Auf Insektenschwund folgt Rückgang der Vögel
Das Wissenschaftsmagazin ‚Science‘ meldete für die USA einen dramatischen Rückgang der Vögel: 29 % weniger im Vergleich mit dem Jahr 1970. Die Auswertung von Daten des Wetterradars besagt sogar, dass allein im letzten Jahrzehnt die Biomasse der Vögel, die erfasst wurde, in gleichem Maße zurückging. Aber auch in Deutschland und Europa sieht es nicht besser aus, dies belegen Erfassungen in den EU-Staaten. Das Bild ist zwar uneinheitlich, so gibt es auch Vogelarten, die Zuwächse erzielen, doch dabei handelt es sich zumeist um Vögel, die in den letzten Jahren strenger geschützt wurden, so z.B. den Kranich und den Seeadler. Von 39 Vogelarten, die insbesondere auf landwirtschaftlichen Flächen leben, nahmen 23 deutlich ab. Greifen wir den Bodensee heraus, so zeigt sich nach einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie über 30 Jahre ein Schwund der Brutpaare von 465 000 auf 345 000. Besonders überraschend ist der Rückgang der Vögel nicht, da sie häufig – zumindest für die Aufzucht der Jungtiere – Insekten als Nahrung benötigen. Der gravierende Rückgang der Insekten wurde bereits vielfach belegt und wird nur noch von ganz engstirnigen Zeitgenossen geleugnet. So schreibt das Bundesamt für Naturschutz: „In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Häufigkeit abgenommen.“

Vögel leiden unter der industriellen Landwirtschaft
Natürlich gibt es vielfältige Einflüsse, die bei der einen oder anderen Vogelart unterschiedlich wichtig sind, doch die industrielle Landwirtschaft, die Zersiedelung, die Ausräumung der Feldflur und die Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege, aber auch Schottergärten und die chemische Keule selbst im privaten Gärtlein tragen zum Rückgang der gefiederten Freunde bei. Der NABU geht davon aus, dass 20 bis 100 Millionen Vögel jährlich Hauskatzen zum Opfer fallen, weitere 180 Millionen Vögel dürften nach Schätzungen ihr Leben in Deutschland an Glasscheiben von Gebäuden aushauchen oder bei Kollisionen im Straßen- und Schienenverkehr sterben. Forscher unterstreichen allerdings, dass sich diese Verluste ausgleichen ließen, wenn sich die restlichen Lebensbedingungen nicht ebenfalls ungünstig entwickelt hätten. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf den größten Landnutzer, und dies ist nun mal die Landwirtschaft. So schreibt das Bundesamt für Naturschutz: „Die Landwirtschaft nutzt 54 Prozent der Landfläche Deutschlands. Sie hat damit eine besondere Verantwortung für die biologische Vielfalt. Ambitioniertes Handeln, etwa über den Ausbau zielgerichteter Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes, die Verminderung des Pestizid- und Düngereinsatzes und die Einhaltung der Bestimmungen der EU-Naturschutzrichtlinien sind für den Zustand der Artenvielfalt unerlässlich.“ Nicht nur Vögel und Insekten leiden unter einer falschen EU-Agrarpolitik, sondern auch die bäuerlichen Familienbetriebe.

Verluste bei Vögeln lassen sich nur ausgleichen, wenn es noch genügend Brutpaare gibt, die einen guten Erfolg bei der Aufzucht der Jungen erzielen. „Deutschland hat in nur zwölf Jahren rund 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren“, so der NABU – „das entspricht einem Minus von 15 Prozent“, und es gab “die stärksten Rückgänge beim Star“. Und wer hat nun ganz besonders schlechte Karten beim Überlebenskampf? „Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Vogelart besonders schlechte Aussichten hat, wenn es sich um einen weitverbreiteten, häufigen Singvogel handelt, der in der Agrarlandschaft brütet und sich vorwiegend von Insekten ernährt und deshalb den Winter als Zugvogel in Afrika verbringt“, so der Vogelexperte Lars Lachmann. Das ist natürlich kein Wunder, denn die Insekten werden rar, der Lebensraum auf intensiv genutzten Flächen schwindet. Wer dann auch noch über Gebiete zieht, in denen auf ihn geschossen wird, wo Vögel mit Netzen und Leimruten gefangen werden, der fliegt gewissermaßen immer häufiger in den Tod, wenn er nicht vorher schon verhungert ist.

Wenn es still wird
Nicht nur das Summen der Wildbienen und Hummeln fehlt zunehmend in unserer Landschaft, sondern es singen auch immer weniger Vögel. Flatternde Schmetterlinge werden ebenso zur Seltenheit wie Rebhühner oder Igel und selbst dem Regenwurm geht es an den Kragen. Immer seltener trifft das Kinderlied „Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar“ wirklich noch in der Realität zu. Den Feldlerchen fehlen in hochwachsenden Monokulturen aus Mais und Raps die Nistplätze. Brachflächen verschwinden aus unserer Landschaft, aber auch extensive Wiesen sind zur Seltenheit geworden, auf denen der Star auf Jagd gehen könnte, Feldraine wurden minimiert, und für den Gemüseanbau werden ganze Areale mit Folien bedeckt. Wo sollen hier Vögel noch Nahrung und Nistplätze finden? In den zunehmenden heißen Sommern fehlen auch die Wasserstellen, denn viele Kleingewässer sind verschwunden, mit Gülle oder Pestiziden verunreinigt.

So mancher Vogel flüchtet in Parks und Gärten. Energetische Gebäudesanierung ist angesichts hoher Wärmeverluste beim Heizen sicherlich richtig, doch in top isolierten Gebäuden fehlen die Nistplätze. Wo gibt es denn noch eine Lücke für ein Spatzen- oder Meisennest? Und eine Nisthilfe wird oftmals bei einer Sanierung aus Kostengründen schlicht ‚vergessen‘. Den Amseln macht zunehmend der aggressive Usutu-Virus zu schaffen, der ganze Populationen dahinraffen kann. Wenn Fluginsekten weniger werden, dann nimmt auch die Zahl der Mauersegler, der Rauch- und Mehlschwalben dramatisch ab, denen dazuhin noch die Nistplätze fehlen.

Natur erhalten
Akkurate Rasenflächen in Gärten oder gar Schotterflächen und dezimierte Hecken bieten auch in Gärten kaum noch Lebensraum, und selbst in öffentlichen Parks wurde lange der kleinen Wildnis mit Glyphosat oder Pestiziden zu Leibe gerückt. Wo ständig die Gartenschere oder der Mähroboter im Einsatz sind, da fehlen Insekten, Vögel und Igel. Naturnahe Gärten und Parks sind das Gebot der Stunde!

Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft wurde die Landschaft derart ausgeräumt und mit Monokulturen zugepflastert, dass ein für Vögel lebensfeindlicher Raum entstanden ist. Wir müssen die Biolandwirtschaft ausbauen und im konventionellen Agrarbereich weniger Pestizide und Insektizide einsetzen. Die Gülleflut aus der Massentierhaltung muss gestoppt werden, und dies heißt, dass nur eine zur bewirtschafteten Fläche angemessene Anzahl von Tieren gehalten werden darf. Gülle zerstört nicht nur Kleingewässer und belastet das Grundwasser mit Nitrat, sondern sie reduziert auch die Artenvielfalt auf den Äckern und Wiesen. Die überzogene Intensivierung der Flächenbewirtschaftung muss beendet werden, die auch den letzten Ackerrain unter den Pflug nimmt.
Wir brauchen nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch beim Naturschutz eine Neuorientierung und konsequente Schutzmaßnahmen: Die Natur, die Tiere und Pflanzen, sind langfristig für uns ebenso überlebenswichtig wie der Schutz des Klimas.



Sehr interessant. Da habe ich noch einiges zu lesen.
Viel Spaß!
Amsel, Drossel, Fink und die ganze Vogelschar darf nicht verschwinden von dieser Welt .
Sie sprechen mir aus dem Herzen! Unsere gefiederten Mitlebewesen brauchen mehr Schutz und Lebensraum.
Hier wird einseitig die Landwirtschaft die Schuld für Insektenschwund und Vogelsterben gegeben Die Landwirtschaft produziert heute mit viel weniger Vieh 1904 wahren die Tierbestände bezogen auf die Fläche deutlich höher wie heute Der Pestizid Aufwand hat sich in den letzten 30 Jahren verringert Es macht Sinn nach anderen Ursachen zu Forschen Die Lichtverschmutzung die sich in den letzten Jahren erheblich verändert hat Heute verwenden Mann nur noch LED Lampen mit Tageslichtspektrum Berlin ist heute in über 60 Km Entfernung an seinen Lichtschimmer zu finden
Hauptursache des Insektenschwundes ist nun mal die Konventionelle Landwirtschaft, mit Pestizid und Nitratverseuchten, Monokulturäckern.
Die heutigen Pestizide sind Hochtoxisch, ein Teelöffel reicht, um 1,25 Millionen Bienen zu töten.
5 mit Neonikotiniode gebeizte
Maiskörner töten einen Fasan,
ein Rebhuhn oder eine Saatkrähe.
Flächenversiegelung durch Bebauung und Lichtverschmutzung spielen daher nur eine Nebenrolle, für das Insektensterben, bzw. Artensterben.
Weidetiere spielen dabei auch keine Rolle, denn die bedrohten Insekten, wie Wildbienen, Grillen, Käferarten, Tag und Nachtfalter
ernähren sich nicht von Mist,
wie die nicht bedrohten Fliegen.