drei Prozent der Fläche einbinden. Eine touristische und landwirtschaftliche Nutzung ist somit nicht nur ein Nebenaspekt, sondern von zentraler Bedeutung. Ausgerichtet werden soll das Arbeiten, das Freizeit- und Konsumverhalten stärker an der Ökologie – obwohl dies längst für alles wirtschaftliche und politische Handeln zutreffen sollte. ‚Mitmachen, Erleben und Genießen‘, so lautete das Motto der bisher drei Biosphärenfeste in Bernau, Häusern und jetzt in Todtnau. Somit geht es nicht um das Beschneiden menschlicher Aktivitäten, sondern um eine Ausrichtung aller Tätigkeiten an der Nachhaltigkeit. Der Bildung für nachhaltige Entwicklung gilt somit auch ein besonderes Augenmerk in einem Biosphärengebiet.
Bildung für nachhaltiges Denken und Handeln
Die Bedeutung, die der Einbeziehung der BürgerInnen zukommt, betonten in Todtnau die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, der baden-württembergische Umweltstaatssekretär Andre Baumann und Bürgermeister Andreas Wießner. 50 Aussteller boten nicht nur regionale lukullische Genüsse an, sondern gewährten auch einen Einblick in verschiedene Handwerke – vom Bürstenbinder bis zum Schindelmacher – und in landwirtschaftliche Betriebe, seien es Hinterwälder Rinder oder Alpakas. Ein wichtiges Thema des Biosphärengebiets Schwarzwald ist u.a. die bessere Vermarktung regionaler Produkte, die z. B. zum Erhalt der alten Rinderrasse – der Hinterwälder – beitragen soll.
Das Biosphärengebiet Schwarzwald trägt – wie die anderen Biosphärengebiete – nicht nur zum Erhalt der Kulturlandschaft bei, mit einem wichtigen Schwerpunkt auf Natur, Nachhaltigkeit und Ökologie, sondern schafft auch ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit, unser wirtschaftliches Handeln immer wieder zu überdenken: Wir müssen dieses vor allem in Zeiten des Klimawandels stärker als bisher an der Nachhaltigkeit ausrichten. Ökologisches Denken und Handeln muss unsere ganze Lebenswelt umfassen, wenn wir die anstehenden Probleme meistern wollen. Gerade auch das Verschwinden der Insekten und Vögel aus vielen Landschaften ist ein drohendes Warnsignal, das von manchen Zeitgenossen zu lange überhört wurde.
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